Die Formel-1-Saison 2020 steht im Zeichen des Coronavirus. Nachdem der China GP bereits im Februar auf unbestimmte Zeit verschoben worden war, stand auch über dem Auftakt in Melbourne lange Zeit ein Fragezeichen. Immer wieder veränderten sich die Reisebeschränkungen. In der vergangenen Woche gaben Liberty Media und die FIA grünes Licht für den Grand Prix in Down Under. Am Freitag, wenige Stunden vor dem Start des 1. Freien Trainings, wurde das Rennen vorläufig abgesagt.

Eine Absage eines Grand Prix am Rennwochenende hat es schon lange nicht mehr gegeben. Zuletzt war dies 1985 der Fall: Der neue Asphalt brach beim Belgien GP in Spa-Francorchamps bereits im Training am Freitag auf. Auslöser waren die hohen Temperaturen im Juni. Über Nacht wurde am Fahrbahnbelag nachgebessert, allerdings ohne spürbare Verbesserungen zu erzielen. Als sich auch am Samstag der Asphalt löste, boykottierten die Piloten das Rennen. Die Formel 3000 ging an den Start, der Asphalt machte aber weiter Probleme. Der Grand Prix wurde im September nachgeholt.

(Vorläufige) Rennabsagen wie die diesjährige in China sind inzwischen eine Seltenheit geworden. Der Bahrain GP 2011 ist das letzte Rennen, das angesetzt war, aber nicht stattgefunden hat. Politische Unruhen führten damals zur Absage. Bei Demonstrationen waren wenige Wochen vor dem geplanten Termin Menschen ums Leben gekommen. Die Verantwortlichen der Formel 1 reagierten und strichen das Rennen aus dem Kalender. Es war das erste Formel-1-Rennen, das aus politischen Gründen abgesagt wurde.

Bis in die 1990er Jahre war es keine Seltenheit, dass geplante Grands Prix kurz vor dem Saisonstart oder während der laufenden Saison aus dem Kalender genommen wurden. Das zweite Rennen der Saison 1999 hätte in Buenos Aires stattfinden sollen. Ende Januar, nur knapp zwei Monate vor dem geplanten Renntermin, wurde das Event aus dem Kalender gestrichen, da keine Einigung zwischen dem lokalen Promoter und dem kommerziellen Rechteinhaber der Serie erzielt werden konnte. Schon 1994 wurde das Rennen ebenfalls aus dem Kalender gestrichen. Renovierungsarbeiten an der Strecke verliefen nicht nach Plan, sodass im Juni nach einem Ersatz-Austragungsort für den im Oktober geplanten Grand Prix gesucht werden musste. Dieser wurde in Europa GP umgetauft und fand im spanischen Jerez statt.

Deutschland GP 1970 nach Hockenheim verlegt

Eine ähnliche Geschichte erlebte 1970 auch der Deutschland GP auf der Nordschleife. Im Vorfeld des Rennens machten sich einige Fahrer für Umbaumaßnahmen stark, die die Sicherheit der Strecke steigern sollten. Den Veranstaltern war es nicht möglich, die Forderungen innerhalb weniger Wochen umzusetzen. Die Fahrer drohten mit einem Boykott. Das Rennen wurde auf den Hockenheimring verlegt.