Hat Renault in der Formel 1 noch eine Zukunft? Spätestens mit dem Chaos im Konzern nach der Inhaftierung und späteren Flucht des Renault-Nissan-Oberhaupts Carlos Ghosn - Initiator des jüngsten Engagements in der Formel 1 - aus Japan im vergangenen Jahr herrschten auch rund um das Bekenntnis der Franzosen zu ihrem F1-Projekt große Zweifel.

Genährt wurden diese nicht zuletzt durch eine Bemerkung seiner Nachfolgerin, Interims-CEO Clotilde Delbos, im Oktober vergangenen Jahres, wonach Renault all seine Aktivitäten hinterfragen wurde, also auch sein Programm in der Formel 1. Der Hintergrund ist offensichtlich. Auch vor Renault machen die Probleme in der Automobilbranche nicht halt. Zuletzt vermeldete Renault erstmals seit zehn Jahren sogar eine negative Bilanz.

Dass die Erfolgsbilanz seit der Rückkehr als Werksteam zur Saison 2016 extrem dünn ausfällt, hilft dem Team von Cyril Abiteboul umso weniger. Doch trotz alldem zeigt sich der Franzose zuversichtlich. Ein Grund: Über die künftige Konzernspitze Renaults herrscht jetzt Klarheit.

„Die Hauptentwicklung ist die Tatsache, dass wir jetzt endlich die neue Führungsebene bestätigt haben. Wie in der Formel 1 waren es viele Wandlungen, aber jetzt haben wir mit Luca de Meo einen klaren CEO“, sagte Abiteboul im Rahmen der Renault-Saison-Präsentation in Paris.

Allerdings wird de Meo den Posten als CEO erst im Juli übernehmen. Bis dahin hat weiter Delbos das sagen. Somit könnte Delbos den Stecker ziehen - oder sich der F1 verschreiben während de Meo dann plötzlich alles anderes sieht. Zumindest in der Theorie.

Abiteboul: „Der wichtigste Aspekt ist, dass die gegenwärtige CEO, Clotilde Delbos, stellvertretende CEO bleiben wird, wenn de Meo beginnt. Das ist sehr wichtig. Denn es bedeutet, dass es auf Führungsebene Kontinuität geben wird, auch in Sachen Entscheidungen. Das bedeutet, dass alles, was wir heute mit Frau Delbos besprechen auch noch gelten wird, wenn de Meo loslegt.“

Doch wird die Entscheidung Delbos’ positiv für das Renault F1 Team ausfallen? „Delbos ist auch CFO (Chief Financial Officer) des Unternehmens. Sie ist also von Zahlen getrieben. Aus finanzieller Perspektive ist die F1 ein Kostenfaktor“, mahnt Abiteboul.

Gleichzeitig sei die Formel 1 jedoch auch eine Anlage. „Es ist auch ein Investment“, so der Teamchef. „Egal, wohin du schaust, gerade deutet alles in die richtige Richtung. Zuschauerwachstum oder Marktanteile“, erklärt der Franzose. Noch dazu entspanne sich die Kostenfrage in Zukunft ohnehin, erinnert Abiteboul: „Mit einer Preisgeldverteilung, die besser sein wird, einer Budgetgrenze, die besser sein wird und Motorenregeln, die stabil bleiben.“

Das alles lässt Abiteboul optimistisch auf die noch ausstehende Entscheidung blicken. „Ich habe also allen Grund anzunehmen, dass wir - grundsätzlich - langfristig dabei sind“, sagt der Renault-Teamchef. Eine Garantie abgeben können er dennoch nicht. „Es ist nur grundsätzlich“, relativiert Abiteboul.

„Das Concorde Agreement ist ein Entwurf, die Regularien sind Entwürfe. Wir müssen den finalen Vertrag noch unterschreiben. De Meo kenne ich nicht. Aber was ich so mitbekommen habe, ist, dass er in seiner gegenwärtigen Rolle viel für den Sport getan hat.“