Der seit 1929 ausgetragene, legendäre Grand Prix von Monaco kehrt nach einem Jahr Corona-Pause 2021 wieder zurück in den Kalender der Formel 1. Ein Segen für die Königsklasse. Denn Monaco ist ein Rennen wie kein anderes - und bietet damit auch eine große Anzahl an Ausnahmen und Sonderfällen.

Der Stadtkurs im südfranzösischen Fürstentum genießt auch dank seiner weit zurückreichenden Geschichte Sonderstatus. Als Teil der "Triple Crown" des Motorsportes - gemeinsam mit den 500 Meilen von Indianapolis und den 24 Stunden von Le Mans - gilt er als DAS Rennen, das es zu gewinnen gilt. Motorsport-Magazin.com rollt die Eigenheiten auf.

1: Formel 1, Monaco und die Renndistanz

Artikel 5.3 im sportlichen Reglement der Formel 1 besagt: Ein Grand Prix muss über die 305-Kilometer-Marke kommen. Aber Monacos 78 Runden zu je 3,3 Kilometern machen in Summe nur 260 Kilometer aus. Regelverstoß ist das nicht, denn Unterpunkt 5.3 a) bietet tatsächlich eine Ausnahme, in der Monaco genannt wird: Hier müssen nur 260 Kilometer überschritten werden.

Die Gründe dafür sind simpel, Sicherheit und Renn-Dauer. Besonders Letzteres ist heute relevant, denn ein modernes F1-Rennen darf nicht länger als zwei Stunden dauern. Da Monaco aber ein so langsamer Kurs ist, käme die Formel 1 selbst ohne Unterbrechung an diese Marke. Ein Safety Car - im Leitplankenkanal sehr wahrscheinlich - würde bereits einen vorzeitigen Abbruch auslösen. Daher die Kürzung, mit ihr dauert das Rennen noch immer 100 Minuten. 1967 wurde zum letzten Mal die traditionelle 100-Runden-Distanz gefahren, Denny Hulme gewann nach harten 2:34:34,3.

2: Formel 1, Monaco und der Zeitplan

Ein Formel-1-Wochenende beginnt am Freitag mit den ersten Trainings, am Samstag folgt das Qualifying und am Sonntag das Rennen. Nicht in Monaco: Hier wird am Donnerstag trainiert, am Freitag haben alle frei. Das ist auf einen praktischen Grund zurückzuführen: Freitags wurde die Strecke noch einmal für den Straßenverkehr geöffnet, schließlich handelt es sich um einen Stadtkurs, und hier wohnen auch Leute.

Heute wird der Freitag übrigens längst auch für Rahmenserien genutzt, der Zeitplan ist zu dicht gedrängt. Denn genauso Tradition hat, dass kleinere Formelserien am Wochenende das Programm unterfüttern, damit die Stars der Zukunft sich auf einem der schwierigsten Kurse des F1-Kalenders profilieren können.

Die Formel 2 startet ebenfalls in Monaco, Foto: LAT Images
Die Formel 2 startet ebenfalls in Monaco, Foto: LAT Images

3: Formel 1, Monaco und Boxen und Fahrerlager

Platz ist in Monaco ohnehin schwer zu bekommen. Die Strecke schlängelt sich durch die engen Straßen einer Stadt, die hoch in ein Gebirge wächst. Neben der Zielgeraden gab es gerade einmal genug Raum für eine Boxenanlage, die hier anders als an den meisten Rennstrecken zwischen Gerade und Boxengasse liegt. Direkt neben der Boxengasse folgt schon ein Schwimmbad.

In Monaco ist es extra-eng, Foto: Sutton
In Monaco ist es extra-eng, Foto: Sutton

Aber wo ist eigentlich das Fahrerlager? Die Teams haben nur Räume im Boxengebäude, alles andere wird abseits der Strecke ausgelagert. Wer zu den Motorhomes will, muss am Südende der Strecke die Rascasse-Kurve überqueren, das Fahrerlager wird dahinter in den Hafen gezwängt. Alles, was darüber hinaus geht, wird auf einen Parkplatz ausgelagert. Wer es sich leisten kann, der kann für sein Motorhome natürlich auch einen Liegeplatz im Hafen kaufen und auf es dort auf einem schwimmenden Floß aufbauen - die Red-Bull-Methode.

4: Formel 1, Monaco und das Podium

Die Podium-Feierlichkeiten sind in der Formel 1 eigentlich streng reglementiert, doch Monaco bekommt wieder eine Ausnahme. Teils auch aus Platzgründen - jahrelang gab es überhaupt kein Podium. Die Top drei stellten nach dem Rennen ihre Autos vor der Loge des Fürsten von Monaco ab - direkt auf der Zielgeraden - und bekamen dort ihre Pokale.

In Monaco feiert man auf der Zielgeraden, Foto: LAT Images
In Monaco feiert man auf der Zielgeraden, Foto: LAT Images

Seit 2017 gibt es ein dezidiertes Podium gleich nebenan, doch nach wie vor gibt es kein klassisches Parc Ferme, wie man es von anderen Strecken kennt. Alle Festivitäten finden direkt auf der Zielgeraden ab, statt Absperrungen halten Streckenposten die ekstatischen Teammitglieder zurück.

5: Formel 1, Monaco und die Grid Girls

Ab 2018 war eigentlich Schluss mit den Grid Girls, die in der Formel 1 jahrzehntelang in der Startaufstellung die Positionsschilder der Fahrer hielten. Dieser Ansage wollte sich Monaco nicht beugen, und sie mussten auch nicht: 2018 standen trotz alldem wieder Grid Girls auf der Startaufstellung.

Es sei eben Tradition, so wurde es gerechtfertigt. Und überhaupt - da geht es nicht nur um optischen Aufputz, sondern darum, das Fürstentum mit Stil und Eleganz zu repräsentieren. Außerdem wurden der politischen Korrektheit halber auch Grid Boys daneben gestellt.

Grid Models im Jahr 2019, Foto: LAT Images
Grid Models im Jahr 2019, Foto: LAT Images

6: Formel 1, Monaco und die Bildregie

Einst wurde in der Formel 1 fast jedes Rennen von einem lokalen Fernsehsender produziert, und der Rest der Welt erhielt lediglich die Bilder zugespielt. Diese Praxis fand in der jüngeren Vergangenheit ihr Ende, mittlerweile ist für die Bildregie fast bei jedem Rennen das Medien-Team von Formula One Management zuständig.

Warum fast? Weil in Monaco nicht FOM die Regie führt, sondern Tele Monte Carlo. Tradition bleibt Tradition. FOM stellt nur das Equipment und die Ressourcen bereit. Aber während sie 20 Rennen im Jahr Erfahrung sammeln, hat TMC nur dieses eine Rennen.

7: Formel 1, Monaco und die Startgebühr

Wer ein Formel-1-Rennen austragen will, muss außerdem eigentlich gleich einmal ordentlich Geld hinblättern, damit der Zirkus sich der Idee gewogen zeigt, anzutanzen. Nur Monaco muss das nicht, denn Monaco hat so viel Geschichte, dass sich die Formel 1 hier einfach zeigen muss. Monaco zahlt also fast nichts für die Formel 1 - muss aber trotzdem ordentlich was auf den Tisch legen, um die Strecke F1-fit zu bekommen.