Sebastian Vettels Ferrari-Karriere steht am Scheideweg. Nach vier fehlgeschlagenen Angriffen auf den WM-Titel hat ihm das Team mit Charles Leclerc die Pistole auf die Brust gesetzt. Der viermalige Weltmeister droht wie viele große Hoffnungsträger vor ihm in Maranello zu scheitern.

5. Jacky Ickx

Die Scuderia setzte schon lange vor Charles Leclerc ihre Hoffnungen in die jungen Wilden der Formel 1. Nachdem John Surtees Ferrari verlassen hatte, setzte Ferrari seine Hoffnungen für 1968 in Jacky Ickx. Mit gerade einmal 23 Jahren und fünf F1-Rennen Erfahrung ging der Belgier nach Maranello. Das erste Jahr verlief mit einem Sieg, zwei dritten Plätzen und Rang vier in der WM vielversprechend. Ickx sah bei Brabham eine bessere Perspektive und verließ Ferrari nach der Saison wieder - nur um 1970 wieder bei den Italienern anzuheuern, nachdem diese von Jackie Stewart eine Absage erhalten hatten. Ickx wurde hinter Jochen Rindt Vizeweltmeister. Die beiden darauffolgenden Jahre beendete er jeweils auf Platz vier der Weltmeisterschaft. Mitte 1973 trennte sich Ickx nach einer schwierigen ersten Saisonhälfte von Ferrari und ging zu McLaren.

Jacky Ickx gewann 1972 den Deutschland GP für Ferrari, Foto: Sutton
Jacky Ickx gewann 1972 den Deutschland GP für Ferrari, Foto: Sutton

4. Jean Alesi

Anfang der 90er Jahre wurde Jean Alesi nach heroischen Leistungen auf unterlegenem Material eine große Zukunft vorhergesagt. Der Franzose wusste im Tyrrell auf Anhieb zu überzeugen. Platz vier beim Debüt 1989 und ein knallhartes Duell mit Ayrton Senna sowie zwei Podestplätze im darauffolgenden Jahr weckten das Interesse der Top-Teams. Williams und Ferrari wollten Alesi, doch die Briten zögerten und Maranello schlug zu. Alesi sollte die Scuderia nach Fehlschlägen mit Nigel Mansell und Alain Prost zurück an die Spitze führen. Doch der Franzose mit sizilianischem Blut in seinen Adern wurde den Vorschusslorbeeren nicht gerecht.

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Mit wilden Drifts und der Startnummer 27 auf dem Auto entzückte er zwar wie ein Jahrzehnt zuvor Gilles Villeneuve die Tifosi, doch die großen Erfolge blieben aus. In fünf Jahren reichte es nur für einen einzigen Sieg. Schlechte Zuverlässigkeit und sein ungestümer Fahrstil machten Alesi allzu oft einen Strich durch die Rechnung.

Auf dem Circuit Gilles Villeneuve in Montreal holte Jean Alesi 1995 seinen einzigen Ferrari-Sieg, Foto: Sutton
Auf dem Circuit Gilles Villeneuve in Montreal holte Jean Alesi 1995 seinen einzigen Ferrari-Sieg, Foto: Sutton

3. Nigel Mansell

Er war der letzte Pilot, den Enzo Ferrari höchstpersönlich auserwählte, eine seiner Rennmaschinen zu steuern. Im Sommer 1988 holte "il Commendatore" Nigel Mansell von Grove nach Maranello. Nach zwei Vizeweltmeisterschaften mit Williams hoffte der Brite bei Ferrari auf den endgültigen Durchbruch, während die Italiener in ihm die Antwort auf die von Ayrton Senna und Alain Prost angeführte McLaren-Honda-Dominanz sahen. Der Beginn der Zusammenarbeit war vielversprechend. Mansell siegte 1989 gleich im ersten Rennen in Rio de Janeiro. Durch seine furchtlose Art eroberte er schnell die Herzen der Tifosi, welche ihn "il leone" tauften. Doch die Euphorie war nur von kurzer Dauer.

