Noch bevor die Saison 2020 begonnen hat, warf das Formel-1-Jahr 2021 seine Schatten voraus. Als erste Top-Fahrer verlängerten Charles Leclerc und Max Verstappen die Verträge mit ihren bisherigen Teams und brachten damit ein bisschen Licht ins Dunkle. Auch im Mittelfeld sind bereits Fahrer-Verträge für die Zukunft unterzeichnet. Aber noch steht ein Fragezeichen dahinter, wie es mit Lewis Hamilton und Sebastian Vettel weitergeht.

2021 ist das Jahr der großen Umstrukturierung in der Formel 1. Das neue technische Reglement erfordert neue Lösungen bei der Fahrzeugentwicklung. Das kann zu einer Verschiebung des Kräfteverhältnisses führen. Die Piloten brauchen den richtigen Riecher, um die Verschiebungen vorherzusehen und von ihnen zu profitieren. Es hat sich allerdings noch kein Team für das Jahr 2021 eingeschrieben. So steht unter anderem hinter dem Verbleib von Haas ein Fragezeichen. Auch um das Mercedes-Werksteam halten sich Ausstiegsgerüchte.

Fahrermarkt Formel 1 2021: Team für Team

Mercedes: Seit Jahren fährt Mercedes von Erfolg zu Erfolg und auch im Team herrscht eine beeindruckende Konstanz. Seit 2013 gab es nur einen Fahrerwechsel, nämlich nach Nico Rosbergs Rücktritt. Ist die Zeit für einen Neuanfang gekommen? Lewis Hamilton fühlt sich im Team wohl, aber auch ein Tapetenwechsel scheint nicht ausgeschlossen. Ende 2019 flirtete er wohl mit Ferrari. Die vergangene Vertragsverlängerung von Valtteri Bottas war eine Zitterpartie für den Finnen, weil auch eine Verpflichtung Esteban Ocons in Betracht gezogen wurde. Von Ocon, seinem letztjährigen Kontrahenten um das zweite Silberpfeil-Cockpit, geht für das Jahr 2021 keine Gefahr aus. Doch mit George Russell hat das Team einen vielversprechenden Nachwuchsmann an der Angel. Mit welchen Fahrern Mercedes 2021 an den Start geht, ist absolut offen. Ausgeschlossen dürfte allerdings sein, dass man beide Piloten austauscht.

Folgen für den Formel-1-Fahrermarkt 2021: Wer wechselt wohin?: (28:39 Min.)

Ferrari: Die Scuderia kann bis einschließlich 2024 auf Charles Leclerc vertrauen. Das zweite Cockpit ist für 2021 aber noch nicht besetzt. Wie es bei Ferrari weitergeht, hängt maßgeblich von der Entscheidung Sebastian Vettels ab. Bleibt er im Team oder verlässt er die Roten nach sechs Jahren? Falls sich Ferrari auf die Suche nach einem Nachfolger machen muss, wird es keine einfache Auswahl. Aus dem Juniorprogramm hat bislang nur Antonio Giovinazzi Erfahrung in Formel-1-Rennen gesammelt. Für Mick Schumacher, Giuliano Alesi und Callum Illot ist die Formel 2 die höchste Rennklasse, in der sie bereits unterwegs waren. 2020 wird Robert Shwartzman ebenfalls in die Rennserie aufsteigen. Es dürfte zu früh sein, ihn in die Formel 1 zu hieven. Insofern scheint es nicht unmöglich, dass sich Ferrari die Dienste Lewis Hamiltons sichert. 2019 hat es bereits Gespräche zwischen ihm und dem Team gegeben.

Max Verstappen hat bei Red Bull einen bis 2023 laufenden Vertrag, Foto: Red Bull
Max Verstappen hat bei Red Bull einen bis 2023 laufenden Vertrag, Foto: Red Bull

Red Bull: Wie Ferrari hat auch Red Bull mit dem Youngster aus den eigenen Reihen ein langfristiges Arbeitspapier unterschrieben. Max Verstappen wird dem Team bis 2023 treu bleiben. Doch zu einer Nummer 2 hinter dem Niederländer hat sich das Team noch nicht bekannt. 2020 wird sich zeigen, ob Alexander Albon die in ihn gesteckten Erwartungen erfüllen kann. Das Jahr 2019 hat ein weiteres Mal gezeigt, wie schnell ein Fahrer degradiert wird, wenn ihm das nicht gelingt. Aktuell sticht kein Fahrer aus dem Nachwuchsprogramm heraus, der sich für einen Formel-1-Einsatz empfehlen würde. Für den zweiten Platz im A-Team wird sich Red Bull wohl aus dem bisherigen Formel-1-Kader bedienen.

