Von 15 bis 18 Rennen spricht Formel-1-Boss Chase Carey noch immer. Die sollen 2020 trotz Coronakrise abgehalten werden - obwohl bereits zehn Rennen vertagt, respektive komplett abgesagt werden mussten. Und trotzdem - oder sogar deshalb - spricht der eine oder andere von einem Comeback der Formel 1 auf dem Hockenheimring.

Die Frankfurter Allgemeine Zeitung berichtet nun, die Formel 1 habe mit dem Hockenheimring Kontakt aufgenommen, um noch in diesem Jahr einen GP auszutragen. Wie stehen die Chancen auf einen Deutschland GP 2020? Warum ist Hockenheim ausgerechnet in der schweren Coronakrise im Gespräch, obwohl das Rennen eigentlich gar nicht im Kalender stand?

Lockerer Kontakt zwischen Formel 1 und Hockenheim

Tatsächlich hat sich seit dem 17. April nicht viel geändert. Damals berichtete Motorsport-Magazin.com, dass der Hockenheimring prinzipiell bereit wäre, sollten alle Rahmenbedingungen passen.

Eine konkrete Anfrage seitens der Formel 1 gab es auch seither nicht an den Hockenheimring. Grundsätzlich stehen beide Parteien in Kontakt und tauschen sich ohnehin regelmäßig aus. Lose Gespräche gibt es also, und die baden-württembergische Rennstrecke betont seit jeher, im Gespräch für zukünftige Kalenderplanungen bleiben zu wollen, auch wenn man den Grand Prix 2020 verloren hat.

Zwar streckt die Formel 1 die Fühler zuletzt wieder etwas weiter Richtung Deutschland aus, aber die Lage ist kompliziert. Die Hauptsorge der Rennserie ist es, trotz Coronakrise möglichst viele Rennen zu fahren.

Formel 1 muss 2020 nach allen möglichen Rennen suchen

Am 05. Juli soll in Österreich endlich der Startschuss für die Formel-1-Saison 2020 fallen, eine Woche später soll schon der zweite Grand Prix ausgetragen werden - an gleicher Stelle. Damit in der aktuellen Situation Rennen überhaupt denkbar sind, werden sie selbstverständlich vor leeren Rängen ausgetragen.

Es geht der Formel 1 längst nicht mehr um Qualität, die Quantität der Rennen muss stimmen, damit der Sport überleben kann. Weil sich Rennen für die Strecken, respektive den Promoter ohne Zuschauer nicht rentieren, bekommt die Formel 1 hier keine Antrittsgelder.

Die Formel 1 muss aber Rennen fahren, um die TV-Stationen bei Laune zu halten. TV-Verträge bringen ähnlich viel Geld wie die Antrittsgebühren. Einen Teil der Antrittsgebühren hat die Formel 1 schon abgeschrieben. Aber die TV-Gelder sollen weiterhin fließen.

Hilft neue finanzielle Situation Hockenheim?

Deshalb will die Liberty Media auch Rennen austragen, wenn dafür keine Gebühr vom Streckenbetreiber bezahlt wird. Besser nur das Geld der TV-Stationen, als gar kein Geld. Und deshalb ist plötzlich auch wieder Hockenheim auf dem Radar.

Lewis Hamilton 2019 auf dem Hockenheimring, Foto: LAT Images
Lewis Hamilton 2019 auf dem Hockenheimring, Foto: LAT Images

In Deutschland kann das Coronavirus verhältnismäßig gut gemanagt werden, Infektionszahlen sind im internationalen Vergleich niedrig, das Gesundheitssystem nicht überfordert. Aktuell ist ein Rennen in Deutschland realistischer als eines in Italien oder Spanien.

Hockenheim war 2020 im Kalender nicht eingeplant, weil die Rennstrecke das finanzielle Risiko der hohen Antrittsgebühren nicht tragen wollte und konnte. Doch aufgrund der aktuellen Situation gibt es womöglich kein finanzielles Risiko mehr.

Hockenheim-Comeback der Formel 1 von viel abhängig

Allerdings stellt Hockenheimring-Geschäftsführer Jorn Teske auch klar: "Es geht nach Corona nicht mehr nur darum, kein Geld zu verlieren." Heißt im Klartext: Während man in der Vergangenheit mit einer schwarzen Null durch die Formel 1 gut leben konnte, muss man nach der Krise auch wieder Geld verdienen.

Wie ernst die Lage ist, machte Teske im ausführlichen Videointerview mit Motorsport-Magazin.com deutlich. Noch immer ist der Normalzustand aufgrund der behördlichen Beschränkungen weit entfernt.

Interview: Hat die Formel 1 eine Zukunft in Hockenheim? (20:35 Min.)

Und das ist der nächste Punkt: "Alle Begebenheiten müssten das erst einmal zulassen", so Teske. "Rechtlich müsste es überhaupt möglich sein, es müsste verantwortbar sein und vor allem müsste die Gesundheit sichergestellt sein."

Selbst wenn es alle Rahmenbedingungen zuließen, wäre das zweite unerwartete Deutschland-Comeback nicht garantiert. "Wir drängen uns nicht auf und es gibt sicherlich 22 Rennstrecken im Kalender, die zunächst einmal Priorität haben", stellt Teske klar.

Fazit: Eine Minimalchance besteht tatsächlich aufgrund der besonderen Umstände. Besonders wahrscheinlich ist es allerdings nicht. Und: Die Fans hätten wahrscheinlich ohnehin nicht viel davon: An ein vollbesetztes Motodrom ist leider - egal in welcher Rennserie - erst einmal nicht zu denken.