Die Coronakrise hat die Formel 1 dazu gezwungen, die große Revolution aufzuschieben. Eigentlich sollte sich 2021 alles ändern: technisch, sportlich und auch finanziell. Einzig die finanzielle Revolution kommt pünktlich und dazu noch in verstärkter Form. Doch den technischen und sportlichen Paradigmenwechsel hat man aufgeschoben.

Um Geld zu sparen, bleibt das aktuelle Reglement noch ein Jahr länger im Einsatz. Allerdings gibt es trotz des Einfrierens zahlreicher Komponenten geringfügige Anpassung. Weil Pirelli keinen komplett neuen Reifen entwickeln will, müssen die Autos etwas abgerüstet werden. Pirelli fürchtet, eine weitere Entwicklung der Boliden würde ihre Reifen, die eigentlich für 2019 entwickelt wurden, überfordern.

Aerodynamik-Eingriffe sind Drahtseilakt

Die Eingriffe sind ein Drahtseilakt: Es gilt, das Technische Reglement nur soweit abzuändern, dass die Autos nicht mehr schneller werden, die Eingriffe aber keine unerwünschten Nebeneffekte auf die bestehenden Designs haben. Sonst würde man die Sparpläne, die man mit dem Einfrieren der Komponenten hat, torpedieren.

Die Technische Arbeitsgruppe hat sich der Herausforderung angenommen und Artikel 3.7 im Technischen Reglement ins Visier genommen. Darin werden Unterboden und Diffusor genauer definiert.

Derzeit darf sich der Unterboden bis zu den Hinterrädern über eine Gesamtbreite von 1,60 Meter erstrecken. Durch eine Beschneidung direkt vor den Hinterrädern, so die Experten, könne der Abtrieb reduziert werden, ohne dabei die gesamte aerodynamische Struktur zu beeinflussen.

Eine Spielwiese der Aerodynamiker wird 2021 beschnitten, Foto: LAT Images
Eine Spielwiese der Aerodynamiker wird 2021 beschnitten, Foto: LAT Images

Konkret wird dabei ein Dreieck aus dem Unterboden ausgeschnitten. Dieses Dreieck wird aufgespannt aus einer Parallelen zur Fahrzeugmittelachse im Abstand von 80 Zentimetern, der Fahrzeughinterachse und einer Linie, die durch einen Punkt auf der C-C Ebene und der Hinterachse führt.

Dadurch verlieren die Aerodynamiker einen wichtigen Bereich direkt vor den Hinterrädern, der besonders stark von den breiten Gummiwalzen verwirbelt wird. Dort experimentierten die Ingenieure zuletzt nicht nur mit Schlitzen, sondern auch mit vertikalen Luftleitblechen.

Formel-1-Mindestgewicht steigt 2021 weiter an

Zusätzlich zum leicht getrimmten Unterboden werden die Autos auch noch schwerer. Das aktuelle Rekordgewischt von 746 Kilogramm steigt noch einmal um drei Kilogramm an. 2021 müssen die Boliden samt Fahrer damit mindestens 749 Kilogramm auf die Waage bringen. Der erneute Anstieg ist auf eine Anhebung des Mindestgewichts bei den Power Units zurückzuführen. Sie müssen künftig 150 statt 145 Kilogramm auf die Waage bringen.

Außerdem hat die FIA noch an einem weiteren Abschnitt Hand angelegt: Artikel 5.3.8 wurde überarbeitet und spezifiziert. Darin werden die Verbindungen zwischen Motor und Monocoque und zwischen Motor und Getriebe geregelt.

Bislang war der entsprechende Artikel etwas zweideutig formuliert. Er erlaubte maximal je sechs M12-Bolzen zur Anbindung, schrieb aber nicht genau vor, dass diese Zahl auch ausgenutzt werden muss. 2021 müssen sechs M12-Bolzen Chassis und Motor verbinden, das Getriebe muss mit vier Bolzen am Motor angeflanscht sein, unter gewissen Voraussetzungen sind auch sechs erlaubt.

Die Änderungen wurden von der Strategiegruppe und von der Formel-1-Kommission bereits abgesegnet. Der Motorsportweltrat WMSC dürfte am Mittwoch seine Zustimmung geben.