Manch einer mag es in der aktuellen Lage der Welt für ein Luxusproblem halten, doch das Corona-Virus macht auch der Formel 1 schwer zu schaffen. Noch immer ist unklar, wo und wann die Saison 2020 beginnt. Mit einem Start in Kanada am 14. Juni rechnet inzwischen kaum jemand mehr.

Selbst die anschließenden Rennen in Frankreich und Österreich wackeln. Österreichs Bundeskanzler Sebastian Kurz erklärte am Montag: "Solange es keine Impfung oder keine wirksamen Medikamente gibt, wird uns diese Krankheit begleiten. So lange wird es auch die Reisefreiheit, wie wir sie gekannt haben, nicht geben."

Bis Ende Juni sind Veranstaltungen Österreich verboten. Geplant ist das Rennen am Red Bull Ring am 05. Juli. Doch selbst, wenn sich die Lage bis dahin in Österreich entspannt hat, ist eine Durchführung fraglich.

Coronavirus: Abwarten in Österreich

"Man muss abwarten, wir sind nicht alleine auf der Welt", stellt Red Bull Motorsportberater Dr. Helmut Marko fest. Das deckt sich mit den Aussagen des Bundeskanzlers: "Ich kann mir nicht vorstellen, dass wir in Österreich diese Krankheit besiegen und sie dann fahrlässig aus anderen Ländern wieder importieren."

Marko führt gegenüber Motorsport-Magazin.com weiter aus: "Gesetzt der Fall, wir könnten veranstalten: Dann hilft es ja nichts, wenn die Reisebeschränkungen im restlichen Europa noch so sind, dass niemand ohne Quarantäne einreisen kann. Die Situation ist generell besser, aber es ist derzeit weder eine Absage noch eine Zusage möglich."

Immerhin: Im Gegensatz zu vielen anderen Austragungsorten könnte Spielberg schnell reagieren, erklärt Marko: "Das ist der Vorteil vom Red Bull Ring: Es ist eine fertige Anlage, die kann man von heute auf morgen aufsperren."

Die Formel 1 kann schnell ihre Zelte in Österreich aufschlagen, Foto: LAT Images
Die Formel 1 kann schnell ihre Zelte in Österreich aufschlagen, Foto: LAT Images

Selbst wenn man bei der Entscheidung in der Luft hängt - zumindest beim Marketing halten sich die Auswirkungen in Grenzen. "Es sind eh schon so viele Tickets verkauft", sagt Marko. "Zuerst muss man wissen: Gibt es ein Rennen und wenn es ein Rennen gibt, findet es mit Zuschauern statt oder nicht. Das sind alles Fragen, die derzeit völlig offen sind."

Für einen Promoter wäre es eigentlich Selbstmord, ein Geisterrennen durchzuführen. Er zahlt einen mittleren zweistellige Millionenbetrag, um die Formel 1 auf seine Strecke zu holen. Diese Summe muss er über Ticketverkäufe refinanzieren.

Formel 1 sucht Verzweiflungs-Optionen für 2020

Allerdings ist die Lage der Formel 1 dramatisch. Nicht nur die Zahlungen der Strecken fehlen, auch Einnahmen von TV-Sendern und Sponsoren bleiben teilweise aus. Die Formel 1 setzt daher alles daran, 2020 überhaupt Rennen zu fahren.

Es werden sogar Notfallpläne diskutiert, um zumindest acht Rennen austragen zu können, die das Sportliche Reglement für eine Formel-1-Weltmeisterschaft verlangt. Hierbei könnten mehrere Rennen auf ein und derselben Strecke stattfinden.

Silverstone zeigt Bereitschaft, mehrere GPs auszutragen. Für die meisten Teams ist es auch nur ein Katzensprung von der Fabrik an die Strecke. Allerdings wackelt auch der Großbritannien GP. Wimbledon wurde bereits abgesagt. Das Finale hätte eine Woche vor dem GP stattfinden sollen.

Neues Formel 1 Notstands-Reglement: So sieht es aus! (11:05 Min.)

Österreich könnte ebenso mehrere Rennen austragen. "Die Möglichkeit gibt es, weil bei uns eine fix-und-fertige Anlage da ist", so Marko. "Das ist eine Verhandlungssache mit Liberty, das hängt davon ab, wie es im restlichen Europa ausschaut."

Die Lage in Österreich ist symptomatisch für die Formel 1: Denkbar ist derzeit alles zwischen Absage und mehreren GPs. Das einzige Rennen, das wirklich fix scheint, ist derzeit das Saisonfinale in Abu Dhabi. Nur wann und wie oft findet es statt?