Gute Nachrichten in Sachen Corona sind dieser Tage selten. Am Mittwoch gab es in Bezug auf den 2020er Kalender der Formel 1 allerdings mal eine positive Meldung: Einer Austragung des Großen Preises von Österreich am 5. Juli widerspricht die Regierung der Alpenrepublik nicht prinzipiell - unter strengen Auflagen könne das durchaus möglich sein, so Sportminister und Vizekanzler Werner Kogler.

Nur Stunden später folgte jedoch gleich wieder eine schlechte Nachricht. Nicht nur Deutschland verbietet Massenveranstaltungen bis Ende August, sondern auch Belgien. War die zumindest die F1 mit Blick auf Deutschland nicht betroffen - in Hockenheim sollte 2020 ohnehin nicht gefahren werden -, ist die Königsklasse es in Belgien durchaus. Am 30. August steht in Spa-Francorchamps der beliebte Belgien GP im Kalender.

Spa setzt Ticketverkauf aus

Regulär stattfinden können wird das Formel-1-Rennen in den Ardennen also nicht, sondern maximal ohne Zuschauer, um dem Status der Massenveranstaltung auszuweichen. Fraglich bleibt dabei allerdings, ob allein der riesige F1-Tross nicht schon ausreicht, um als Massenevent zu gelten.

Nach der Ankündigung der belgischen Regierung am Mittwoch hat der Promoter des Rennens in Spa nun jedenfalls reagiert und vorsorglich erst einmal den Ticketverkauf gestoppt. "Spa Grand Prix nimmt die Entscheidung der Bundesregierung zur Kenntnis, alle Massenveranstaltungen bis zum 31. August zu verbieten. Unsere Priorität ist Ihre Gesundheit und die aller Teilnehmer des Großen Preises von Belgien, und wir unterstützen diese Entscheidung“, heißt es in einem Statement. „Infolgedessen setzen wir heute den gesamten Kartenverkauf [...] aus.“

Promoter: Völlige Absage möglich

Wer bereits Ticktes besitzt, so versichert der Veranstalter, könne sich auf ein Einhalten der Verkaufsbedingungen verlassen. Über die weiteren Entwicklungen will der Grand Prix auf dem Laufenden halten.

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Aktuell befindet sich Spa im Austausch mit der Regierung, um mögliche Szenarien zu erarbeiten, unter welchen Maßgaben der Grand Prix stattfinden oder eben nicht stattfinden kann. Daraus könne jedes Ergebnis resultieren, so Vanessa Maes, Chefin des Spa Grand Prix. „Nichts ist unmöglich“, sagte Maes der nationalen Nachrichtenagentur Belga.

Damit schließt Maes das schlimmste aller Optionen mit ein - die vollständige Absage: „Alle Szenarien - Verschiebung, hinter verschlossenen Türen fahren, Absage - werden angesehen. Niemand kann heute sagen, wie die Situation in vier bis fünf Monaten sein wird.“

Eine große Enttäuschung sei die Entscheidung der Regierung zwar, dennoch unterstütze der Promoter diese. Gesundheit gehe eben vor. Maes weiter: „Jetzt brauchen wir Zeit für unsere Arbeit, um mit den verschiedenen Experten und auch Liberty Media zu klären, was für uns die wünschenswerteste Richtung ist.“

Frankreich vor Absage, Saisonstart in Spielberg?

Nach aktuellem Stand startet die Formel-1-Saison 2020 am 28. Juni mit dem Frankreich GP in Le Castellet. Dass das Rennen auf Circuit Paul Ricard tatsächlich an diesem Datum stattfinden wird, erwarten jedoch nicht einmal mehr die kühnsten Beobachter. Bis Mitte Juli gilt auch in Frankreich ein Verbot von Veranstaltungen mit großem Publikum. Die ebenfalls betroffene Tour de France hat der Veranstalter ASO deshalb bereits verschoben. Mehr als ein Geisterrennen ist in Frankreich also ausgeschlossen. Selbst das ist wegen der angesprochenen Problematik des bereits großen F1-Trosses und Reisebeschränkungen hochgradig kompliziert.

Eine Woche später soll nach aktuellem Stand der Österreich GP folgen. Hier sieht es, wie berichtet, etwas besser aus. Zwei Wochen danach soll es in Silverstone weitergehen. In Großbritannien hat der britische Motorsportverband bis zum 30. Juni jegliches Racing verboten. Das F1-Rennen am 19. Juli wäre davon nicht betroffen. Logistisch verfügt Silverstone ebenfalls über einen Vorteil. Weil gleich sieben Teams im direkten Umfeld der Strecke sitzen, müssten nur drei Rennställe einreisen.