Formel-1-Weltmeister Lewis Hamilton ist nach den Testfahrten 2020 in Sorge. Das Mercedes-Team sowie Kunde Williams wurden in Barcelona mehrfach von Defekten am Motor heimgesucht. Die Ingenieure der Silbernen hatten die Power Unit radikal nach 2019 überarbeitet. Haben sich die Champions mit ihrer Entwicklung eine Achillesferse geschaffen? Hamilton macht vor Australien Druck.

"Sind wir besorgt? Ja, natürlich", räumt Hamilton ohne Umschweife ein, dass seiner Truppe die aktuelle Situation alles andere als geheuer ist. Bei Williams-Pilot Nicholas Latifi gab es während der Testfahrten drei Motorschäden, die Werksfahrer Valtteri Bottas und Lewis Hamilton wurden jeweils einmal vom Defektteufel heimgesucht

"Normalerweise haben wir bei den Wintertestfahrten mehr Vertrauen in unsere Zuverlässigkeit. Das ist nicht perfekt für uns", sagt Hamilton. "Wir haben viele Probleme gefunden, die wir ausbügeln müssen. Es war letztes Jahr ein schwieriger Winter und es ist auch dieses Jahr einer."

Hamilton zerknirscht: Wäre gerne mehr gefahren

Hamilton ging durch seinen Defekt in der zweiten Woche ein halber Tag der ohnehin verkürzten Tests durch die Lappen. "Ich hatte gehofft, einen ganzen Tag zu haben. Diese Runden wären sehr nützlich gewesen", klagt der sechsfache Weltmeister. Für gewöhnlich lechzt er bei seinen einsamen Runden während eines Tests nach Racing. Diesmal ist es anders.

"Das ist eigentlich nicht normal für mich, aber ich will wirklich mehr Runden fahren", so Hamilton. Die durch den Defekt verlorene Zeit konnte das Team nicht mehr aufarbeiten: "Wir haben ein paar Dinge in unserem Testprogramm verpasst."

Nach Kühlungsproblemen im Vorjahr hatten die Mercedes-Ingenieure in Brixworth für 2020 keinen Stein auf dem anderen gelassen. "Ich habe vollstes Vertrauen in die Jungs, dass sie bei ihrer Entwicklung mit Methode vorgegangen sind", so Hamilton. "Der Motor ist eigentlich gut und auch eine Verbesserung zum Vorjahr. Aber die Zuverlässigkeit ist nicht das, was wir uns vorstellen."

Formel 1 Testfahrten 2020: Blufft Ferrari nur? (09:12 Min.)

Hamilton hofft auf Lösung der Mercedes-Probleme für Australien

Durch die massiven Entwicklungsschritte bei Ferrari und Honda entschied Mercedes, beim Boliden für 2020 nicht nur auf eine Evolution zu setzen. "Es gab eine Zeit bei den V6-Turbos, in der immer nur draufgepackt wurde. Aber jetzt sind wir am Limit, wie viel du noch herausholen kannst", so Hamilton.

Der 35-Jährige fürchtet, dass beim Motor langsam das Ende der Fahnenstange erreicht ist. "Du kannst noch ein km/h oder so rausholen, und das mit einem hohen Aufwand", sagt er. "Aber ich habe Vertrauen in die Jungs in der Fabrik, dass sie es analysieren und das Bestmögliche unternehmen werden, damit wir auch dieses Jahr wieder mit dem richtigen Fuß aufstehen."

Sofern Mercedes die Probleme des F1 W11 aussortiert bekommt, ist Hamilton für den Auftakt guter Dinge: "Unsere Performance war gut. Ich verstehe das Auto, habe Vertrauen und fühle mich im Cockpit wohl, um ihn Melbourne zu attackieren und das Maximum herauszuholen. Ob das dann reicht, werden wir sehen."