14 statt 22 Rennen. So viele sind nach aktuellem Stand von dem für 2020 eigentlich geplanten Rekordkalender der Formel 1 noch übriggeblieben. Von den ersten acht Läufen verschoben FIA und F1 wegen der Coronavirus-Pandemie bereits sieben auf unbestimmte Zeit, Monaco erklärte in Eigeninitiative bereits die vollständige Absage.

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Dennoch glauben die Oberen noch an eine vollgepackte Formel-1-Saison 2020. "Wir erwarten den überarbeiteten Kalender mit 15 bis 18 Rennen", versprach F1-Boss Chase Carey zuletzt. Die Abfolge und die Termine würden allerdings signifikant vom ursprünglichen Kalender abweichen. "Es ist nicht möglich, einen genaueren Kalender zu nennen", ergänzte der US-Amerikaner.

Formel-1-Boss will trotz Corona 15-18 Rennen schaffen

Ohnehin geht Carey erst einmal noch von weiteren Absagen aus, ehe eine Neuformation des Kalenders beginnen kann. Dass es überhaupt losgehen wird, daran lässt die Formel 1 keinen Zweifel. Carey: „Trotzdem gehen wir und unsere Partner stark davon aus, dass die Saison an irgendeinem Punkt in diesem Sommer beginnen wird."

Für Careys langjährigen Vorgänger als F1-Oberhaupt, den 2017 abgesetzten Bernie Ecclestone, sind derlei Aussagen unrealistisch. Ohnehin sind diese vor allem aus kommerzieller Notwendigkeit getrieben. Sponsoren und Partner wollen bei Laune gehalten und, so gut es geht, der ohnehin längst abgeschmierte Aktienkurs gerettet werden.

Bernie Ecclestone: Hätte F1-Saison 2020 komplett gestrichen

Ecclestone hätte angesichts der Dramatik der Situation rund um das Coronavirus völlig anders reagiert. „Was ich heute tun würde? Ich denke, ich müsste sagen, dass wir aufhören darüber zu reden, dieses Jahr jedwede Rennen zu haben“, sagte Ecclestone der Nachrichtenagentur Reuters. „Das ist das einzige, was du tun könntest, um es für alle sicher zu machen, sodass auch niemand anfängt, dumme Absprachen zu machen, die vielleicht gar nicht passieren können.“

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Heißt: Ecclestone hätte mit der Formel 1 so verfahren wollen, wie es zuletzt mit der Fußball-Europameisterschaft und den Olympischen Spielen in Tokio geschah. Beide vertagten sich auf 2021. Mit dem Unterschied, dass in der Formel 1 nicht nachgeholt würde, sondern ausgelassen. „Es ist unglücklich, aber so ist es eben“, bestätigte Ecclestone auf eine Nachfrage, ob er meine, die Saison 2020 schlicht völlig zu streichen.

Hält Carey sein Versprechen? Ecclestone wäre „sehr, sehr, sehr überrascht“

Der 89-Jährige sprach allerdings bereits zu einem Zeitpunkt, als sich das Coronavirus final zu einem globalen Problem entwickelt hatte. Zustände wie zuerst nur China herrschen inzwischen in vielen Staaten. Italien und Spanien bedauern bereits mehr Todesfälle als die Volksrepublik, in den USA liegen zumindest die Fallzahlen - wie in Italien und Spanien - höher.

Ecclestone verfügt mit seinem grundsätzlichen Ansatz also bereits über deutlich mehr wissen als seine Nachfolger noch vor Wochen, als die Formel 1 sich Stück für Stück zu mehr und mehr Absagen gezwungen sah. Der Brite wundert sich allerdings auch über das aktuelle Gebaren der Formel 1 - konkret das Versprechen, noch 15 bis 18 Rennen abhalten zu wollen. „Ich wäre sehr, sehr, sehr überrascht, wenn sie das schaffen sollten“, sagte Ecclestone.

Ecclestone zweifelt an Interesse der Promoter

„Ich hoffe, sie schaffen es. Ich hoffe das wirklich. Sie könnten noch drei oder vier Rennen zu Beginn nächsten Jahres abhalten und sie noch zur 2020er WM zählen“, so der bis 2017 amtierende F1-Boss. Genau dieser Plan ist Teil der aktuellen Ideen, um einen vorzeigbaren Rennkalender abzuliefern. Teams wie Ferrari signalisierten bereits ihre Bereitschaft, zumal FIA und F1 den Kalender nun ohnehin auch ohne Zustimmung der Teams bei jeder Anpassung nach ihrem Gusto formen können. Das hat der WMSC am Mittwoch, 31. März abgesegnet.

Für Ecclestone stellen sich jedoch ganz andere Fragen als die, ob die Saison 2020 auch in das kommende Jahr reichen kann. Nämlich: Wie attraktiv sind Termine im Winter für die Promoter? Und: Wie attraktiv sind kurzfristige Änderungen für den Veranstalter? Stichwort Ticketverkäufe, geht man einmal davon aus, dass im Idealfall früher oder später gar mehr als Geisterrennen möglich sein könnten.

Fall Monaco: Erste Absage bereits da

„Das Problem ist, wo du sie austragen kannst - wo sowohl die Teams hinkönnen und der Promoter auch ein Rennen will“, rätselt der 89-Jährige. „Es ist alles sehr gut, den Kalender zu machen. Das kannst du tun während du wartest. Das große Problem ist, die Promoter dazu zu bekommen, das Rennen abhalten zu wollen.“

Monaco etwa hat genau deshalb bereits selbst seine Absage erteilt. Der Umbauaufwand im Fürstentum ist ohne exakte Terminvorgabe so groß respektive unkalkulierbar. Allerdings zahlt man im Fürstentum als einziges Rennen auch keine Antrittsgelder. Das tut Melbourne zwar, dennoch erwarten meisten in der Szene ähnliches Melbourne. Auch im Albert Park muss die Strecke umfangreich installiert werden, der Abbau begann bereits unmittelbar nach der Abreise der F1. An einen Nachholtermin glaubt im Fall des Australien GP kaum jemand.