1994 war bereits Michael Schumachers dritte volle Formel-1-Saison, und doch fehlte etwas. Fünf Siege hatte er seit seinem Debüt 1991 gefeiert, aber kein einziges Mal hatte er seinen Benetton auf die Pole stellen können. Noch war nichts zu sehen von jenem Qualifying-Meister, der mit 68 Poles in seiner Karriere am Ende Ayrton Sennas Bestmarke überbieten sollte.

Stilecht kam die erste Pole aber auf der ultimativen Fahrerstrecke, auf dem Stadtkurs von Monaco. Die Saison 1994 hatte Schumacher mit drei Siegen begonnen, die erste Pole schien nur noch eine Frage der Zeit. Schumacher begann auch das Monaco-Wochenende stark, bevor im Qualifying der Langzeit-Rivale Mika Häkkinen im McLaren Paroli zu bieten versuchte. Für beide ging es um die erste Pole der Karriere.

Michael Schumacher 1994 in Monaco, Foto: Sutton
Michael Schumacher 1994 in Monaco, Foto: Sutton

Die ließ sich Schumacher aber nicht nehmen. Auf seiner letzten Runde war er fast perfekt, nur ein kleiner Quersteher in der letzten Kurve kostete Zeit. Trotzdem war er mit 1:18.560 ganze 0,928 Sekunden schneller als Häkkinen. Eine würdige erste Pole, 67 weitere sollten folgen. Fast hätte er 18 Jahre später auch seine letzte Pole im Fürstentum erzielt - 2012 fuhr er für Mercedes die schnellste Qualifying-Zeit, doch eine Startplatz-Strafe brachte ihn um Pole Nummer 69.

Formel 1 heute vor 35 Jahren: Senna fährt in eine neue Dimension

Ayrton Sennas Deklassierung von Alain Prost im Monaco-Qualifying von 1989 war in dieser Serie bereits Thema, aber sie war natürlich die zweite Deklassierung. Die erste - ein Jahr davor geschehen - ist noch berühmter, und noch beeindruckender.

1,427 Sekunden kassierte Prost vom Monaco-Meister Senna 1988. Was zum Mythos der Runde beitrug, war Sennas Beschreibung ebendieser, rezitiert in der Dokumentation 'Senna'. "Ich war schon auf Pole, und ich wurde immer schneller. Runde für Runde, schneller, schneller und schneller. Plötzlich war ich fast zwei Sekunden schneller als alle anderen, selbst als mein Teamkollege im gleichen Auto. Dann habe ich realisiert, dass ich das Auto nicht mehr bewusst fahre."

Senna 1988 in Monaco, Foto: Sutton
Senna 1988 in Monaco, Foto: Sutton

"Ich fuhr irgendwie instinktiv, in einer anderen Dimension. Es war, als ob die ganze Strecke ein Tunnel für mich war. Ich bin gefahren, gefahren, gefahren, mehr, mehr und mehr, und mehr. Ich war über dem Limit und konnte trotzdem mehr finden. Dann hat mich plötzlich was getreten. Ich bin aufgewacht und habe realisiert, dass ich in einer anderen Atmosphäre als sonst war. Sofort habe ich rausgenommen, bin an die Box gekommen und traute mich an dem Tag nicht mehr auf die Strecke."

Am Sonntag warf er mit 50 Sekunden Vorsprung den Sieg mit einem kleinen Fehler in die Leitplanken der Portier-Kurve. Prost gewann.

Was sonst noch geschah:

Vor 6 Jahren: In einem überraschend spannenden Spanien-GP ringt Lewis Hamilton im Kampf der Giganten Sebastian Vettel nieder.
Vor 17 Jahren: Fernando Alonso versetzt die Spanier mit einem dominanten Heimsieg in Barcelona in Ekstase. Im Hintergrund begraben fünf Motorenhersteller ihre Pläne für eine Piratenserie und einigen sich mit Bernie Ecclestone, auch nach 2007 Formel 1 zu fahren.
Vor 28 Jahren: Michael Schumacher gewinnt den Spanien-GP von 1995, Johnny Herbert fährt als Zweiter sein erstes Podium ein.
Vor 51 Jahren: Jean-Pierre Beltoise fährt in Monaco 1972 überraschend seinen ersten und einzigen F1-Sieg ein, bei starkem Regen überrundet er fast das ganze Feld.
Vor 62 Jahren: Stirling Moss gewinnt den Monaco-GP von 1961 in einem privat eingesetzten Lotus ohne Seitenverkleidung, um sich im Cockpit besser zu kühlen.