Mehr Action als an den beiden Vortagen zusammen bot der letzte Tag der ersten Woche Formel-1-Testfahrten 2020 in Barcelona. Gleich vier Zwischenfälle sorgten für rote Flaggen. Darunter: Sebastian Vettel, dessen Ferrari-Motor am Vormittag den Dienst quittierte sowie ein weiterer Crash bei Haas. Mercedes unterdessen mit überlegener Bestzeit. Valtteri Bottas erreichte nahezu die Pole-Zeit des Spanien GP aus dem Vorjahr.

Das Ergebnis: Überlegene Doppelspitze für Mercedes zum Abschluss der ersten Testwoche auf dem Circuit de Barcelona-Catalunya. Mit einer 1:15.732 Minuten erzielte Valtteri Bottas die überlegene Bestzeit vor Teamkollege Lewis Hamilton (+ 0,784 Sek.). Damit war der Finne nur drei Zehntel langsamer als die Pole Position des Spanien GP 2019. Allerdings nutzte Bottas für seine Runde die extrem weichen C5-Reifen (Hamilton dito). Beim GP stand nur C3 zur Verfügung.

Mit Respektabstand von 1,37 Sekunden folgte auf P3 der Renault von Esteban Ocon. Lance Stroll, Daniil Kvyat, Antonio Giovinazzi, Daniel Ricciardo, Max Verstappen, Pierre Gasly und Alex Albon komplettierten die Top-10.

Sebastian Vettel beendete den Tag mit insgesamt 16 verschiedenen Fahrern in den zehn Cockpits auf P13. Damit knüpfte Ferrari an seinen 2020 neuen Ansatz an, vor Performance-Absichten erst den SF1000 richtig zu verstehen. Teamchef Binotto berichtete allerdings bereits davon, in Sachen Performance zumindest keine überragende Zuversicht zu verspüren.

Die Rundentabelle: Erstmals in dieser Woche sicherte sich Mercedes nicht die Kilometer-Krone. Mit gemeinsamen 138 Runden schafften Lewis Hamilton und Valtteri Bottas dennoch ein erneut stattliches Pensum. Noch fleißiger waren allerdings gleich zwei Teams: Alfa Romeo mit 152 Runden für Antonio Giovinazzi und Renault mit addierten 169 Umläufen für Daniel Ricciardo und Esteban Ocon.

Kaum auf Touren kam dagegen Haas. Nach nur 48 Runden für Romain Grosjean am Vormittag sorgte ein früher Abflug Kevin Magnussens am Nachmittag (s.u.) für eine Tagesausbeute von gerade einmal 53 Runden. Kaum besser sah es durch einen Motorschaden bei Williams aus: 72 Runden für Nicholas Latifi. Ebenfalls wegen Motordefekt fast unter 100 Runden blieb Sebastian Vettel, der diese Marke am Ende exakt erreichte. Max Verstappen kam durch eine Aufhängungsbeschädigung am Vormittag nur 86 Laps.

Formel 1 Testfahrten Barcelona 2020: Ergebnis Tag 3

P.FahrerTeamZeitReifenRunden
1BottasMercedes1:15.732C565
2HamiltonMercedes+ 0.784C573
3OconRenault+ 1.370C476
4StrollRacing Point+ 1.606C4116
5KvyatAlphaTauri+ 1.695C462
6GiovinazziAlfa Romeo+ 1.737C5152
7RicciardoRenault+ 1.842C493
8VerstappenRed Bull+ 1.904C286
9GaslyAlphaTauri+ 2.05159
10AlbonRed Bull+ 2.422C283
11SainzMcLaren+ 2.542C276
12GrosjeanHaas+ 2.648C348
13VettelFerrari+ 2.652C3100
14NorrisMcLaren+ 2.722C349
15LatifiWilliams+ 3.272C372
16MagnussenHaas+ 3.977C24

Die Zwischenfälle: Am letzten Tag der ersten Testwoche holten die Teams nach, was sie an den ersten beiden mit Ausnahme von Alfa Romeo noch komplett vermieden - rote Flaggen durch Defekte verursachen. Nach keiner am ersten und einer am zweiten waren es am Freitag gleich vier.

Als Ersten erwischte es gleich einmal Sebastian Vettel, der seinen Ferrari SF1000 nach 40 Runden bzw. 90 Minuten am Vormittag mit einem Defekt an der Power Unit im Schlusssektor abstellen musste. Genauer definiert hat Ferrari diesen bis dato nicht. Ein Motorwechsel war erforderlich. Nach der Mittagspause griff Vettel nach nur leichter Verzögerung von 20 Minuten wieder ins Geschehen ein.

Ebenfalls am Vormittag, oder besser gesagt pünktlich zu High Noon, betroffen war der Williams von Nicholas Latifi. Wie bei Vettel waren noch näher zu analysierende Power-Unit-Sorgen die Ursache für sein Ausrollen Ende der Zielgeraden. Der Kanadier musste länger auf sein Comeback warten. Erst in den letzten 45 Minuten des Nachmittags war der Rookie wieder dabei.

Am Nachmittag bescherte ein Abflug von Kevin Magnussen nach nur 30 Minuten die dritte rote Flagge des Tages. Anders als Teamkollege Romain Grosjean am Vorabend gelang es dem Dänen nach seinem Crash nicht, den Haas VF-20 noch zurück an die Box zu schleppen. Ebenfalls anders als bei Grosjean zeichnete offenbar kein Fahrfehler verantwortlich. Dem Unfall an bereits unorthodox anmutender Stelle (Kurve 7) vorausgegangen war ein Plattfuß, ausgelöst durch ein Problem mit der Distanzscheibe, die das Rad berührt hatte. Nach 15 Minuten Bergung ging die Session weiter, für Haas war der Tag allerdings beendet.

Für die vierte Unterbrechung der Testsession für rund zehn Minuten sorgte schließlich Daniel Ricciardo, dessen Renault R.S.20. gut eine Stunde vor Tagesende vor Kurve neun ausrollte. Ebenfalls ein Defekt, aber kein Feierabend. In den letzten 30 Minuten mischte der Australier nochmal mit.

Ohne rote Flagge, aber ebenfalls in Problemen schien McLaren. Lando Norris stand am Nachmittag eine gefühlte Ewigkeit in der Garage, das Team werkelte eifrig am Heck des MCL35 herum. Später wurden auch noch die vorderen Bremsen gewechselt. Aber alles keine große Sache. „Wenn du dir die Rundenanzahl und die Zuverlässigkeit anschaust, ist das der beste Start seit vielen, vielen Jahren für McLaren im Wintertest“, beruhigte Teamchef Andreas Seidl.

Bei Red Bull kam es zudem zu einer leichten Beschädigung er Aufhängung. Max Verstappen hatte offenbar einen Kerb etwas zu heftig mitgenommen, gute Stunde Reparaturpause von Nöten.