Das Coronavirus beherrscht aktuell nahezu weltweit unseren Alltag, auch den der Formel 1. Für gewöhnlich stets in ihrer eigenen Welt unterwegs, musste auch die Königsklasse drastische Maßnahmen gegen die Epidemie ergreifen. Der Saisonstart ist praktisch auf unbestimmte Zeit verschoben, Stand jetzt, und mit viel Glück, geht es frühestens am 14. Juni in Montreal los.

Um trotzdem nicht auf die F1 verzichten zu müssen, schwelgt Motorsport-Magazin.com ab sofort Tag für Tag in der Geschichte und blickt zurück, was an dem jeweiligen Datum bereits alles in der 70-jährigen Historie der Formel 1 geschehen ist. Heute: 2. April.

Lewis Hamilton hat in seiner Formel-1-Karriere nicht viele Fehler gemacht. Einen heftigen Fehltritt muss sich der sechsfache Weltmeister allerdings ankreiden lassen. Er log beim Australien GP 2009 die Stewards an. Dies kam ans Tageslicht, nachdem die Anhörung beendet und zu seinen Gunsten entschieden worden war. Am 2. April 2009 wurde das Urteil revidiert und Hamilton von der Wertung des vorherigen Grand Prix ausgeschlossen.

Der Vorfall hat seine Wurzeln in der Schlussphase des Rennens im Albert Park. Nach einer Kollision zwischen Sebastian Vettel und Robert Kubica rief die Rennleitung eine späte Safety-Car-Phase aus. Hamilton lag zu jenem Zeitpunkt hinter Jarno Trulli (Toyota) auf der vierten Position.

Lewis Hamilton und Dave Ryan hatten den Stewards bewusst nicht die Wahrheit gesagt, Foto: Sutton
Lewis Hamilton und Dave Ryan hatten den Stewards bewusst nicht die Wahrheit gesagt, Foto: Sutton

Unter gelb rutschte Trulli ins Gras, konnte das Rennen aber fortsetzen. Hamilton überholte den Italiener und schilderte seinem Team kurz darauf die Situation. Er bat um eine Auskunft, ob er Trulli wieder passieren lassen solle oder die Position behalten dürfe. Schließlich habe Trulli einen gemacht, von dem er profitiert habe. Hamilton erhielt über Funk die Anweisung, seinen Gegner überholen zu lassen. Hamilton verhielt sich wie vom Team geraten. Kurz darauf liefen sie auf den Plätzen drei und vier ins Ziel ein.

Hamilton lügt bei Anhörung

Das Überholmanöver hinter dem Safety Car entging den Stewards natürlich nicht. Sie bestellten beide Fahrer nach dem Rennen zu einer Anhörung ein. Hamilton und das McLaren-Team verständigten sich darauf, nicht die Wahrheit zu sagen. Sie gaben bei den Stewards an, Hamilton habe keine Anweisung erhalten, Trulli passieren zu lassen. Ihre Intention: Sie wollten dem Gegner vorwerfen, Hamilton eigenmächtig überholt zu haben. So wollten sie ihm einen Regelbruch anlasten und von der Bestrafung profitieren. Die Stewards folgten den Schilderungen des Teams und sprachen eine 25-sekündige Strafe gegen Trulli aus. Hamilton erbte den dritten Platz - zumindest vorrübergehend.

In Interviews nach dem Rennen äußerte sich Hamilton widersprüchlich. Einmal sagte er: "Ich wurde von Trulli unter gelber Flagge überholt." Ein anderes Mal sprach er die Wahrheit "Ich wurde angewiesen, ihn vorbeifahren zu lassen. Ich weiß nicht, ob das den Regeln entspricht." Die unterschiedliche Darstellung entging den Regelhütern nicht.

Fall wird in Malaysia wieder aufgenommen

Am Donnerstag nach dem Australien GP, als sich der Formel-1-Zirkus bereits beim nächsten Rennen in Sepang befand, wurde der Fall noch einmal aufgerollt. Beide Fahrer mussten erneut aussagen. Es wurde auch die Funkkommunikation zwischen Fahrern und Teams angehört. Nun stand fest: Hamilton und der Sportdirektor Dave Ryan, der in Australien ebenfalls verhört wurde, hatten zuvor gelogen. Hamilton wurde nachträglich vom Saisonauftakt ausgeschlossen und die Strafe gegen Trulli zurückgenommen. Der Italiener erhielt den dritten Platz zurück.

Nach der Bekanntgabe des Urteils stellte sich Hamilton der Öffentlichkeit und gab sich reumütig. Der Brite sprach davon, einen großen Fehler gemacht zu haben. Er sei vom Team angewiesen worden, Informationen zurückzuhalten. Dem habe er Folge geleistet. Der langjährige McLaren-Mitarbeiter Dave Ryan wurde wegen des Liegate-Skandals noch am Wochenende des Malaysia GP suspendiert.

In Malaysia erklärte sich Lewis Hamilton der Öffentlichkeit, Foto: Sutton
In Malaysia erklärte sich Lewis Hamilton der Öffentlichkeit, Foto: Sutton

Auch Hamiltons Image hatte zwischenzeitlich durch die Verstrickung in die unrühmliche Episode seiner Karriere einen Kratzer erhalten. Schließlich war er damals noch ein junger Pilot auf der Mission, seinen ersten Titel zu verteidigen. Heute, fünf WM-Titel später, überstrahlt sein sportlicher Erfolg diesen Fehler aus der Saison 2009.

Was sonst noch geschah:

Vor 14 Jahren: Nick Heidfeld bestreitet in Australien seinen 100. Grand Prix.
Vor 80 Jahren: De 49-malige Rennteilnehmer Mike Hailwood wird geboren.
Vor 94 Jahren: Der 14-fache Grand-Prix-Sieger Jack Brabham wird geboren.