Robert Kubica Interview: DTM auf gleichem Level wie Formel 1: (33:08 Min.)

Was als Sensation begann, endete als sportliche Enttäuschung: Robert Kubicas vielbeachtetes Comeback in der Formel 1. Einer der talentiertesten Rennfahrer der vergangenen 15 Jahre erlebte beim unterlegenen Williams-Rennstall eine echte Pleiten-Saison. Zwar ergatterte Kubica den einzigen WM-Zähler für die Truppe aus dem britischen Grove, im Qualifying-Duell mit seinem jungen Teamkollegen George Russell ging er jedoch gnadenlos unter.

Trotz der sportlichen Rückschläge zeigt sich der 35-Jährige versöhnlich mit der kurzzeitigen Rückkehr ins F1-Cockpit. "Aus persönlicher Sicht war das vielleicht sogar mein größter Erfolg", sagt der 97-fache Grand-Prix-Starter im Video-Interview mit Motorsport-Magazin.com (siehe oben). "Nicht nur, weil ich wieder in die Formel 1 kam, sondern, weil ich konkurrenzfähig war - auch wenn die Ergebnisse das so nicht gezeigt haben."

Tatsächlich hatte wenige Jahre zuvor kaum jemand ein Comeback in der Königsklasse des Formelsports für möglich gehalten. Kubica tastete sich nach seinem schweren Unfall 2011 bei der Ronda di Andora-Rallye, bei dem sein rechter Arm von einer Leitplanke durchbohrt wurde, langsam zurück in die Welt des Rennsports. An die Glanzzeiten, zu denen er als nächster Ferrari-Fahrer gehandelt wurde, konnte Kubica jedoch nie anknüpfen.

Nicht viele Leute wissen, was ich durchgemacht habe

"Nicht viele Leute wissen, in was für einer schlechten Verfassung ich nach dem Unfall war und was ich durchgemacht habe", blickt der polnische Nationalheld jetzt zurück. "Da ist es nicht einfach, nach so vielen Jahren in den Sport zurückzukehren und konkurrenzfähig zu sein. Das gilt vor allem für die Formel 1. Ich habe es aber geschafft."

In der F1 ist als Fahrer erst einmal Schluss, doch Kubica möchte sich weiter auf hohem Niveau beweisen. 2020 wagt der Kanada-GP-Sieger von 2008 mit dem Einstieg in die DTM ein neues Abenteuer. Mit einem privat eingesetzten BMW des ORLEN Team ART stellt sich Kubica der Tourenwangenelite. Parallel unterstützt er auf Wunsch seines Sponsors Alfa Romeo in der Formel 1 als Test- und Ersatzfahrer.

Kubica: Deshalb ist DTM für mich so wichtig

"Als Reservefahrer ist es jetzt etwas anders, aber ich nutze die Gelegenheit, um in der F1 zu bleiben", sagt Kubica. "Man weiß ja auch nie, was passiert. Aber am Ende bin ich realistisch und deshalb ist die DTM ja auch so wichtig für mich. Ich wollte dieses Jahr Rennen fahren, hatte in der Formel 1 aber nicht mehr die Gelegenheit dazu."

Vor der Corona-Krise sollte Kubicas Priorität bei Kalenderüberschneidungen auf dem DTM-Programm liegen. Parallel dazu standen Einsätze für Alfa bei Formel-1-Trainings zur Diskussion. Zuletzt kehrte er bei den Wintertestfahrten in Barcelona zurück ins F1-Cockpit.

"Es geschafft zu haben, dass ich mit zwei Teams zwei Programme bestreiten kann, war nicht einfach", sagt Kubica. "Vor allem, weil im Motorsport solch ein starker Wettbewerb herrscht. Das ist ein bisschen, als spiele man für den FC Bayern in der Champions League und gleichzeitig für ein italienisches Team in der Serie A."

Im Herbst seiner motorsportlichen Karriere wagt Kubica, der zwischen 2006 und 2010 für BMW-Sauber und Renault zwölfmal einen Podestplatz errang, einen kurzen Rückblick - und der fällt trotz des tragischen Rückschlages vor neun Jahren positiv aus: "Mit 35 Jahren machst du in deiner Karriere Höhen und Tiefen durch. Natürlich lief es wegen meines Unfalls nicht wie erhofft. Aber alles in allem bin ich glücklich, dass ich in der Formel 1 für gute Teams fahren durfte."