DAS erhitzt auch in der zweiten Woche der Formel-1-Testfahrten die Gemüter. Die Konkurrenz blickt mit Argusaugen auf das innovative Lenksystem von Mercedes und überlegt, das System nachzubauen - außer offenbar Ferrari.

Denn Ferrari Teamchef Mattia Binotto sagte am Mittwoch in Barcelona zur Überraschung aller: "Wir haben schon in der Vergangenheit darüber nachgedacht, ein DAS-System zu bauen." Allerdings entschied sich die Scuderia dagegen. "Weil wir nicht wussten, ob es legal ist und ob es überhaupt viel bringen würde", erklärte Binotto.

Die Aussagen kommen unerwartet, zeigten sich Binotto und Ferrari-Pilot Sebastian Vettel in der vergangenen Woche noch überrascht vom Mercedes-System.

Die Aussagen sind aber prekär, weil tatsächlich noch über die Legalität des Systems diskutiert wird. Mercedes erklärte, die FIA wisse schon länger über das 'Dual Axis Steering' Bescheid. Die Silberpfeil-Ingenieure ließen sich das System offenbar von der FIA absegnen.

Widerstand gegen Mercedes-Erfindung: DAS wirklich legal?

Allerdings gibt es auch Gegenstimmen. Manch einer im Fahrerlager will die Mercedes-Innovation mit dem Argument ausbremsen, es würde sich dabei um ein bewegliches aerodynamisches Element handeln. Schließlich hat die Spur auch einen gewissen Einfluss auf die Bodenfreiheit.

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Andere sehen die Parc-fermé-Regeln verletzt. Von der ersten Ausfahrt des Qualifyings bis zum Start des Rennens darf das Fahrzeugsetup nicht verändert werden. Verstößt DAS also möglicherweise gegen die Parc-fermé-Bestimmungen? Die FIA selbst wollte sich dazu nicht äußern.

Möglicherweise dürfte Mercedes das System dann nur im Rennen einsetzen. Allerdings glaubt Pirellis Formel-1-Chef Mario Isola, dass der wahre Nutzen von DAS wohl auch im Renntrimm liegt. Weil da nicht nur Performance geholt werden kann, sondern auch die Reifen länger am Leben gehalten oder schneller aufgeheizt werden könnten.

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Wie funktioniert DAS?

Bei der Zwei-Achsen-Lenkung, wie das System auf deutsch heißt, kann der Pilot nicht nur am Lenkrad drehen, sondern auch ziehen und schieben. Dadurch schiebt er nicht nur die Spurstangen nach links und rechts, sondern auch nach vorne und hinten, weil das gesamte Lenkgetriebe bewegt wird.

Dadurch verändert sich die Spur an der Vorderachse. Auf den Onboard-Aufnahmen war zu erkennen, wie die Mercedes-Piloten das Lenkrad zu Beginn der Geraden zu sich zogen und am Ende der Geraden wieder von sich schoben. Dabei veränderte sich die Spur von einer Nachspur zu einer neutraleren Reifenstellung.