Der Formel 1 steht auch abseits der Strecke eine aufgeladene Saison 2020 bevor. Nicht nur, weil sich alle Teams für die neuen Autos des Jahres 2021 vorbereiten müssen. Das Fahrerfeld ist fast komplett offen, kaum jemand hat einen Vertrag - das betrifft auch große Namen wie Vettel, Hamilton oder Verstappen. Zuletzt wurde die Gerüchteküche von Ferrari und Hamilton befeuert - Motorsport-Magazin.com fasst die Transfer-Storys hier zusammen.

Ferrari 2021: Was macht Sebastian Vettel?

Mit Charles Leclerc ist bei Ferrari zumindest ein Fahrer für 2021 gesetzt, genauer gesagt sogar bis 2024. Fragezeichen hängen nur über Sebastian Vettel. Dass er seinen großen Traum - den Ferrari-Titel - nach wie vor erreichen will, scheint für ihn jedoch klar. Rücktritts-Fragen verneinte er immer deutlich. Ein von seiner Seite besserer Abschluss der letzten Saison stimmte auch Ferrari zufrieden, im Winter wollen sie in die Vertrags-Gespräche starten.

Ferrari scheint sich trotzdem nach anderen Optionen umzuhören. Vorne dabei ist Lewis Hamilton, denn dessen Vertrag endet ebenso. Beide Parteien geben sich kryptisch: Zuletzt wurde ein Treffen zwischen Hamilton und Ferrari-CEO John Elkann bestätigt, sei aber nur eine zwangslose Veranstaltung gewesen. Aber wenn Hamilton auf dem Markt ist, wäre es für Ferrari natürlich fahrlässig, nicht zumindest die Fühler auszustrecken. Abgesehen von Hamilton bleibt es von Ferraris Seite still, was einen Vettel-Ersatz angeht. Max Verstappen erteilten sie eine Absage, und Verstappen ihnen genauso.

Mercedes 2021: Eine Frage von Hamiltons Zufriedenheit?

Hamilton schien dafür überraschend offen für den Wechsel, und sein aktueller Teamchef Toto Wolff bezifferte die Chance eines Mercedes-Abganges gar mit 25 Prozent. Hamilton selbst hob außerdem hervor, dass er auf die Zukunft der Mercedes-Teamstruktur wartet, schließlich läuft auch Wolffs Vertrag aus. Hamilton fühlt sich in der aktuellen Struktur wohl. Wenn umgebaut wird und womöglich sogar Wolff geht, könnte das andere Optionen attraktiver machen. Entweder ein Rücktritt - warum nicht, wenn er 2020 den siebten Titel holt? - oder ein Wechsel.

Vieles davon ist sicherlich Taktik. Vor allem baut Hamilton damit Druck auf Mercedes auf, seinen Wünschen nachzukommen. Tun sie das, könnten das auch gute Nachrichten für Valtteri Bottas sein, mit dessen Rolle als solider Zweiter hinter Hamilton alle Beteiligten zufrieden sind. Mit George Russell hat Mercedes zwar einen jungen Fahrer in der Warteschleife, aber noch keinen wirklichen Grund, ihn zu befördern. Für ihn würde auch 2022 reichen.

Red Bull 2021: Verstappen will WM-Auto

Geht Hamilton, könnten das ebenso gute Nachrichten für Bottas sein. Er kennt das Team, wäre eine Konstante. In diesem Fall würde Mercedes wohl Bottas halten und sich auf dem offenen Markt einen WM-Fahrer krallen. Max Verstappens Name kommt hier ins Spiel. Toto Wolff streut dem jungen Niederländer bei jeder Gelegenheit Rosen, das Interesse ist vorhanden. Schon seit mehreren Jahren.

Natürlich ist es auch möglich, dass Hamilton bleibt, und Verstappen als Zukunftsoption ins zweite Auto soll. Da stellt sich die Frage, ob Hamilton dieser Idee gewogen ist - nur wenn Mercedes es durchziehen will, hat er kaum einen Ausweg. Selbst wenn Vettel seinen Ferrari räumt, müsste Hamilton sich dort mit dem nicht minder gefährlichen (und auch noch etablierten) Charles Leclerc herumschlagen.

