Ende oder Legende? So titelten wir in unserer letzten Print-Ausgabe. Möglicherweise lagen wir beiden Optionen falsch. Sebastian Vettels Formel-1-Vertrag mit Ferrari läuft Ende der Saison 2020 aus. Deshalb drängte sich die Frage auf: Holt Vettel im sechsten Jahr den ersehnten Ferrari-Titel und macht sich endgültig zur Legende oder hängt der Heppenheimer seine Rennhandschuhe womöglich an den Nagel?

Die Coronakrise verändert die Sachlage jedoch ungemein. Das erste Rennen findet frühestens Ende Juni, tendenziell eher im Juli statt. Bis dahin wollen die Teams aber langsam Gewissheit, wie es im nächsten Jahr weitergeht. Auch bei Ferrari könnte eine Entscheidung fallen, ehe das erste Rennen gestartet ist.

Krise bremst Vettel-Vertrag

"Das hängt davon ab, wann das erste Rennen stattfindet. Aber die Chance, dass wir eine Entscheidung vor dem ersten Rennen treffen müssen, ist groß", sagte Sebastian Vettel in einer Videokonferenz mit Journalisten, an der auch Motorsport-Magazin.com teilnahm.

"Priorität hatte zuerst, mit der [Corona-]Situation richtig umzugehen, deshalb war zunächst alles auf Hold", verriet der viermalige Formel-1-Weltmeister. "Wir werden Fortschritte machen, aber es gibt keine richtige Deadline, ob vor dem ersten Rennen oder nicht. Das hängt davon ab, wann das erste Rennen sein wird."

Dass man sich derzeit nicht persönlich treffen kann und an einem Tisch verhandeln kann, sieht Vettel nicht als Problem an: "Das rührt eher noch aus den Zeiten von Enzo Ferrari. Klar, irgendwann sitzt man am gleichen Tisch, das fehlt aktuell. Aber es läuft auch schon sehr viel ohne den gemeinsamen Tisch."

Neuer Vettel-Vertrag über mehrere Jahre?

Interessant sind die Verhandlungen nicht nur aufgrund des ungewöhnlichen Zeitpunkts vor Saisonstart: Weil die Formel 1 die Regel-Revolution um eine Saison auf 2022 verschoben hat, müsste Vettel mindestens zwei weitere Jahre dranhängen, um sich ein Bild von der neuen Formel 1 zu machen.

Mit einer von italienischen Medien bereits kolportierten Vertragsverlängerung um ein Jahr könnte der 32-Jährige derzeit offenbar nicht leben: "Normalerweise liefen all meine Verträge in der Vergangenheit über drei Jahre… Auch wenn ich einer der erfahrensten Fahrer in der Formel 1 bin, bin ich nicht der Älteste. und ich glaube, es gibt kein Alterslimit. Es wird ein Deal sein, mit sich das Team und ich wohl fühlen."

Interview: Hat die Formel 1 eine Zukunft in Hockenheim? (20:35 Min.)