Motorsport-Magazin.com sucht die nächsten Formel-1-Superstars. Neun Talente unter 25 Jahren stellen sich unserem schonungslosen Check. Wer unter ihnen wurde bislang unterschätzt, wer wird gnadenlos überschätzt?

Carlos Sainz war als Rookie ebenbürtig mit Max Verstappen

Im Fall des Spaniers wäre das Urteil vor der vergangenen Saison womöglich noch ganz anders ausgefallen. Das direkte Teamduell mit Nico Hülkenberg bei Renault verlor Sainz auf dem Papier zwar nicht haushoch, allerdings war der heute 25-Jährige seinem deutschen Teamkollegen durchweg unterlegen. Um sich doch noch für höhere Aufgaben zu empfehlen, hätte er selbst einen hoch geschätzten Mann wie Hülkenberg zumindest schlagen müssen. Zumal Sainz sich bereits zuvor durch zu viel Konkurrenz aus der Red-Bull-Familie verabschiedet hatte. Es wirkte wie eine Flucht.

Doch etwas mehr als Durchschnitt, mehr als ein weiterer verschlissener Fahrer des Juniorenprogramms Red Bulls ist Sainz dann eben doch. Das hat er 2019 bei McLaren bewiesen. In seinem bereits dritten Team in der Formel 1 blühte der Spanier regelrecht auf, füllte die gigantischen Fußstapfen seines eigenen Idols und Landsmanns Fernando Alonso besser als erwartet. Lando Norris, zwar ein Rookie, aber mit dem Ruf eines absoluten Top-Talents der Zukunft durchgestartet, hatte Sainz das gesamte Jahr über weitgehend im Griff. Vor allem im Rennduell war der 'Smooth Operator' unantastbar und bewies damit gleich auch noch mehr Starpotential denn je.

2015 startete Carlos Sainz gemeinsam mit Max Verstappen bei Toro Rosso, Foto: Sutton
2015 startete Carlos Sainz gemeinsam mit Max Verstappen bei Toro Rosso, Foto: Sutton

Apropos Rookie: Was viele Kritiker vergessen haben oder übersehen, ist Sainz' eigene Debütsaison in der Formel 1. Die bestritt er 2015 bei Toro Rosso immerhin neben niemand Geringerem als Max Verstappen. Der Niederländer sorgte für die Aufmerksamkeit, Schlagzeilen und besonderen Momente, Sainz fuhr mehr unter dem Radar. Im direkten Vergleich mit dem Jahrhunderttalent musste sich der Spanier jedoch keineswegs verstecken. Im Rennduell unterlag er Verstappen mit 7:10 nur knapp, das Qualifying-Duell gewann er sogar hauchdünn mit 10:9. Um einen kommenden Weltmeister handelt es sich bei Sainz also eher nicht, dafür ist das Niveau zu vieler Konkurrenten dann doch einen Tick zu hoch. Vom grauen Durchschnitt hebt sich der McLaren-Pilot inzwischen dennoch klar ab.

Allgemeine Einschätzung: Nur Durchschnitt
Unsere Meinung: Falsch!
Unser Urteil: UNTERSCHÄTZT

Formel 1 2020: Der ultimative Talent-Check (57:11 Min.)

George Russell zeigte tadellose Rookiesaison

Back-to-back-Titel in der GP3 und der Formel 2: Zweifelsfrei zählt George Russell da zu den heißen Aktien der jungen Wilden. Vor allem, weil davon im Fall des Briten kaum die Rede sein kann. Wild wirkt Russell mitnichten, eher derart unauffällig, dass es schon wieder auffällig ist. Sportlich ist das als Lob gemeint - Fehler des 21-jährigen Rookies mussten wir in seiner ersten Saison mit der Lupe suchen. Gleichzeitig stimmte die Pace, Russells makellose Bilanz im Qualifying-Duell sagt fast alles. Aber auch nur fast.

George Russell setzte sich 209 gegen seinen Teamkollegen Robert Kubica durch, Foto: LAT Images
George Russell setzte sich 209 gegen seinen Teamkollegen Robert Kubica durch, Foto: LAT Images

Eine echte Messlatte war Robert Kubica nicht mehr. Ihn bereits ganz klar zum künftigen Champion zu erklären - auch wenn es sich als korrekt erweisen mag -, kommt daher noch etwas zu früh. Zumal sich die Verstappens, Leclercs & Co. auch nicht verstecken müssen - schon gar nicht nicht, wenn es um Starpotential und Charisma geht.

Allgemeine Einschätzung: Zukünftiger Champion
Unsere Meinung: Falsch!
Unser Urteil: (NOCH) ÜBERSCHÄTZT

Alex Albon überzeugte mit mentaler Stärke

Ende 2018 noch mit einem Formel-E-Vertrag ausgestattet, winkte Alex Albon nach seiner Rookiessaison die Verlängerung bei Red Bull für 2020. Der Thailänder debütierte völlig unverhofft in der Formel 1 und überzeugte auf ganzer Linie, verdiente sich bei Toro Rosso die Beförderung ins Top-Team und hielt dort dem Druck an der Seite von Max Verstappen stand. Ohne die Personalnot bei den Bullen wäre dem Sport ein starker Pilot durch die Lappen gegangen.

Alexander Albon kam unverhofft zu seinem Debüt in der Formel 1, Foto: LAT Images
Alexander Albon kam unverhofft zu seinem Debüt in der Formel 1, Foto: LAT Images

Albons Pace ist mehr als nur respektabel, seine Courage im Zweikampf für einen Youngster überdurchschnittlich. Bemerkenswert ist vor allem seine mentale Stärke. Der Speed und der Status Verstappens verunsichern ihn scheinbar nicht im Geringsten. Ob er dem Wunderkind jemals gefährlich werden kann, muss sich zeigen. Albon ist aber in jedem Fall mehr als nur ein Wasserträger.

Allgemeine Einschätzung: Red Bulls Wasserträger
Unsere Meinung: Falsch!
Unser Urteil: UNTERSCHÄTZT

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