Um wegen der Coronakrise Geld zu sparen, hat sich die Formel 1 in der Pause darauf verständigt, die eigentlich für 2021 geplante technische Revolution um ein Jahr zu verschieben. Damit die Teams wenig Geld für die Weiterentwicklung ihrer Boliden ausgeben, wurden zahlreiche mechanische Bauteile eingefroren.

Nur die aerodynamische Entwicklung ist von 2020 auf 2021 erlaubt - allerdings bleibt das Reglement auch hier identisch. Bis auf einen entscheidenden Punkt: Die Teams müssen einen kleinen Teil des Unterbodens abschneiden.

Die Unterbodenplatte, die sich derzeit noch bis zu den Hinterrädern auf eine Breite von 1,60 Metern erstreckt, verjüngt sich in der kommenden Saison auf 1,30 Meter. Grund für die Regeländerung: 2020 wird mit den 2019er Reifen gefahren, weil sich die Teams gegen das von Pirelli neu entwickelte Produkt aussprachen.

Formel-1-Reglement 2021: Reifen brauchen Änderungen

Genau diese Reifen sollen auch 2021 zum Einsatz kommen. Weil die Autos dann durch die Weiterentwicklung noch schneller würden, könnte die Belastung auf die Pneus zu hoch werden. Deshalb hat die technische Arbeitsgruppe nach Lösungen gesucht, den Abtrieb etwas zu reduzieren, ohne dabei die gesamte Fahrzeugaerodynamik zu zerstören.

Das Problem: Genau das scheint nun passiert zu sein. "Ob man es glaubt oder nicht, diese kleine Änderung am Unterboden hat einen ziemlich signifikanten Einfluss auf die Performance des Autos", verrät Racing Points Technik-Direktor Andrew Green.

"Man muss leider nicht nur den Unterboden neu designen, sondern die gesamte Aerodynamik", gibt Green zu Bedenken. In erster Linie verlieren die Autos durch den beschnittenen Unterboden Abtrieb an der Hinterachse. Um die Balance zu wahren, müssen die Ingenieure an der Front reagieren." Dadurch wird wiederum die gesamte Fahrzeugaerodynamik beeinflusst.

Doch warum haben sich die Techniker dann für das Abschneiden des Unterbodens entschieden? Am einfachsten wäre es gewesen, einfach die Flügel zu verkleinern. Eine Reduktion in Breite und/oder Tiefe hätte ebenfalls Abtrieb gekostet.

Allerdings wäre der Effekt von Strecke zu Strecke unterschiedlich groß gewesen. In Spa beispielsweise werden verhältnismäßig kleine Flügel gefahren. Dort treten jedoch mitunter die höchsten Kräfte der gesamten Saison auf. Eine Verkleinerung der Flügel wäre deshalb nicht genug gewesen, weil die flachen Flügel dort ohnehin schon weniger Abtrieb liefern.

Formel-1-Simulationen liefern andere Ergebnisse

Deshalb kamen die Ingenieure am Ende zu dem Schluss, den Unterboden abzuschneiden. Allerdings dachten sie da noch, dass diese Verkleinerung keine drastischen Auswirkungen auf das Fahrzeug haben würde. Die Diskussionen wurden während des Shutdowns geführt. In dieser Phase durften die Teams keine Simulationen am aktuellen Boliden vornehmen. Stattdessen musste man sich auf die Analysen der Formel 1 verlassen.

Die Formel 1 hat sich ein eigenes Expertenteam aufgebaut, um selbst Simulationen durchführen zu können, Foto: Motorsport-Magazin.com
Die Formel 1 hat sich ein eigenes Expertenteam aufgebaut, um selbst Simulationen durchführen zu können, Foto: Motorsport-Magazin.com

"Erst als wir nach der Pause zurückkamen und selbst getestet haben, haben wir realisiert, wie groß die Änderung ist", so Green. "Wir wollten keine Änderungen, welche den aerodynamischen Fluss stark beeinflusst. Leider macht die Änderung, die durchgewinkt wurde, genau das." Der Brite nimmt es aber sportlich: "Es ist für alle Teams gleich, wir sitzen alle im selben Boot. Und wir mussten etwas ändern, um den Abtrieb zu reduzieren."

Nach den ersten Analysen glaubt Green, dass nicht nur die Weiterentwicklung eingedämmt wird, sondern die gesamte Fahrzeugperformance darunter leiden wird. "Es würde mich wundern, wenn die Änderung jemand abfedern könnte. Ich erwarte, dass die Autos 2020 am Gipfel der Performance sein werden und 2021 dann etwas langsamer sind."