Die Formel 1 hat ihre für 2021 geplante Revolution des Reglements um ein Jahr auf 2022 verschoben. Grund dafür sind die negativen, finanziellen Folgen der Coronavirus-Pandemie für den F1-Inhaber Liberty Media.

Hervorgerufen werden die entgangenen Einnahmen - in erwarteter dreistelliger Millionenhöhe - durch einen gegenüber dem ursprünglich anvisierten Rekord-Rennkalender von 22 Rennen wohl deutlich verkürzten Formel-1-Kalender 2020. Deshalb wird der Rechteinhaber weniger Geld an die zehn Teams ausschütten können.

Formel-1-Chassis 2021 eingefroren

Um vor allem die kleineren Teams zu unterstützen, haben sich alle Beteiligten deshalb auf die Verschiebung des neuen Reglements geeinigt. Die Konsequenz: 2021 wird weiter mit den Chassis der Formel-1-Saison 2020 gefahren. Die Monocoques sollen eingefroren werden, möglicherweise auch noch weitere Komponenten.

Formel 1 2020: Wie geht es mit der F1 jetzt weiter?: (16:47 Min.)

Welche genau das sind, ist noch offen. Die genaue Ausgestaltung des Reglements für 2020 steht noch aus, genauso die formale Absegnung durch Strategiegruppe, Kommission und Motorsportweltrat.

Wechsel zu Mercedes-Motoren: McLaren muss puzzeln

Je nach Ergebnis könnte es insbesondere für McLaren kompliziert werden. Der WM-Vierte der vergangenen Formel-1-Saison 2019 wechselt 2021 nach drei Jahren mit Power Units aus dem Hause Renault zu Mercedes. Die Neuauflage der einstigen Erfolgsgeschichte von 1995 bis 2014 startet nun jedoch unter einem zumindest nicht mehr ganz so schimmernden Stern wie bei der Verkündung im September vergangenen Jahres.

Eigentlich war der Zeitpunkt - ein umfassender Reglementwechsel - ideal gewählt. Nun ist es alles andere als das. Durch das für 2021 eingefrorene Chassis muss McLaren eine anders designte Power Unit in den MCL35 hinein puzzeln. Immerhin ordnet nicht jeder Motorenhersteller die Komponenten und die Kühlung seines Aggregats ident an.

McLaren schon 2018 mit spontanem Umbau

Immerhin kennt sich das Team aus Woking damit aus seiner jüngeren Geschichte aus. Für 2018 tauschte McLaren recht kurzfristig die missverstandene Honda-Beziehung gegen Renault-Power. In der ersten Saison mit den Franzosen lief es zumindest gleich besser als in jedem der drei Jahren mit den Japanern. 62 Punkte, immerhin WM-Rang sechs.

Diesmal verfügt McLaren noch dazu über mehr Zeit, um sich zu überlegen, wie man die neue Architektur integriert - und hat sich selbst ohnehin der Verschiebung der neuen Regeln auf 2022 angeschlossen. Das wäre wohl kaum geschehen, hätte McLaren sich nicht vergewissert, das potenziell nötige Umbauten durch diesen Sonderfall möglich sein werden.

McLaren: Kein Rückzieher von Mercedes-Deal

McLaren-Teamchef Andreas Seidl bestätigt: "Diese Entscheidung hat keinen Einfluss auf unseren Wechsel zu Mercedes-Power-Unit 2021, es wird uns erlaubt sein, die nötigen Veränderungen an unserem Auto vorzunehmen." Einen vorläufigen Rückzieher von seinem Motorendeal mit Mercedes für 2021 denkt das Team also nicht einmal an.

Tatsächlich lässt McLaren wissen, sogar eine treibende Kraft hinter Entscheidung zur Verschiebung der neuen Regeln gewesen zu sein. Seidl: "Wir unterstützen die Verschiebung und haben in den Gesprächen dazu eine aktive Rolle gespielt. Wir sind uns bewusst, dass es wichtig ist, die finanzielle Gesundheit aller Teams zu bewahren und gleichzeitig gleiche Wettbewerbsbedingungen zu gewährleisten."