Eine Partnerschaft von Verstappen und Hamilton klingt schwierig, Foto: LAT Images
Eine Partnerschaft von Verstappen und Hamilton klingt schwierig, Foto: LAT Images

Verstappen will jedenfalls eines: Endlich ein WM-fähiges Auto. Das konnte Red Bull zwar bisher nicht liefern, doch mit dem Honda-Fortschritt sind sowohl Team als auch Fahrer zufrieden. Wenn Red Bull 2020 WM-tauglich ist, wird Verstappen wohl bleiben. Christian Horner, Dr. Helmut Marko und Co. sind schließlich seine größten Fans, und sie glauben daran, gerade anlaufende Gespräche für sich entscheiden zu können. Die Mercedes-Spekulationen klingen immer mehr nach Utopie.

Alpha Tauri 2021: Red Bulls dünner Nachwuchskader

Red Bull muss Verstappen eigentlich zwingend halten. Geht er tatsächlich, wäre ihr Nummer-eins-Platz komplett offen. Die Gerüchte über eine Rückkehr Sebastian Vettels sind dünn. Alex Albon, Daniil Kvyat und Pierre Gasly kämpfen um Platz zwei, den Verstappen-Platz würde wohl keiner von ihnen füllen können.

Unklar ist genauso, ob man Lust hat, die beiden Verlierer des Kampfes um Platz zwei noch länger zu halten. Das könnte aber zwingend nötig sein, denn der Junior-Kader ist ausgedünnt. 2019 flogen Lukas Auer, Dan Ticktum und Pato O'Ward raus, es verblieben nur mehr Formel-3-Piloten. Die müssten sich 2020 sehr anstrengen, um in die Formel 1 zu kommen. Die besten Chancen hat Jüri Vips (F3-Vierter), er ist vorerst Kandidat für einen Aufstieg in die japanische Super Formula. Dort müsste er mehr abliefern als seine Vorgänger Auer (Neunter) und Ticktum (20., Aus nach drei Wochenenden).

Renault 2021: Wie groß ist Ricciardos Vertrauen?

Einer schiebt für alle Top-Teams Bereitschaft: Daniel Ricciardo. Sollte Vettel 2021 bei Ferrari weitermachen, scheinen die Türen der großen drei für ihn jedoch zuzubleiben. Interessensbekundungen von Mercedes und Red Bull blieben aus. Letztere ließen verlautbaren, dass sie ihn ja schon gehabt hätten. Warum also noch einmal?

In diesem Fall gibt es für Ricciardo keinen echten Grund, das Renault-Projekt zu verlassen. Immerhin ist es ein Werksteam, damit besteht grundsätzlich Potential. Sein neuer Teamkollege Esteban Ocon ist übrigens gesetzt. Den hat Renault nicht nur bei Mercedes losgeeist, sondern auch gleich mit einem Zweijahresvertrag für 2020 und 2021 ausgestattet.

Alfa Romeo 2021: Ferraris Nachwuchs wartet

Letztes Team mit Hersteller-Beteiligung ist Alfa Romeo. Gegenwärtig ist ein Fahrer (Kimi Räikkönen) vom Team benannt, einer (Antonio Giovinazzi) ist Ferrari-Junior. Die Zukunft ist hier noch Spekulation. Räikkönens Verbleib hängt davon ab, ob er in den Ruhestand geht, schließlich wäre er 2021 bereits 41. Giovinazzis Verbleib hängt von seiner Leistung im Vergleich zum Ferrari-Juniorkader ab.

Der lauert nämlich geschlossen in der Formel 2. Für Mick Schumacher, Callum Ilott und Giuliano Alesi ist es das zweite Jahr, überzeugen konnte von ihnen bis jetzt jedoch keiner. Die aus der Formel 3 in die Formel 2 beförderten Rookies Robert Shwartzman (F3-Meister) und Marcus Armstrong (F3-Zweiter) sollten Klarheit schaffen, wer hier wirklich F1-Potential hat.

