Der Ausflug der Formel 1 nach Melbourne endete nicht nur mit der Absage des Australien GP, sondern auch mit einer Farce beim Krisenmanagement. Statt die Absage schnell zu beschließen und die Entscheidung rasch zu kommunizieren, wurde bis zwei Stunden vor dem eigentlichen Beginn des 1. Trainings beraten.

Ausgerechnet das Team, das es am schlimmsten erwischt hat, machte der Formel 1 vor, wie es geht. Am Donnerstagabend erhielt McLaren die Nachricht, dass ein Teammitglied positiv auf das Coronavirus getestet worden war. Der Rennstall entschied umgehend, sich vom Rennwochenende zurückzuziehen. Testergebnis und Startverzicht wurden binnen kürzester Zeit offen kommuniziert.

Vor Australien-Reise spielte McLaren Szenarien

"Wir haben kontinuierlich zusammen mit dem Team in England Szenarien durchgespielt. Wir wussten also, was unsere Optionen in verschiedenen Fällen waren", verrät McLaren-Boss Zak Brown. "Andreas und ich waren uns einig, dass, wenn wir einen positiven Fall in der Garage haben sollten, es nur eine Option geben konnte."

Formel 1 Absage: Wie schlecht war das Krisenmanagement der F1? (28:38 Min.)

"Als Racer war es die schwierigste Entscheidung, die ich getroffen habe. Aber als Geschäftsführer war es die einfachste: Unsere Mitarbeiter haben Priorität", so Brown weiter. Als das Testergebnis kam, saßen Brown und Seidl beim Dinner mit einem McLaren-Teilhaber. Anschließend kehrten beide sofort ins Teamhotel zurück.

Seidl adelt andere F1-Teams für Hilfe: Das ist Sportsgeist!

"Während sich Andreas darauf fokussiert hat, das Team zu führen, habe ich mich um unseren Vorstand und die Teilhaber fokussiert, die uns absolut unterstützend zur Seite standen", erläutert Brown. "Wir haben sofort die anderen Teams, die Formel 1 und die FIA informiert."

Obwohl sich nicht alle Teams dem Startverzicht anschließen wollten, freut sich Teamchef Seidl dennoch über die Unterstützung der Konkurrenz: "Sie haben uns am Freitag sofort Hilfe angeboten, die Garage abzubauen und die Fracht vorzubereiten." Neben dem einen erkrankten Teammitglied mussten 14 weitere in Quarantäne. Ein ausgefallenes Teammitglied kann aufgefangen werden, bei 14 wird es schwierig. "Das ist der Sportsgeist der Formel 1 und Racing, wie wir es leben", lobt Seidl.

Seidl inzwischen zurück in Europa, Stella betreut Quarantäne-Fälle

Damit war es für McLaren aber noch lange nicht getan. 14 Tage lang müssen die betroffenen Teammitglieder in Quarantäne bleiben. 14 Tage im Hotelzimmer in Melbourne. Seidl reiste nach der Rennabsage nicht sofort ab, sondern blieb zunächst beim Team.

Renndirektor Andreas Stella bleibt mit einer kleinen Gruppe weiter freiwillig in Melbourne, um die 14 betroffenen Mitarbeiter während ihrer Quarantäne-Zeit zu unterstützen. Derweil müssen Carlos Sainz und Lando Norris dem Team fernbleiben. Die Fahrer werden physisch komplett vom Team abgeschottet.

Infizierter Mitarbeiter auf dem Weg der Besserung

Gute Neuigkeiten gibt es indes vom infizierten Teammitglied: Es ist inzwischen symptomfrei und erholt sich gut. Nun wird sich entscheiden, wie es in Woking weitergeht. Eine Sicherheitsmaßnahme wurde bereits getroffen: Das Vor-Ort-Team darf zwei Wochen lang nicht in die Fabrik.

Update 18.03.2020: Wie McLaren in einem neuen Statement mitteilt, erhielten alle sieben Mitarbeiter, die in Australien ebenfalls auf das Coronavirus getestet wurden, einen negativen Befund. Die Quarantäne dauert nun noch eine weitere Woche.