Alles andere als nach Plan verlief für Sebastian Vettel der Formel-1-Saisonstart 2020 in Österreich. Dass mit Ferrari unter normalen Umständen nicht allzu viel zu holen sein würde, so viel war bereits frühzeitig so gut wie sicher. Für Vettel kam es allerdings weitaus heftiger als gefürchtet.

Während Charles Leclerc - mit einer beherzten Fahrt, aber auch einer gehörigen Portion Glück - geradezu sensationell auf das Podium fuhr, wirkte Vettels Wochenende wie eine schlechte Karikatur schon altbekannter Probleme aus dem Vorjahr.

Leclerc rettet Ferrari, Vettel patzt und muss einstecken

Im Qualifying schied Vettel bereits im Q2 aus, während Leclerc sich im schwächelnden Ferrari zumindest noch achtbar aus der Affäre zog. Im Rennen ging es unter diesem Gesichtspunkt ähnlich weiter - bis Vettel auch noch einen richtigen Tiefpunkt folgen ließ und sich in Runde 31 durch eine „unerklärliche Fehleinschätzung“, so RTL-Experte Nico Rosberg, drehte, ans Ende des Feldes zurückfiel und die Ziellinie trotz ganzer neun Ausfälle letztlich nur vor dem Williams von Nicolas Latifi sah.

Neben Rosberg kritisierten noch zahlreiche andere Experten und Ferrari-Teamchef Mattia Binotto selbst den vierfachen Formel-1-Weltmeister. Doch einer zeigt nun Verständnis. Einer, der die spezielle Situation bei Ferrari aus eigener Erfahrung kennt - Ross Brawn, der frühere Renndirektor der Scuderia zur großen Zeit von Michael Schumacher.

Ross Brawn: Vettel muss nach Ferrari-Aus durcheinander sein

„Es war ein schwieriger Start in Sebastians letzte Saison mit dem Team. In seinem Kopf muss alles durcheinander sein, seit er herausgefunden hat, dass Ferrari seine Dienste für die nächste Saison nicht länger in Anspruch nehmen will“, verteidigt der heutige Sportchef der Formel 1 Vettel in seiner F1-Kolumne zum vergangenen Rennen.

Formel 1, Vettel im Ferrari-Frust: Der nächste Patzer! (09:39 Min.)

Vettels Performance müsse man auch vor dem Hintergrund dessen sehen, wie der Deutsche von Ferrari abgesägt worden war. Nämlich einseitig von Ferrari, nicht im beiderseitigen Einvernehmen, wie ursprünglich kommuniziert worden war. Das hatte Vettel am Donnerstag in Spielberg zunächst selbst berichtet, Ferrari-Teamchef Mattia Binotto einen Tag später bestätigt und mit veränderten Rahmenbedingungen durch die Corona-Krise begründet.

Brawn: Vettel von Ferrari-Schock abgelenkt

Brawn dazu: „Manchmal sind die Dinge, die einen Fahrer aus der Bahn werden, ziemlich feinsinnig. Sebastian schien überrascht und schockiert von dem, was passiert ist und das muss eine Ablenkung sein, das ist nur verständlich.“

Neben Vettel sieht Brawn auch einen zweiten Mann in der Startaufstellung vor ähnlichen Problemen, Vettels Ferrari-Nachfolger ab 2021, Carlos Sainz. Der Spanier fährt 2020 nun eine ganze Saison als Abschiedstournee bei McLaren. Auch das werde sich nicht zum Besten auf Sainz Saison niederschlagen, glaubt Brawn.

Auch Carlos Sainz vor schwieriger Saison?

„Carlos geht und du kannst den unbewussten Effekt, den das auf das Team und ihn haben wird, nicht ändern“, schreibt der Brite. „Ich habe das selbst während meiner Zeit in einem Formel-1-Team erlebt. Egal wie professionell du bist, wenn jemand geht, ist die Art und Weise, wie du mit einem Fahrer arbeitest, der dich verlässt, anders. Du kannst daran nichts ändern, es passiert einfach.“

Formel 1: Gewinner & Verlierer des Auftakts in Österreich (36:02 Min.)