Ganz großes Theater für Ferrari: Der erfolgreichste und traditionsreichste Rennstall der Formel-1-Geschichte stellte am Dienstagabend seinen Boliden für die Saison 2020 vor. Sebastian Vettel präsentierte den SF1000 getauften Ferrari gemeinsam mit Teamchef Mattia Binotto und Teamkollege Charles Leclerc im Teatro Municipale Romolo Valli in Reggio Emilia, rund 30 Kilometer vom Sitz der Mythosmarke in Maranello entfernt.

Ferrari war damit das erste Team, das ein reelles Auto für die neue Formel-1-Saison vorstellte. Haas veröffentlichte in der vorigen Woche nur computeranimierte Bilder, Mercedes zeigte am Montag vorerst nur die neue Lackierung. Das echte Auto des amtierenden Weltmeisters folgt am Ende der Woche.

Ferrari ließ sich für diese Präsentation dafür etwas ganz Spezielles einfallen. Renderings oder ein profaner Shakedown in Fiorano waren der Scuderia nicht genug. Der erste Akt nahm um 18:30 Uhr im neoklassizistischen Theater seinen Lauf, als die Präsentation vor den geladenen Gästen begann. Seinen Höhepunkt fand das des Festspiel um 18:55 Uhr, als das neue Arbeitsgerät von Sebastian Vettel und Charles Leclerc enthüllt wurde.

Formel 1 2020: Das steckt im neuen Ferrari SF1000 (15:44 Min.)

Die erste Überraschung sickerte bereits einen Tag vor der offiziellen Präsentation durch: Einmal mehr beschreitet Ferrari bei der Namensgebung Neuland. Auf SF71H und SF90 folgt der Ferrari SF1000. Damit spielen die Italiener auf ihren 1000. Formel-1-Grand-Prix an, an dem sie in der Saison 2020 teilnehmen werden. Die Königsklasse selbst beging dieses Jubiläum erst beim China GP, Ferrari fehlte in 70 Jahren Formel-1-Geschichte nur bei wenigen Rennen und zieht 2020 nach.

Auf den ersten Blick unterscheidet sich der SF1000 kaum von seinem Vorgänger. Formen und Farben muten vertraut an, doch Binotto verspricht, dass die Entwicklung in Maranello in den vergangenen Monaten keineswegs geschlafen hat. Power Unit, Getriebe, Aufhängung. Alles ist neu. Zu erkennen sind diese Neuerungen vor allem an der noch schlankeren Heckpartie. Laut dem Teamchef schlummert unter dem Kleid des neuen Boliden ein noch radikaleres Konzept als im Vorjahr.

Ferrari will mit dem SF1000 endlich an alte Erfolge anknüpfen und erstmals seit mehr als einem Jahrzehnt wieder eine Weltmeisterschaft gewinnen. 2008 holte die Marke zum letzten Mal die Konstrukteursweltmeisterschaft, der letzte Fahrertitel geht noch immer auf das Konto von Kimi Räikkönen, der 2007 erfolgreich war.

Auch wenn 2020 für viele in der Formel 1 ein Übergangsjahr wird, für Ferrari wird es personell eine entscheidende Saison. Nachdem Charles Leclerc seinen Vertrag noch vor Weihnachten bis einschließlich 2024 verlängerte, stellt sich die Frage, wie es mit Sebastian Vettel weitergeht. Der Vertrag des viermaligen Formel-1-Weltmeisters läuft am Ende der Saison aus.

Auch für Mattia Binotto könnte 2020 eine entscheidende Saison werden. In seinem ersten Jahr als Teamchef verzieh man dem ehemaligen Technikchef die ein oder andere Unzulänglichkeit. Missverständnisse wie beim Russland GP oder Kollisionen im eigenen Team wie in Brasilien sollten möglichst nicht mehr vorkommen.

So lief Ferraris Saison 2019

Rückblick2019
FahrzeugSF90
Konstrukteurs-WM (Punkte)2 (504)
Bester Fahrer (WM-Platz)Leclerc (4)
Siege3
Podien19
Top-1036
Poles9

2019 sahen zuletzt alle - auch Ferrari selbst - das Team nach den Wintertests in der Favoritenrolle. Es folgte ein böses Erwachen, noch vor der Sommerpause mussten Vettel und Leclerc die WM abschreiben. Der SF90 war kein kompletter Fehlschlag: Der Ferrari-Motor war der Stärkste und das Auto war schnell im Qualifying, aber anfängliche Aero-Probleme und fehlender Abtrieb sorgten für Probleme im Rennen und warfen die Scuderia zu früh zu weit zurück. Erst im September feierte Charles Leclerc den ersten Sieg.

Die Präsentationswoche der Formel 1 2020 geht schon am Mittwoch weiter: Red Bull absolviert mit dem RB16 einen Filmtag, von dem entsprechendes Bildmaterial veröffentlicht werden soll. Renault beginnt die Saison mit einem eigenen Event in Paris, bei dem allerdings noch kein neues Auto auf der Bühne stehen wird. Die Franzosen haben nur einen ersten Vorgeschmack angekündigt.