Und Giovinazzi? Präsentiert er sich solide, kann er sich im Falle eines Vettel-Abganges zumindest Chancen auf den zweiten Ferrari-Platz neben Leclerc machen. Sollte Ferrari einen Nummer-zwei-Fahrer suchen fast ein klarer Fall.

Mick Schumacher hat 2021 F1-Chancen, Foto: LAT Images
Mick Schumacher hat 2021 F1-Chancen, Foto: LAT Images

Wie steht es um Alonso und Hülkenberg?

Bei den genannten Plätzen könnten natürlich auch Formel-1-Abgänger Rollen spielen. Wie Fernando Alonso: Gerüchten zufolge intervenierte sogar Liberty Media, und wollte Red Bull Alonso schmackhaft machen. Deren Motorenpartner Honda ist auf ihn aber bekanntlich nicht gut zu sprechen. Öffentlich bekundete keines der Topteams bisher Interesse. Und für Alonso gilt weiterhin: Er kommt nur für ein WM-Auto zurück.

Diese hohen Anforderungen hat Nico Hülkenberg nicht. Momentan ist seine Zukunft zwar unklar, aber für eine F1-Rückkehr wäre er 2021 voraussichtlich verfügbar. Als erfahrener, solider Pilot ist er für jedes Team eine gute Option.

Es bleibt die Erkenntnis: Großer Wechselwille ist vor den ersten echten Verhandlungen in der Winterpause nirgends zu verorten. Vettels Ferrari-Karriere jetzt schon totzuschreiben ist verfrüht. Hamilton mag es bei Mercedes. Verstappen ist ein gutes Red-Bull-Jahr von einer Verlängerung entfernt. "Wenn sie nächstes Jahr in wettbewerbsfähigen Autos sitzen, warum sollen sie dann wechseln?", stellt Red-Bull-Teamchef Horner eine berechtigte Frage. "Wenn die Musik aufhört, wäre ich nicht überrascht, wenn alle auf den gleichen Plätzen sitzen."

Der Rest des Formel-1-Feldes

McLaren: Carlos Sainz und Lando Norris lieferten beide in ihrem ersten Jahr ab, was von ihnen gefordert wurde. McLaren-CEO Zak Brown ging sogar soweit, die beiden als Fahrer mit WM-Kaliber zu bezeichnen. Sollte das Team mit dem neuen Motorenpartner Mercedes weiter nach vorne kommen, glaubt Brown daran, dass Sainz und Norris auch dann liefern können, was das Team von ihnen erwartet. Interesse an einer Rückkehr Fernando Alonsos hat Brown keine.

Sainz und Norris sorgen bei McLaren für gute Stimmung, Foto: LAT Images
Sainz und Norris sorgen bei McLaren für gute Stimmung, Foto: LAT Images

Racing Point: Sergio Perez steht bis 2022 unter Vertrag, das Team kennt ihn und ist mit seinen Leistungen höchst zufrieden. Sein Teamkollege Lance Stroll ist der Sohn des Eigentümers - ein Szenario, in dem er seinen Sitz verliert, ist schwer vorstellbar.

Haas: Wie lange geht es noch mit Kevin Magnussen und Romain Grosjean? 2020 muss Haas einmal ihre Probleme mit dem Auto lösen, da zahlt sich ein bekanntes Fahrerduo aus. Doch deren Leistungen lassen manchmal zu wünschen übrig. Die Sommerpause 2020 wird hier eine spannende Entscheidung bringen.

Williams: George Russell ist laut Claire Williams auf dem Papier für drei Jahre gebunden, und Mercedes macht wie angesprochen keine Anstalten, ihn vorzeitig zu befördern. Der zweite Platz ist mit den richtigen Mitteln zu erwerben. Jetzt hält ihn Nicholas Latifi, und der F2-Zweite der Saison 2019 mag zwar Bezahlfahrer sein, ist aber nicht talentfrei. Eine mittelfristige Fortführung mit ihm klingt logisch.