Das Coronavirus breitet sich nach wie vor international weiter aus. Zahlreiche Staaten und Verbände haben bereits teils drastische Maßnahmen ergriffen. Dazu zählen verschärfte Einreisebestimmungen bis hinzu -verboten, Quarantäne-Maßnahme, die Abschottung ganzer Landstriche wie in Italien und die Absage von Großveranstaltungen.

Letzteres betraf mit dem China GP bereits frühzeitig auch die Formel 1. Einreisebestimmung ließen zuletzt große Fragezeichen hinter den Grands Prix von Australien, Bahrain und Vietnam erscheinen, doch zumindest in beiden erst genannten Fällen steht die Ampel für die Austragung des Events aktuell auf Grün - wenngleich im Fall des Wüsten-GP nur als ‚Geisterrennen’ ohne Live-Publikum.

Down Under dagegen bezog nun eindeutig Stellung zu einer Nachahmung. Es bestehe keine Chance, dass auch in Melbourne vor leeren Rängen gefahren werde, sagte GP-Chef Andrew Westcott am Montag dem australischen Sportradiosender SEN.

Auch bei der inzwischen untersagten Ausreise aus manchen Regionen Italiens kam es zu keinen dramatischen Problemen für die betroffenen Formel-1-Player. Man kam dem Verbot zuvor. Per Presseaussendung ließ Ferrari inzwischen sogar formal wissen, am Start zu sein, gewürzt mit dem stolzen Einschub „das einzige Team, das an jeder einzelnen Saison teilgenommen hat“.

Für Renault-Teamchef Cyril Abiteboul sind Äußerungen wie jene des Melbourne-Organisators alles andere als ideal. „Es ist nachweislich eine globale Entwicklung und wir sind natürlich sehr wachsam. Wachsam für alle, unsere Teams, unsere Fans, unsere Sponsoren und uns selbst“, sagte der Franzose schon zuvor am Sonntagabend im französischen Fernsehen bei Canal+.

Aber: „Wir müssen auch wachsam sein, was die Botschaft angeht. Ich denke, dass wir die Pflicht haben, ein Vorbild zu sein, also müssen wir eine Balance zwischen der richtigen Reaktion und „The Show must go on“ finden.“ An einem gewissen Punkt müsse man das Bild berücksichtigen, das man als Sport abgebe.

„Wir fordern die Leute auf dem Planten auf, dass jeder gewisse Verhaltensweisen befolgt, die es uns ermöglichen, die Ausbreitung des Virus zu kontrollieren“, sagte Abiteboul. „Aber es gibt diesen Eindruck, dass wir hier [im Glamour-Sport Formel 1, Anm. d. Red.] nur um den Planeten spazieren, was mir persönlich peinlich ist.“

Der Franzose weiter: „Ich denke, dass die Formel 1 da zu gelassen ist. Wir müssen alle verantwortungsvoll sein, aber der Sport selbst kann auch mehr Verantwortung übernehmen. Ich will, dass wir fahren, aber ich will es nicht zu jedem Risiko.“

Sorgen macht sich Abiteboul in jedem Fall. „Wenn du dir keine Sorgen machen willst, musst du auf einem anderen Planeten leben. Also, ja, natürlich bin ich besorgt. Mein Team reist ab während wir hier sprechen, einige sind bereits abgereist“, schilderte der Teamchef.

Dass es früher oder später auch in der Formel 1 zu Coronavirus-Fällen kommen wird, ist für Abiteboul nur eine Frage der Zeit. „Es ist unvermeidbar, dass es an einem gewissen Punkt passiert, bei einem Grand Prix der Formel 1 - und was wird dann passieren?“, so der Managing Director von Renault Sport F1.

Als solcher war Abiteboul sogar schon betroffen. In einem Trainingslager der eigenen Nachwuchsakademie auf Teneriffa wurde bei einem anderen Gast des Hotels das Virus nachgewiesen, Renault-Piloten und -Verantwortliche wurden ebenfalls unter Quarantäne gestellt.

Nicht zuletzt deshalb fordert Abiteboul, ein angemessenes Handeln der Formel 1: „Wir haben auch eine Pflicht, zu berücksichtigen, was passieren kann und nicht nur zu warten bis es uns geschieht. Ich schicke jetzt meine Leute los und wer weiß - vielleicht wird jemand infiziert.“

Coronavirus: Das machen Formel 1 und FIA

FIA wie Formel 1 bekräftigen seit Wochen, die Situation genaustens zu beobachten und, falls nötig, jedwede erforderliche Maßnahme - wie die vorläufige Absage des China GP - zu ergreifen. Zudem hat die FIA einen Krisenstab gebildet.

Die Formel 1 verfolgt unterdessen einen "wissenschaftlichen Ansatz", um die nötigen Schritte einzuleiten und lässt sich dabei von britischen Gesundheitsbehörden beraten und befindet sich fortlaufend in Gesprächen mit Regierungen, Promotern und Gesundheitsexperten. Ein Ergebnis ist die Einschränkung von Reisen auf das Allernötigste. Zudem sollen an den jeweiligen Flughäfen der Austragungsorte geschulte Mitarbeiter bereitstehen, um eine sichere Ein- und Ausreise zu gewährleisten.

In Bahrain wird - neben des Ausschlusses der Öffentlichkeit - im Fahrerlager intensiv auf Corona-Erkrankungen gescreent. Noch dazu erhöht der Veranstalter die Hygenieanlagen an der Strecke.