Neue Hiobsbotschaft für die Formel 1. Am Dienstabend verkündete der niederländische Premierminister Mark Rutte in Den Haag eine Verlängerung des Verbots genehmigungspflichtiger Veranstaltungen in den Niederlanden. Dieses hatte zunächst bis zum 1. Juni gegolten, nun sind es gleich drei Monate mehr. Die Regierung verlängerte das Verbot bis zum 1. September.

Davon betroffen ist mitunter die niederländische Fußballliga. Nicht einmal Geisterspiele, also vor leeren Rängen, sind bis zu diesem neuen Stichtag gestattet. Die restliche Saison der Eredivisie muss deshalb abgesagt werden. Weil das Verbot nicht nur im Fußball gilt, sondern den Sport oder gar Veranstaltungen jeder Art trifft, ist auch der Niederlande GP in Zandvoort betroffen.

Formel 1: Zandvoort will kein Geisterrennen

Ursprünglich war das Comeback des Dünenkurses im Formel-1-Kalender für das erste Mai-Wochenende (1.5.-3.5.) angesetzt gewesen. Dieser Termin wurde - wie sieben andere Rennen - bereits auf unbestimmte Zeit verschoben.

Anders als manch anderer Veranstalter betonten die Verantwortlichen in Zandvoort wenig später jedoch, ein Rennen vor leeren Rängen komme für den Niederlande GP nicht in Frage. Der Hintergrund ist offensichtlich. Gerade in den Niederlanden herrscht aktuell ein großer Hype, dem neuen Nationalheld Max Verstappen sei Dank. Das Rennen ist bei Weitem ausverkauft, leicht hätte Zandvoort ein Mehrfaches an Tickets verkaufen können. Nun vor leeren Rängen zu fahren, würde dem völlig zuwiderlaufen.

Kompromiss schwieriger als in Österreich

Das ist durch das verlängerte Verbot nun nicht einmal mehr von Seiten der Regierung gestattet. Vor September darf also nicht einmal ein Geisterrennen stattfinden. Danach soll das - nun wieder von Zandvoort-Seite - auch weiterhin nicht passieren. Wenn, dann nur mit Zuschauern.

Wie sieht die neue Formel 1 nach der Krise aus? (02:04:00)

„Das ist für uns unmöglich“ bekräftigt Jan Lammers, Sportdirektor in Zandvoort, in der niederländischen Zeitung ‚De Telegraaf’. „Und wir wollen keine vagen Pläne präsentieren. Wir wollen das Event wie angestrebt durchführen und wir sind bereits, loszulegen. Aber es ist der Virus, der regiert. Singapur dachte auch, sie hätten alles richtig gemacht und jetzt bedauern sie, die Regeln gelockert zu haben.“

Zandvoort erwartet kein komplettes GO ab September

Umso unwahrscheinlicher erscheint eine Gestattung durch die Regierung, sogar vor voll besetzten Rängen zu fahren. Ein wie aktuell in Österreich angestrebter Kompromiss scheint ausgeschlossen, besteht Zandvoort weiter auf Publikum. „Ich denke nicht, dass nach dem 2. September plötzlich alles freigegeben wird“, mahnt auch Streckendirektor Robert van Overdijk.

Deshalb hegt Sportdirektor Lammers nun erhebliche Zweifel, ob das Comeback Zandvoorts 2020 überhaupt noch seigen kann. „Wir müssen abwarten, welche Möglichkeiten uns noch geboten werden, aber ich halte es nicht für wahrscheinlich, dass es dieses Jahr möglich sein wird“, sagt der ehemalige Formel-1-Fahrer.

Zandvoort: Comeback 2020 jetzt unwahrscheinlich

„Es ist wie es ist“, hadert Lammers nach Verkündung der lang erwarteten, nun für Zandvoort niederschmetternden Entscheidung. „Immerhin besteht jetzt Klarheit und ich respektiere auch die Bewertungen der Experten. Aber das Management der Formel 1 und die FIA stehen nun vor einer fast unmögliche Aufgabe, noch einen Kalender für dieses Jahr zusammenzubekommen.“

Update 17:00 Uhr: Im niederländischen Radiosender 'Veronica' rudert Lammers von seiner Absage an Geisterrennen nun plötzlich zurück. "Jetzt sind alle Optionen vorstellbar. An einem Punkt, habe ich ein eher persönliches Statement abgegeben als ein Statement von meinem Posten aus. Ich dachte: Ohne Publikum ... eh ... [das geht nicht] ... wenn du alles am Laufen hast", sagt Lammers. Jetzt gelte die Maxime: Lieber ein Geisterrennen als gar kein Rennen.

Nachbar Belgien sucht Lösung, Frankreich kurz vor Absage

Kaum besser als für Zandvoort sieht es für den unmittelbaren F1-Nachbarn Spa aus. Auch in Belgien gilt ein Verbot von Großveranstaltungen bis Ende August. Davon ist der Termin des Formel-1-Rennens in den Ardennen knapp betroffen. Der Promoter schließt eine Austragung vor leeren Rängen nicht kategorisch aus und plant aktuell mit allen Varianten - von vollständiger Absage über Geisterrennen bis hin zu regulärer Austragung zu anderem Zeitpunkt.

Starten soll die Formel-1-Saison 2020 nach aktuellem Stand Ende Juni in Frankreich. Das Rennen soll jedoch kurz vor der Absage stehen. Stattdessen verdichten sich die Anzeichen, dass die Saison mit zwei Rennen auf dem Red Bull Ring Anfang Juli in Österreich, gefolgt von einem Doppel im britischen Silverstone zumindest einmal begonnen werden soll.