In Sebastian Vettel brennt auch vor seiner 14. Formel-1-Saison das F1-Feuer wie zu Beginn seiner mit 32 Jahren schon langen Karriere. "Ich kann gar nicht erwarten, es zu fahren", sagt der vierfache Weltmeister am Dienstagabend im Rahmen der glamourösen Präsentation des Ferrari SF1000 über sein neues Arbeitsgerät für die bevorstehende Saison.

Mit der Scuderia geht es für Vettel 2020 um nicht weniger, als im sechsten Versuch endlich den WM-Titel zurück nach Maranello zu holen. "Es ist jetzt ein sehr gewohnter Ort, ich kenne das Team in- und auswendig. Hoffentlich können wir endlich die Traktion auf die Strecke bekommen, die wir wollen", sagt Vettel.

Sebastian Vettel: Ferrari-Vertrag endet 2020

Ein Satz, den man in ähnlicher Façon bereits in den vergangenen Jahren hörte. Doch haben wir ihn dieses Mal ein letztes Mal gehört? Dafür gäbe es zwei Möglichkeiten: Entweder, weil der große Wurf endlich gelingen wird - oder, weil es bei einem Scheitern keinen siebten Anlauf mehr geben wird.

Formel 1 2020: Das steckt im neuen Ferrari SF1000 (15:44 Min.)

Immerhin läuft Sebastian Vettels Vertrag bei Ferrari mit Saisonende aus, nur Teamkollege Charles Leclerc verlängerte im Winter langfristig. Geht es also weiter mit Vettel? Ferrari würde es sich wünschen. "Sebastian ist momentan unsere erste Wahl. Wir besprechen das mit ihm. Er ist unsere erste Option und derzeit erste Präferenz", sagt Teamchef Mattia Binotto.

Vettel fühlt sich jung genug: Hamilton noch älter!

Vettel selbst lässt sich die Entscheidung weiter offen. Nur ein Punkt steht für den 32-Jährigen ganz klar fest: "Wir müssen im Jetzt leben. Es geht heute nicht darum, über das zu sprechen, was hinter uns liegt. Ich fühle mich ganz sicher jung genug. Wenn wir von Lewis [Hamilton, 35] sprechen - der ist sogar noch älter. Das ist also keine Einschränkung."

Ganz im Gegenteil. "Die Jahre werden länger und länger, aber über die Jahre habe ich es geschafft, herauszufinden, was in Sachen Vorbereitung gut und was schlecht für mich ist". sagt Vettel. "Die Batterien sind wieder aufgeladen. Das Team ist bereit, wir alle fühlen uns bereit. Jetzt gehts zum Test und dann freue ich mich, wieder Rennen zu fahren. Dafür leben wir doch alle!"

Vettel entspannt: Zukunftsfrage hat Zeit

Das klingt alles andere als nach einem nahenden Ende - und wäre im Rahmen der Präsentation auch ein ziemlich seltsamer Eindruck gewesen. So sieht es auch Vettel, der nur an das 'Jetzt' denken will, nicht an das, was war (2019) oder kommen möge. "Ich konzentriere mich auf den Moment", sagt Vettel.

"Ab einem gewissen Punkt muss man sich dann natürlich darum kümmern, was in Zukunft geschehen wird. Aber dafür haben wir genug Zeit. Das stresst mich nicht und macht mir keinen Druck."

Fahrermarkt: Vettel für Ferrari Priorität

Dieser Zeitpunkt kann gut und gerne noch einige Monate auf sich warten lassen, geht es nach dem Ferrari-Piloten. "Wenn du es mit der Situation vor drei Jahren vergleichst, hatte ich da auch bis August oder so noch keinen Vertrag", erinnert Vettel. "Das ändert nicht viel."

Genauso wenig sieht Vettel Druck in der Aussage Binottos, er sei derzeit die Präferenz Ferraris. Immerhin implizit das recht deutlich, dass sich der Fokus hier auch ändern könnte. Etwa wenn Vettel sich zu viel Zeit lässt - oder 2020 gegen seinen schon im ersten Ferrari-Jahr 2019 teamintern auf Augenhöhe agierenden Teamkollegen Leclerc abfallen sollte.

Vettel will es sich 2020 selbst beweisen

Vettel winkt ab: "Ich ich fühle mich gut und bin zuversichtlich." Interessanter Nachsatz: "Das letzte Jahr war ein gutes Jahr für mich - wenn es darum geht, Dinge zu verstehen und Dinge zu lernen." Doch habe es eben auch Dinge gegeben, die besser hätten laufen können. Vettel: "Und das will ich dieses Jahr besser machen. Deshalb bin ich aber nicht gestresst. Aber ambitioniert, es mir selbst zu beweisen!"

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Ein Bestreben, das genauso für ganz Ferrari gilt. Allerdings gehen die Roten mit einer gewissen Demut in die neue Formel-1-Saison. "Wir sind zuversichtlich", sagt Sebastian Vettel zwar. "Aber vorsichtig." Der Grund: "Letztes Jahr hatten wir auch ein gutes Gefühl und einen guten ersten Tag, eine gute erste Testwoche. Aber dann haben wir nicht das vorgefunden, was wir erwartet hatten."

Ferrari mit Vorsicht statt großer Kampfansage

Vettel: "Deshalb bleiben wir erst einmal vorsichtig und schauen, in Australien mit dem richtigen Fuß zu starten. Dann ist es ein langer Weg, wir haben mehr Rennen denn je." Gedankenpause. "Oder vielleicht auch nicht", ergänzt Vettel mit einem Grinsen. Nein, kein vorzeitiges Karriereende ist geplant - der China GP wackelt wegen des Coronavirus bedenklich.