Der Motorsport will umweltfreundlicher und die Formel 1 will Vorreiter in dieser Entwicklung sein. Schon im November gab Liberty Media einen Nachhaltigkeitsplan heraus. Nun legt mit Mercedes auch ein Automobilhersteller mit einem eigenen Plan nach. Das Weltmeister-Team setzt sich für einen umweltfreundlicheren Motorsport ein. Die neue strategische Ausrüstung umfasst auch das Formel-E-Team der Schwaben.

Wie Mercedes am Montag mitteilte, will das Formel-1-Team seinen CO2-Ausstoß bis 2022 um 50 Prozent reduzieren. Als Vergleichswert liegt der Ausstoß aus dem Jahr 2018, der 20.000 Tonnen betrug. Das Ziel soll durch eine zunehmende Umstellung auf erneuerbare Energien in den beiden Motorsportfabriken erreicht werden.

Aktuell wird bereits das Chassis-Werk in Brackley vollständig mit Strom aus erneuerbaren Quellen versorgt. Das Technologiezentrum in Brixworth, in dem die Antriebe für die Formel-1 und Formel-E-Boliden entwickelt werden, produziert mehr als die Hälfte seiner Elektrizität durch Solarkollektoren und Kraft-Wärme-Kälte-Kopplung. Unvermeidbare CO2-Emissionen will das Team durch Kompensationszahlungen ausgleichen. Das Ziel: Das Formel-1-Team soll inklusive der beiden Entwicklungsstandorte klimaneutral werden.

Markus Schäfer, Mitglied des Vorstandes der Daimler AG verantwortlich für Konzernforschung & Mercedes-Benz Cars Entwicklung, kündigt an, dass der Formel-1-Rennstall noch in diesem Jahr treibhausgasneutral arbeiten wird. "Mit Blick auf das Thema Nachhaltigkeit setzen wir bei Daimler auf einen ganzheitlichen Ansatz: Wir übernehmen Verantwortung für die wirtschaftlichen, ökologischen und gesellschaftlichen Auswirkungen unserer Geschäftstätigkeiten."

Mercedes steigerte Effizienz des Motors

Bereits durch das seit 2014 Motoren-Reglement ist die Formel 1 nachhaltiger geworden. Das Mercedes-Aggregat erreichte bei der Einführung eine thermische Effizienz von 44 Prozent. Heute liegt dieser Wert bei mehr als 50 Prozent. Der Wirkungsgrad könnte in den kommenden Jahren weiter steigen. Denn auch unter dem neuen Regelwerk, das 2021 eingeführt wird, bleibt das Motorenkonzept unverändert. Fortschritte sind damit vorprogrammiert. Schon heute ist das Hybrid-Aggregat laut Mercedes eines der effizientesten.

Mercedes beginnt bei kleinen, aber sichtbaren, Veränderungen, um seine Strategie erfolgreich umzusetzen. In der Hospitality des Formel-1-Teams werden künftig keine Einweg-Kunststoffe mehr verwendet. Daneben soll bei der Unterbringung der Teammitglieder darauf geachtet werden, dass die Hotelaufenthalte eine geringe Umweltbelastung haben.

"Wir vertreten die Marke mit dem Stern auf der Rennstrecke und wir möchten, dass unsere Motorsport-Plattformen ein Fallbeispiel für den raschen und aufgeschlossenen Einsatz von Innovationen für eine nachhaltigere Zukunft darstellen", sagt Mercedes-Teamchef Toto Wolff. "Das reicht von den Hybrid- und batterieelektrischen Technologien in unseren Rennautos bis hin zu unseren alltäglichen Geschäftsabläufen an der Rennstrecke und in unseren Produktionsanlagen. Wir möchten an der Spitze dieses Wandels stehen."

Auch Lewis Hamilton, der sich für einen verantwortungsvollen Umgang mit der Umwelt engagiert, hält viel von den Plänen seines Teams: "Nachhaltigkeit ist mir persönlich sehr wichtig. Ich bin in Sachen der Umweltaspekte, mit denen wir uns in aller Welt konfrontiert sehen, immer aufmerksamer geworden und ich möchte einen positiven Einfluss haben und versuchen, meinen Teil dazu beizutragen."

Ferrari hat sich zur Mithilfe verpflichtet

Mercedes ist nicht der einzige Hersteller, der sich für eine nachhaltigere Zukunft der Formel 1 einsetzt. Ferrari hat sich im Zuge einer Einigung mit der FIA dazu verpflichtet, sich für die Reduzierung von CO2-Emissionen und die Entwicklung nachhaltiger Brennstoffe einzusetzen. Dieser Deal wurde in der vergangenen Woche öffentlich bekannt, nachdem die FIA die Untersuchung des beanstandeten Ferrari-Motors aus der vergangenen Saison beendet hatte.

Die Formel 1 hat sich ambitionierte Ziele gesetzt, damit der Sport umweltfreundlicher wird. Bis 2025 sollen die einzelnen Veranstaltungen nachhaltig werden. Bis zum Jahr 2030 soll die Königsklasse des Motorsports klimaneutral werden.

Weltmeister Lewis Hamilton betrachtete die Pläne im vergangenen Jahr kritisch. Er forderte damals: "Die Teams müssen auch wirklich mitmachen wollen." Zugleich unterstrich er Mercedes' Ambitionen, beim Erreichen des Ziels mitzuwirken. "Ich weiß, dass mein Team und Mercedes es wollen. Aber von Ferrari oder den anderen Teams habe ich noch nichts gehört oder gelesen. Doch vielleicht sind sie auch dabei. Aber sie müssen auch mitmachen und auf demselben Weg sein, denn es braucht den gesamten Sport, um diese Veränderung zu machen."