McLaren: 2019 hat McLaren mit Carlos Sainz und Lando Norris einen Aufschwung erlebt. Im Team funktionierte es nicht nur sportlich, sondern auch menschlich. Die Fahrer haben sich bislang gut verstanden. Doch damit könnte 2020 Schluss sein, wenn es darum geht, größere Erfolge einzufahren. Ob sie auch unter einer verschärften Konkurrenz-Situation noch miteinander harmonieren, könnte ausschlaggebend für die Zukunft des Teams sein. Entstehen Gräben, könnte dies einen oder sogar beide vergraulen. Aktuell spricht aber weder auf Team- noch auf Fahrerseite etwas dagegen, 2021 in der Konstellation weiterzumachen.

Renault: Esteban Ocon hat beim französischen Werksteam einen Vertrag für zwei Jahre unterzeichnet. Damit ist er für 2021 gesetzt, sein aktueller Teamkollege Daniel Ricciardo hingegen nicht. Er hat sich schon bei Red Bull seine Sporen verdient und wird aktuell unter seinem Wert geschlagen. Schließlich ist er ein Sieg-Fahrer. Seine Erfahrung macht ihn zu einem begehrten Piloten. Er wird immer wieder auch mit einem Ferrari-Cockpit in Verbindung gebracht, wo er Sebastian Vettel ersetzen könnte. Falls es so weit kommt, müsste Renault nach einem neuen Teamkollegen für Ocon Ausschau halten. Auch Renault hat ein Nachwuchsprogramm, aus dem sich das Team bedienen könnte. Von ihnen ist Jack Aitken, 2018 und 2019 in der Formel 2 am Start, der aussichtsreichste Kandidat.

Alpha Tauri: Die Red-Bull-Nachwuchsschmiede ereilt dasselbe Schicksal wie das A-Team. Aus dem Juniorprogramm fehlt vielversprechenden Personal, das sich für einen Einsatz in der Formel 1 empfiehlt. In der Saison 2020 gehen Daniil Kvyat und Pierre Gasly für Alpha Tauri an den Start. Ob sie auch 2021 zum Team gehören, steht noch nicht fest. Alpha Tauri muss sich gegebenenfalls unter externen Fahrern umschauen, um einen Ersatz zu finden.

Racing Point: Bei Racing Point ist fast alles klar. Sergio Perez hat einen Dreijahresvertrag unterschrieben, der ab 2020 gilt. Er wird also auch noch 2021 und 2022 zum Team gehören. Lance Stroll wird sich wohl auch im Team halten können, schließlich gehört sein Vater zu den Rettern des Rennstalls.

Alfa Romeo: Ob Kimi Räikkönen 2021 nochmal für Alfa Romeo ins Auto steigt, ist fraglich. Der Finne wäre dann schon 41 Jahre alt. Nico Hülkenberg könnte seinen Platz nach einem Jahr Pause einnehmen, schließlich hält Frederic Vasseur viel vom Deutschen. Ferrari hat das Recht, einen Platz im Team selbst zu besetzen. Seit 2019 nimmt Antonio Giovinazzi diesen Platz ein. Je nach Verlauf der Saison 2020 könnte der Italiener durch einen der Ferrari-Junioren aus der Formel 2 ersetzt werden. Viele hoffen, dass Mick Schumacher zum Zug kommt, der sowohl für Alfa Romeo als auch für Ferrari bereits getestet hat.

Romain Grosjean musste um sein Cockpit für 2020 zittern, Foto: LAT Images
Romain Grosjean musste um sein Cockpit für 2020 zittern, Foto: LAT Images

Haas: Bei Haas stand Romain Grosjean bereits 2019 auf der Kippe. Teamchef Günther Steiner entschied sich aber dafür, dem Franzosen noch eine Chance zu geben. Er ist also mindestens angezählt, seine Zukunft im Team ist ungewiss. In den vergangenen Jahren hat Teamkollege Kevin Magnussen zwar regelmäßig besser abgeschnitten als Grosjean. Aber auch er hat sich bislang nicht als echter Top-Fahrer erwiesen. Wenn Grosjean das Team verlässt, könnte der Däne durch einen neuen Teamkollegen Aufschwung erhalten. Denn im Mittelfeld scheint sich keine ernstzunehmende Alternative für ihn aufzutun. Auch hier könnte sich eine Tür für Hülkenberg öffnen, denn auch mit Haas befand er sich 2019 in Gespräche über ein Cockpit.

Williams: Bei Williams hat George Russell zumindest einen formalen Vertrag für das Jahr 2021. Sollte das Mercedes-Werksteam allerdings Ansprüche auf seinen Junior haben, wird er den Traditionsrennstall sicherlich ohne große Probleme verlassen können. Nicholas Latifi, der 2020 für das Team fährt, hat nicht in erster Linie wegen seiner sportlichen Erfolge angedockt - er bringt Geld ins Team. Beide könnten auch 2021 an Bord bleiben - es könnte aber auch ganz anders kommen.

Übersicht: Formel 1 Fahrer & Teams 2021

TeamFahrerFahrer
Mercedestbatba
FerrariCharles Leclerctba
Red BullMax Verstappentba
McLarentbatba
RenaultEsteban Ocontba
Alpha Tauritbatba
Racing PointSergio Pereztba
Alfa Romeotbatba
Haastbatba
WilliamsGeorge Russelltba