Die Formel 1 startet 2022 in eine neue Ära, das neue Reglement wird eingeführt. Eigentlich hätte es schon im kommenden Jahr soweit sein sollen. Doch wegen der Corona-Krise, die derzeit keine Rennen zulässt, haben sich Teams, FIA und Formel 1 darauf geeinigt, die diesjährigen Autos auch 2021 zu nutzen und die Einführung der neuen Regeln aufzuschieben.

Die Rahmenbedingungen für das neue Regelwerk sind seit dem US GP klar. Motorsport-Magazin.com nimmt die Zukunft der Königsklasse genau unter die Lupe. Eine Revolution in drei Akten.

Akt III: Die finanzielle Seite

Das technische Reglement ist möglicherweise die größte Revolution in der Formel-1-Geschichte. Viele Kapitel wurden komplett neu geschrieben. Der Umfang des ohnehin schon umfangreichen Regelwerks wuchs von 111 auf 138 Seiten an. Ein gravierender Einschnitt? Nichts im Vergleich zum finanziellen Reglement. Dieses 41 Seiten umfassende Werk ist gänzlich neu. Es wird bereits ab 2021 greifen und ist damit nicht an den Aufschub des technischen Reglements gekoppelt.

Seit mehr als einem Jahrzehnt diskutiert die Formel 1 über eine Kostenobergrenze, 2021 kommt sie nun endlich zum Tragen. 175 Millionen US-Dollar dürfen die Teams dann maximal pro Saison ausgeben. Das ist aber nur die halbe Wahrheit. Denn vom Grundbudget sind einige Kostenpunkte ausgenommen: Fahrergehälter, Kosten für den Motor, Reisekosten, die drei bestbezahlten Teammitglieder und sämtliche Ausgaben für Marketing. Somit kommen noch immer Summen jenseits der 200 Millionen zustande.

Erster Überblick: Neue Formel 1 Regeln 2021 sind da: (09:30 Min.)

Nur die großen Drei, Mercedes, Ferrari und Red Bull, operieren derzeit deutlich darüber. McLaren und Renault haben Budgets in dieser Größenordnung, alle anderen liegen weit darunter. Die Großen hatten sich lange gegen die Kostenobergrenze gewehrt. Der Finanz-Vorteil ist für sie eine Gewinngarantie, die sie damit aufgeben.

"Es soll nicht darum gehen, wie viel Geld ein Team ausgibt, sondern wie es das Geld ausgibt", wiederholte Ross Brawn gebetsmühlenartig. Die aktuellen Entwicklungen in der Automobilindustrie spielten den Formel-1-Bossen in die Hände: Auch Mercedes und Co. blicken inzwischen genauer auf die Budgets. Trotzdem gehen die Einschnitte nicht allen weit genug. "Wir hätten gerne einen aggressiveren Ansatz gesehen", sagt McLaren-Boss Zak Brown.

Schere bei den Finanzen schließt sich

"Wir sehen es als ersten Schritt an, einen Schritt in die richtige Richtung", meint Williams Teamchefin Claire Williams. So ist auch der Plan: Die Grenze könnte über die Jahre sukzessive herabgesetzt werden. Auch 2021 wird es noch finanzielle Unterschiede zwischen den großen Konzernen und den kleinen Privatteams geben. Allerdings fallen die dann bei weitem nicht mehr so drastisch aus. Und: Die Einschnitte sind eine Gefahr für die Arrivierten.

"Sie müssen sich überlegen, wie sie sich verschlanken. Das wird für sie auf operativer Seite schwierig", erklärt Motorsport-Magazin.com-Technikexperte Jörg Zander. "Man muss Mitarbeiter aus dem Programm nehmen, die in Prozesse involviert sind. Da muss man vorsichtig sein, dass Prozesse nicht zusammenbrechen. Und auch Soft-Faktoren sind zu Bedenken: Das kann sich auf die Moral einer Mannschaft auswirken. Das Aufbauen eines Teams ist schwierig, aber es hat einen positiven Aspekt. Abbauen ist schwierig und es hat einen negativen Aspekt."

Schon heute gelten Restriktionen bei Windkanaltests und CFD-Simulationen. Diese werden 2021 noch weiter angepasst, dazu gibt es auch erstmals Prüfstandsrestriktionen für die Motorenhersteller. Außerdem gibt es auch im technischen Reglement Artikel, die auf Kostenreduktion ausgelegt sind. Zahlreiche nicht Performance-relevante Bauteile wie das Benzinsystem werden standardisiert, dazu gibt es auch Open-Source-Teile, deren Design die Teams ihren Mitbewerbern offenlegen müssen. Neben Motoren und Getrieben werden auch Bremsen für eine Saison limitiert. Wer mehr einsetzt, wird bestraft.

Nur kleine Änderungen am sportlichen Regelwerk

Dagegen sind die Änderungen beim sportlichen Reglement fast dezent. Die Parc-ferme-Regeln werden teilweise schon auf die technische Abnahme ausgeweitet. Zwar dürfen die Teams bis Samstag noch Setup-Änderungen vornehmen, neue Teile dürfen sie dann aber nicht mehr einbauen. Die dürfen nur in den Trainings getestet werden. Auch das soll dabei helfen, Kosten einzusparen.

Teile werden dann erst in größeren Mengen produziert, wenn sie sich als tauglich herausgestellt haben. Die Änderung des Wochenendformats hingegen hat nur bedingt mit Kosten zu tun. Der Donnerstag als Medientag wird gestrichen, Pressekonferenzen und Co. sollen am Freitagmorgen vor den Trainings stattfinden. Das hat eben nicht nur zur Folge, dass möglicherweise Kosten eingespart werden können: Die Formel 1 bereitet damit schon einen Rekordkalender mit bis zu 25 Rennen vor.

Was sich sonst noch ändert...

  • Budgetobergrenze: 175 Millionen US-Dollar + Ausnahmen
  • Rennkalender: Max. 25 Rennen pro Saison
  • Wochenendformat: 3 statt 4 Tage (Fr-So)
  • Trainings: Dauer und Anzahl bleibt bestehen
  • Nachwuchs: 2 Freitagstrainings für Young Driver
  • Tests: 2 x 3 Tage vor Saisonbeginn, 3 nach Saisonende
  • Technische Abnahme: Keine neuen Teile am Wochenende

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