Seine zwei Jahre bei Ferrari waren von Defekten geplagt. Bis auf zwei Rennen beendete Mansell jeden seiner Grands Prix für Ferrari auf dem Podium, vorausgesetzt er sah die Zielflagge. Insgesamt gewann er drei Mal. Ab 1990 lief ihm allerdings Neuzugang Alain Prost als neuer Teamleader schnell den Rang ab, woraufhin er unverrichteter Dinge zu Williams zurückkehrte.

In zwei Jahren bei Ferrari holte Nigel Mansell drei Siege, Foto: Sutton
In zwei Jahren bei Ferrari holte Nigel Mansell drei Siege, Foto: Sutton

2. Alain Prost

Die Verpflichtung von Alain Prost für die Saison 1990 war auf dem Papier die perfekte Win-Win-Situation. Ferrari suchte händeringend nach einem gestandenen Top-Fahrer, der das Potential der Autos entfesseln konnte. Prost wiederum hatte nach zwei nervenaufreibenden Jahren im teaminternen Duell gegen Ayrton Senna mit McLaren Honda abgeschlossen. Schon im Rahmen des Grand Prix von Italien in Monza verkündete er seinen Wechsel zur Scuderia - lange bevor er sich ein letztes Mal gegen den Brasilianer durchsetzte und den WM-Titel 1989 sicherstellte. Die neue Traum-Ehe brachte auf Anhieb die erhofften Erfolge.

Prost gewann fünf Rennen und kämpfte gegen Senna um den WM-Titel. Doch beim vorletzten GP in Suzuka entschied der Erzrivale das Duell mit einer Kollision für sich. 1991 war Ferrari mit den Modellen 642 und 643 nicht mehr konkurrenzfähig. Prost fuhr lediglich fünfmal aufs Podium, dazu litten die Boliden unter massiven Zuverlässigkeitsproblemen. Vor dem Finale in Adelaide fiel er bei Ferrari in Ungnade, nachdem er das Handling des Autos mit einem LKW verglichen hatte. Mit seiner vorzeitigen Entlassung fand Prosts Zeit in Rot ein unrühmliches Ende.

Alain Prost war mit der Performance des Ferraris aus der Saison 1991 nicht zufrieden, Foto: Sutton
Alain Prost war mit der Performance des Ferraris aus der Saison 1991 nicht zufrieden, Foto: Sutton

1. Fernando Alonso

Die Ära unmittelbar nach Michael Schumacher brachte mit Kimi Räikkönen und Felipe Massa noch zwei äußerst erfolgreiche Jahre, bevor Ferrari 2009 abstürzte. Für die Saison 2010 hatten sich die Italiener aber längst die Dienste von Doppelweltmeister Fernando Alonso gesichert. Um den Spanier ein Jahr früher zu bekommen, wurde Räikkönen sogar ausbezahlt. Alonso bedankte sich mit seinem Sieg bei seinem Ferrari-Debüt 2010 in Bahrain. In der WM zwischenzeitlich 47 Punkte zurück, übernahm Alonso drei Rennen vor Schluss die Führung. Doch beim Finale in Abu Dhabi verlor er den Titel nach einer strategischen Fehlentscheidung von Ferrari an Sebastian Vettel.

Nach einem mühsamen Jahr 2011 befand sich Alonso 2012 erneut im WM-Kampf. Wieder hieß der Gegner Vettel. Alonso zauberte mit unterlegenem Material und hielt die Weltmeisterschaft durch Konstanz bis zum Finale in Interlagos offen. Am Ende fehlten ihm drei Punkte auf den Titel. Nach einem weiteren durchwachsenen Jahr holte Ferrari Räikkönen für 2014 zurück, um Alonso unter Druck zu setzen. Den Iceman ließ der Asturier zwar verblassen, doch seine Tage in Maranello waren gezählt. Wie Prost hatte er sich mit Kritik beim Management unbeliebt gemacht, woraufhin der Vertrag in beiderseitigem Einvernehmen vorzeitig aufgelöst wurde.

Fernando Alonsos Ferrari-Vertrag wurde nach der Saison 2014 vorzeitig aufgelöst, Foto: Sutton
Fernando Alonsos Ferrari-Vertrag wurde nach der Saison 2014 vorzeitig aufgelöst, Foto: Sutton

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