Racing Point war mit Sergio Perez auch am vierten Tag der Formel-1-Testfahrten 2020 in Barcelona vorne dabei. Der Mexikaner fuhr die drittschnellste Zeit und war auf einem identischen Reifen nur wenige Hundertstel langsamer als Red-Bull-Pilot Max Verstappen. Das Team will sich beim RP20 noch nicht in die Karten schauen lassen. Routinier Perez fühlt bereits: Da geht was. Die Panik der Konkurrenz sei dennoch unbegründet.

"Ich denke, das könnte das beste Paket sein, das ich in meiner Karriere zum Saisonstart hatte", so der 30-Jährige, der 2020 in seine zehnte Saison in der Königsklasse geht. Seit seinem Debüt 2011 stand ihm zwar nie absolutes Top-Material zur Verfügung, doch im Mittelfeld kennt sich kaum ein Pilot besser aus als er.

Mit Sauber und Force India fuhr Perez in seinen bisher 176 Grands Prix stramme acht Mal aufs Podium. Der als Silberpfeil-Kopie verschriene RP20 wurde von Racing-Point-Teamchef Otmar Szafnauer schon bei der Präsentation der neuen Lackierung die Podestfähigkeit attestiert, obwohl die Öffentlichkeit vom 'pinken Mercedes' da noch gar nichts wusste.

Sowohl Perez als auch Teamkollege Lance Stroll werden 2020 mindestens einmal auf dem Podium zu sehen sein, kündigte der 55-Jährige an. Perez will sich allerdings noch nicht ganz so weit aus dem Fenster lehnen. "Ich denke, die Top-Teams sind immer noch sehr stark", sagt er. Auf die bisher in Barcelona gezeigten Rundenzeiten gibt er nicht viel.

Test-Rundenzeiten für Perez reine Zeitverschwendung

"Es ist schwierig herauszufinden, wo jeder steht", maßt er sich keine Standortbestimmung an. "Am Ende des Tests haben wir hoffentlich ein klareres Bild. Aber im Moment ist es so, je länger du auf die Zeiten schaust, desto mehr verschwendest du deine Zeit. Wir müssen die nächsten beiden Tage abwarten, und wenn da alle weiter Longruns machen, wird es schwierig, etwas zu erkennen."

Nachdem Haas und AlphaTauri, die mit Teilen von Ferrari und Red Bull im selben Boot sitzen, Racing Points neuestem Wurf offen gegenüberstanden, äußerten die anderen Mittelfeldteams nach der ersten Testwoche vermehrt Kritik. Vor allem Renault und McLaren meldeten Bedenken an.

"Ich denke, es ist eine etwas bedenkliche Entwicklung für den Sport. Es ist ein Trend, der vor einigen Jahren begonnen hat, und es ist ein neues Kapitel in diesem Trend. Es ist Sache der FIA, zu entscheiden, ob es vollständig konform ist oder nicht", kritisiert Renaults Geschäftsführer Marcin Budkowski.

Perez rechnet weiter mit hartem Mittelfeld-Kampf

Perez kann die Panik nicht nachvollziehen. "Ich denke, es gibt keinen Grund, weshalb sie uns fürchten sollten", sagt er. Dass es allein durch die Mercedes-Inspiration für sein Team ein Spaziergang wird, hält er für unwahrscheinlich: "Der Wettbewerb im Mittelfeld ist sehr hart. Es hängt außerdem alles davon ab, wie sehr du dich im Saisonverlauf verbessern kannst. Ich sage immer, es ist nicht wichtig, wo du in Melbourne stehst, sondern wo du in Abu Dhabi stehst."

Genau darin lag in den vergangenen Jahren die Stärke von Racing Point beziehungsweise Vorgänger Force India. 2019 beendete Perez acht der letzten neun Rennen in den Top-10 und riss damit heraus, was das Team durch eine schwache erste Saisonhälfte verloren hatte. 2020 soll das anders sein.

"Wir sind für den Saisonstart optimistisch. Wir waren noch nie zuvor so gut vorbereitet und mussten immer in der zweiten Saisonhälfte liefern. Das wird das erste Mal sein, dass wir stark beginnen", ist er sicher. Der Angriff auf die Top-Teams ist damit zwar nicht gemeint, doch im Mittelfeld soll es wieder ganz nach vorne gehen: "Das Auto hat auf jeden Fall Potential."