Aufgrund der Coronavirus-Pandemie verschiebt sich der Start der Formel-1-Saison 2020 immer weiter nach hinten. Australien, Bahrain, Vietnam und China sind bereits auf unbestimmte Zeit verschoben, und auch die Europa-Auftaktrennen wackeln. Mittlerweile steht gar ein Saisonstart erst beim Aserbaidschan GP in Juni im Raum.

Bisher konnte sich die Formel 1 noch für keine echten Absagen begeistern, alles wurde auf unbestimmte Zeit verschoben. Doch bei einem Start in Baku müssten für sieben Grands Prix Prix - Australien, Bahrain, Vietnam, China, Niederlande, Spanien, Monaco - neue Termine gefunden werden, bei einer Saison, die ohnehin bis Dezember dauert. Ross Brawn, Sportchef der Formel-1-Eigentümer Liberty Media, bleibt aber trotzdem zuversichtlich und wirft erste Pläne in den Raum.

Im sportlichen Regelwerk der Formel 1 für 2020 wird jedenfalls definiert: Die WM kann zwischen acht und 22 Rennen enthalten. An die 22 glaubt Brawn scheinbar selbst nicht mehr ganz, so klingt es zumindest in einem Interview mit Sky Sports UK durch. In den einstelligen Bereich zu fallen, das erwartet er zwar nicht, gibt jedoch zu: "Trotzdem ist das Neuland für uns. Ich bin optimistisch, dass wir gut 17, 18 Rennen oder mehr reinquetschen können. Je nachdem, wo wir Platz finden. Aber das hängt davon ab, wo die Saison beginnt."

Brawn sucht nach Ersatz-Terminen in der Sommerpause

Brawn kann sich konkret vorstellen, dass die Formel 1 jetzt einfach einmal Pause macht. "Ich denke, indem wir die August-Pause freimachen, geben wir uns mehrere Wochenenden, an denen wir ein Rennen austragen können. Und ich denke, wir können so einen ganz guten Kalender für den Rest des Jahres bauen."

Eigentlich herrscht im August für mehrere Wochen der sogenannte Shutdown, in dem die Teams Zwangsurlaub haben und nicht arbeiten dürfen. Was jetzt diskutiert wird, ist, diesen Shutdown vorzuziehen und dafür dann ab dem verspäteten Saisonstart bis in den Dezember durchzumachen.

Brawn denkt über zweitägige Formel-1-Events nach

Andere Konzepte machen ebenfalls die Runde, alle mit dem Hintergedanken, den Formel-1-Teams das Leben im Falle so eines Mammut-Schlussspurts einfacher zu machen. Zwei Rennen an einem Wochenende seien möglich, so Brawn. "Worüber wir noch gesprochen haben, sind zweitägige Wochenenden. Daher könnten wir Triple-Header mit zweitägigen Wochenenden fahren, das wäre eine Option."

Ross Brawn im Australien-Fahrerlager, Foto: LAT Images
Ross Brawn im Australien-Fahrerlager, Foto: LAT Images

Ein normales Rennwochenende dauert in Summe vier Tage: Medientermine am Donnerstag, Trainings am Freitag, Qualifying am Samstag und Rennen am Sonntag. Sogenannte Triple-Header, drei Rennen innerhalb von drei Wochen, sind daher eine enorme Herausforderung. 2018 fuhr die Formel 1 planmäßig so einen Triple-Header, doch der brachte die Teams an die Grenze der Belastbarkeit. Danach wurde vereinbart, zumindest mit dem aktuellen Format das nicht zu wiederholen.

Gekürzte Wochenenden könnte es aber ermöglichen, und dadurch könnten Rennen in den hinteren Teil des Kalenders gestopft werden. So wie bei der MotoGP, die bereits mit mehreren Triple-Headern plant.

Brawn hofft auf flexible Formel-1-Teams

"Wir brauchen von den Teams in diesem Jahr Flexibilität", hofft Brawn also. "Ich glaube, wir brauchen etwas Freiraum, um diese Dinge umzusetzen. Das sind sehr ungewöhnliche Umstände, und wir müssen sicherstellen, dass wir eine Saison zusammenbekommen, die für die Teams gute ökonomische Chancen bietet." Weniger Rennen bedeutet letztendlich ja auch weniger Einnahmen für die Formel 1, und daher weniger Preisgeld für die Teams.

Zumindest in Australien wurden alle Optionen erst einmal nur sondiert, wie es aussieht. Konkret ist noch nichts, sagte Haas-Teamchef Günther Steiner am Freitag noch zu Motorsport-Magazin.com: "Es gibt so viele Möglichkeiten. Wir wissen noch nicht, welche."