Lewis Hamilton ist nach gleich zwei Ermittlungen der Stewards nach dem Qualifying der Formel 1 zum Großen Preis von Österreich 2020 einer Strafe entkommen. Die F1-Kommissare unter Leitung von Dr. Gerd Ennser hatten sowohl wegen möglichen Ignorierens gelber Flaggen als auch wegen eines möglichen Verstoßes gegen die Track Limits gegen den Mercedes-Fahrer ermittelt - beide Vorfälle ereigneten sich im entscheidenden Q3.

Zunächst ging es um Hamiltons erste schnelle Runde, erzielt um 15.52 Uhr im finalen Abschnitt. Hier lösten in Kurve zehn die in den Boden eingelassenen Schleifen aus, meldeten somit einen Verstoß gegen die Track Limits. Eine klare Sache. Hamiltons Zeit von 1:03.061 Minuten wurde dem Briten aberkannt. Das entspricht in letzter Konsequenz keiner Strafe, hatte Hamilton sich im zweiten Versuch noch einmal um eine Zehntel verbessert.

Doch auch der zweite Run erregte - noch mehr - Argwohn. Hier lautete der Vorwurf: Hamilton soll zwischen Kurve fünf und sieben trotz gelber Flaggen nicht vom Gas gegangen sein. Unmittelbar vor Hamilton war zuvor Teamkollege Valtteri Bottas am Ausgang von Kurve vier ins Kiesbett gerutscht.

Das hätte mindestens das Streichen auch dieser Runde zur Folge gehabt, Hamilton hätte somit keine Zeit im Q3 mehr vorweisen können, wäre nur noch Zehnter gewesen. Doch es hätte noch härter kommen können. Auch eine Startplatzstrafe wäre hier zusätzlich möglich gewesen - wie etwa bei Max Verstappen im Qualifying zum Mexiko GP im Vorjahr, der drei Plätze aufgebrummt bekam. Damit wäre Hamilton gar nur noch Dreizehnter in der Startaufstellung gewesen.

Hätte, wäre, wenn. Es kam anders. Die Stewards sprachen Hamilton von einem Vergehen frei. Der Brite behält Startplatz zwei. Die Begründung ist interessant: Die Ansicht des Video-Materials durch die Stewards ergab, dass in Kurve fünf zum gegebenen Zeitpunkt gleichzeitig grüne und gelbe Flaggen auf den Anzeigen an der Strecken zu sehen waren, also widersprüchliche Signale. Wegen dieser unklaren Situation hieß es: im Zweifel für den Angeklagten. Hamilton selbst hatte vor den Stewards angegeben, in Kurve fünf einzig grüne Flaggen gesehen zu haben.

Der Konkurrenz dürfte der Freispruch wenig sprechen. Noch vor der Urteilsverkündung sagte etwa Red Bulls Motorsportberater Dr. Helmut Marko bei Motorsport-Magazin.com: "Das war eins zu eins der Max von Mexiko. Und dort hat Hamilton gesagt, wie gefährlich das war."