Der Motorsport steuert auf einen Neustart zu, angeführt von der Formel 1 mit dem Saisonstart am ersten Juli-Wochenende in Österreich. Teil des Neustartes: Strikte Sicherheits-Regeln. Dafür hat der Automobil-Weltverband FIA jetzt ihre eigenen Richtlinien herausgegeben. Anhand dieser sollen FIA-Rennserien ihre Sicherheitskonzepte aufbauen.

Die Grundlangen sind bereits aus den letzten Wochen bekannt: Minimales Personal bei maximaler Isolation. Alle Aspekte eines Renn-Events werden in dem 78 Seiten starken Dokument abgehandelt, von den Vorbereitungen über das Verhalten im Fahrerlager bis hin zu möglichen Kürzungen bei Streckenposten und Offiziellen.

Virus-Vorsorge darf Sicherheit nicht beeinflussen

Was die eigentliche Sicherheit an der Strecke angeht räumt die FIA aber ein, dass personelle Einsparungen hier nur schwer durchzuführen sind. Streckenposten und unterstützende Einheiten wie Feuerwehr oder Bergungs-Teams dürfen nur reduziert werden, wenn die Reaktionszeit auf einen Zwischenfall nicht darunter leidet.

Auch offizielle Positionen wie die Stewards oder die Rennleitung werden vor Ort existieren, genauso wie es persönliche Anhörungen geben wird. Natürlich mit Mundschutz und Co. Für die Briefings mit Offiziellen, Teammanager und Fahrer gibt es allerdings die Möglichkeit, sie auch virtuell, etwa über Zoom, abzuhandeln, oder eventuell im Freien. Die technische Abnahme darf es geben, aber nur mit Mindestabstand, und mit streng isolierten Offiziellen, die den Mechanikern nicht zu nahe kommen sollen.

Gegenteilig zeigt sich das Bild bei den Medien. Hier empfiehlt die FIA ihren Serien, nur die für das TV-Bild zuständige Produktionsgruppe zuzulassen. Andere TV-Stationen sollen zuhause bleiben. Ein kleines Team soll in einem getrennten Bereich Interviews produzieren, die an alle Partner verteilt werden, die nicht vor Ort sein dürfen. Kleine Interviews seien außerdem den sonst üblichen Pressekonferenzen mit mehreren Fahrern vorzuziehen.

Für alle essenziellen Personen empfiehlt die FIA, Notfall-Pläne zurechtzulegen, falls so eine Person - etwa der Rennleiter - ausfallen sollte. Ziel soll es nicht sein, bei einem Coronavirus-Fall die Zelte schon wieder abzubrechen. Stattdessen soll genügend Ersatz zur Verfügung stehen. Entweder ein zweites Team, das abseits der Strecke auf Standby wartet, oder Stellvertreter an der Strecke, die im Notfall andere Rollen füllen können.

Gruppen-Teilung soll Event-Fortführung garantieren

Außerdem wird empfohlen, die Personen in Gruppen zu unterteilen, die isoliert voneinander arbeiten können. Es ist schließlich selbsterklärend, dass sich etwa die Mindestabstands-Empfehlung von zwei Metern beim Arbeiten in der Box nicht immer einhalten lässt.

Indem man aber Mechaniker der unterschiedlichen Teams, Offiziellen, Medien und so weiter in Gruppen steckt und die Interaktionen minimiert, hofft man, das Ansteckungsrisiko niedrig zu halten. Sollten die Gruppen interagieren, dann nur mit Schutzequipment und Mindestabstand.

Innerhalb der Gruppe reicht Mundschutz, außerhalb soll Mindestabstand sein, Foto: Mercedes-Benz
Innerhalb der Gruppe reicht Mundschutz, außerhalb soll Mindestabstand sein, Foto: Mercedes-Benz

Die FIA schlägt außerdem vor, sich über Dinge wie das vorübergehende Einstampfen der Startaufstellung Gedanken zu machen. Stattdessen könnten die Autos in der Garage vorbereitet werden und erst für Aufwärmrunde und Start auf die Strecke gehen, anstatt wie sonst eine halbe Stunde auf dem Grid zu stehen. Das gilt auch für andere zeremonielle Prozesse, die real gesehen keinen besonderen Zweck erfüllen.

Selbstredend beinhaltet der Leitfaden auch einen sofern möglich einzuhaltenden Mindestabstand von zwei Metern, Empfehlungen zur regelmäßigen Reinigung sämtlicher Anlagen bis zu zwei Mal täglich, und idealerweise getrennte Anlagen für jede Gruppe - damit nicht etwa Offizielle und Medienvertreter die gleichen Toiletten aufsuchen müssen. Das Nutzen einer Contact-Tracing-Maßnahme wird nahegelegt, zum Beispiel einer App. Aufseiten der Formel 1 will man hier bereits vorgesorgt haben.