Günther Steiner: Nicht träumen! Es wird eine neue Formel 1: (28:15 Min.)

Die weltweite Corona-Pandemie trifft die Formel 1 knallhart. Weil Rennen am Fließband verschoben oder gar ganz abgesagt werden müssen, bleiben Promoter-Zahlungen aus. Weil der frühestmögliche Saisonstart inzwischen Ende Juni in Frankreich ist, fehlen teilweise auch Einnahmen aus TV und Sponsoring.

Je weniger Liberty Media einnimmt, desto weniger Geld wird schlussendlich an die Teams ausgeschüttet. Die kleineren Teams trifft es dabei besonders hart. "Wir können nicht drei Monate lang entwickeln, während wir keine Einnahmen haben", sagt Haas Team Günther Steiner im Interview mit Motorsport-Magazin.com.

"Das können manche Teams machen, aber alle 'Kleinen' sind sich einig, dass das nicht möglich ist", so Steiner weiter. Der Südtiroler sieht sich derzeit eher als Krisenmanager, denn als Teamchef eines Formel-1-Rennstalls.

Steiners Job ist besonders kompliziert, weil das Team gleich auf drei Standorte verteilt ist. Der eigentliche Sitz des Teams ist North Carolina, der NASCAR-Hochburg in den USA. Das Einsatz-Team von Haas ist im englischen Banbury beheimatet, während die Aerodynamik-Entwicklung bei Ferrari in Maranello stattfindet. Das Chassis wird bei Dallara ebenfalls in Italien gebaut.

Nicht nur aufgrund der unterschiedlichen Corona-Vorschriften der lokalen Behörden sind die Standorte problematisch: Auch Unterstützungen wie Kurzarbeitergeld sind je nach Land unterschiedlich geregelt.

Steiner: Hilfe von Grosjean und Magnussen cool

Weil die Saison immer weiter nach hinten verschoben wird, wurde inzwischen auch schon der Fabrik-Shutdown auf 35 Tage verlängert. McLaren und Williams haben bereits Personal in Kurzarbeit geschickt, weitere Teams könnten folgen. Auch Haas plant damit, tut sich aber aufgrund der unterschiedlichen Standorte schwer.

Auch wenn es auf der Strecke manchmal kracht: In schweren Zeiten halten die Haas-Piloten zusammen, Foto: LAT Images
Auch wenn es auf der Strecke manchmal kracht: In schweren Zeiten halten die Haas-Piloten zusammen, Foto: LAT Images

Hilfe kommt da aber aus London und Genf: Kevin Magnussen (lebt derzeit in London) und Romain Grosjean (in Genf zuhause) sind proaktiv auf das Team zugegangen. "Sie haben sich gemeldet und meinten, wenn du etwas von uns brauchst, lass es uns wissen", verrät Steiner.

Ein Gehaltsverzicht steht im Raum, so Steiner: "Absolut, die Fahrer sprechen mit uns darüber. Sie sehen, wo wir stehen. Ich habe noch keine Details, aber sie sind okay darüber zu sprechen." Zwar zählen Grosjean und Magnussen nicht zu den Topverdienern im Formel-1-Zirkus, mit einem geschätzten Salär von je einer Millionen Euro könnten sie mit dem Verzicht auf einen Teil allerdings zum Wohlbefinden des Rennstalls beitragen.

"Wir arbeiten gerade durch diese ganzen Szenarien, wissend, dass sich unsere Fahrer bereiterklärt haben, auch mitzuhelfen, um über die Runden zu kommen. Das finde ich cool, die Details müssen wir erst ausarbeiten", lobt Steiner.

Das Interview mit Haas Teamchef Günther Steiner führten wir mittels Videokonferenz, die wir in gesamter Länge hier veröffentlichen.

Günther Steiner: Nicht träumen! Es wird eine neue Formel 1: (28:15 Min.)