Befreit sich Williams in der Formel-1-Saison 2020 aus der inzwischen zweijährigen Dürre des einst großen Traditionsteams der Königsklasse? Zwei Mal in Folge landete der Rennstall aus Grove in den vergangenen Jahren abgeschlagen auf dem letzten Rang der Konstrukteurswertung, 2018 mit sieben Punkten, 2019 gar nur mit einem, noch dazu einem glücklichen, WM-Zähler.

Damit nicht genug. Noch dazu gab Williams insbesondere 2019 ein alles andere als souveränes Bild ab, verpasste die erste Hälfte der Wintertestfahrten in Barcelona komplett. Was folgte war nicht nur eine nie konkurrenzfähige Performance, sondern auch bis Saisonende anhaltende Probleme mit Ersatzteilen.

Ex-Williams-Ingenieur: Es kann noch schlechter werden

2020 kann es also fast nur besser werden. Aber nur fast. "Im Motorsport, insbesondere in der Formel 1, sieht die Realität so aus, dass es schlechter werden kann", mahnte kürzlich der ehemalige Performance-Chef des Teams, Rob Smedley, im Gespräch mit der Nachrichtenagentur 'Reuters'. "Wir sprechen darüber, wie es nicht mehr viel schlechter als 2019 kommen kann, aber das haben wir auch über 2018 gesagt. Und wir haben es auch über 2017 gesagt."

Der ehemalige F1-Pilot und aktuelle Experte im britischen TV, Martin Brundle, rät Williams deshalb zu einem klaren Cut ganz oben im Team. "Ich würde Claire [Williams, stellvertretende Teamchefin; Anm. d. Redaktion] bitten, eine eher präsidiale Rolle einzunehmen und jemanden wie Andreas Seidl holen und ihm volle Befugnisse geben. Bei Erfolg in der F1 geht es nur um morgen, nicht um gestern", so Brundle im Dezember bei 'Motor Sport Magazine'.

TV-Experte Brundle kritisiert Claire Williams

Daran denkt die Tochter von Teamgründer Sir Frank Williams jedoch mitnichten. "Williams hatte in den letzten paar Jahren nicht die leichteste Zeit. Ich wurde über diese beiden Jahre hinweg gefragt, was mich persönlich antreibt, noch weiterzumachen. Denn es ist natürlich nicht leicht, um die Welt zu reisen und ein Team zu führen, wenn es nicht so gut läuft", sagte Williams am Mittwoch auf einer Pressekonferenz in Tel Aviv.

Doch treibt sie ausgerechnet die von Brundle angesprochene Historie an. "Wir bei Williams sind Kämpfer. Und zwei Jahre definieren kein Team. Wir haben die Ambition, Williams in die Position zurückzubringen, die wir in unseren Augen verdienen. Und ich bin dafür verantwortlich, dass das passiert und das Erbe meines Vaters auch in Zukunft erfolgreich fortgeführt wird."

Williams will Verantwortung gerecht werden

Deshalb sei sie es, die sicherstellen müsse, dass das bestmögliche Personal für Williams arbeite und auch in einer Form arbeiten können, um das Potential voll auszuschöpfen. Durch interne Umstrukturierungen in Grove über den Winter soll das nun wieder besser gelingen. "Für mich ist es fast schon frustrierend, dass wir nicht einfach alle einladen können, um allen diese Transformation bei Williams zu zeigen", so Williams.

Bereits im vergangenen Jahr habe man die ersten Anzeichen davon sehen können. "Als wir in der zweiten Jahreshälfte den Rückstand Stück für Stück verringern konnten", so Williams. Doch für 2020 ist mehr nötig als die Tippelschritte im Kampf um den Anschluss an das Mittelfeld. Das weiß auch Williams. "Wir haben uns im Winter hohe Ziele gesteckt, besonders in Sachen Aero und Performance-Findung, aber auch wenn es um mechanische Probleme geht. Und das läuft soweit gut", zitiert MotorsportWeek.com die 43-Jährige.

Williams strukturiert sich um

Das große Fiasko der Testfahrten 2019 soll und werde sich jedenfalls nicht wiederholen. "Das Schlüsselziel ist jetzt, das Auto rechtzeitig für den Test fertig zu bekommen - sobald die Ampel auf Grün springt, wenn nicht vorher. Ich bin voller Zuversicht, dass das passieren wird", sagt Williams.

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Anders als im Vorjahr will Williams in diesem Winter deshalb sehr viel besser mögliche Rückschläge mit einkalkuliert haben. "Durch einen Puffer haben wir so Zeit, dass wir klarkommen, auch wenn mal etwas schiefgeht", berichtet Williams. Das hatte dem Team im Vorjahr noch das Genick gebrochen.

Williams: Crashtests bestanden, kein neues Test-Fiasko

Sämtliche Crashtests habe der FW43 so nun bereits bestanden, verkündet die Teamchefin: "Die meisten im ersten Versuch", so Williams. "Ganz anders als im vergangenen Jahr, als wir viele von ihnen selbst im sechsten Versuch nicht bestanden haben, was uns dann nur noch mehr Druck gemacht hat. Denn dann musst du dich damit beschäftigen, warum du beim Crashtest durchgefallen bist statt damit, die Teile fertigzustellen. Das war diesen Winter also ein guter Meilenstein für uns."

Jetzt will sie die Kritiker, Zweifler und Skeptiker Lügen strafen: "Wir alle wollen jetzt nur zeigen, dass wir einen guten Job gemacht haben und die Leute bewegen, sich zu besinnen und zu sagen: 'Okay, richtig. Wir lagen falsch. Williams ist nicht auf dem Weg ins Abseits und zwei Jahre müssen sie nicht ausmachen, schaut was, sich geschafft haben.'"