Neues Jahr, neue Formel-1-Saison. 2020 stehen in der Königsklasse weit weniger große Regeländerungen an als noch im Vorjahr. Doch einige Anpassungen und Neuerungen haben durchaus ihren Weg ins Reglement gefunden. Noch dazu begrüßt die F1 zwei neue Rennstrecken - das führt zu einem Rekord-Rennkalender - und zwei (alte) neue Fahrer sowie einen neuen Teamnamen. Motorsport-Magazin.com.com fasst alle wissenswerten Neuheiten der F1-Saison 2020 zusammen.

Regeln, Kalender & Fahrer: Alle Neuerungen in der Formel 1 2020: (20:12 Min.)

Formel 1 2020: Technisches Reglement - Änderungen

Im technischen Regelwerk ändern sich 2020 nur Kleinigkeiten. Nach den durchaus nennenswerten Restriktionen des Vorjahres in Sachen Aerodynamik kommt es auf diesem Feld diesmal nur zu leichten Feinjustierungen vor der Hinterachse, Beschränkungen der Winkel von Fahrwerksachsen, bei Bremsbelüftungen und Rückspiegeln. Interessanter sind andere Baustellen.

Benzin: Das Benzinvolumen außerhalb des Monocoques wird 2020 strenger reglementiert. Nur noch 0,25 Liter statt der bisher erlaubten zwei dürfen hier gespeichert werden. Das soll ein Umgehen der Benzinflussregeln erschweren. Schon 2019 wurden die Regeln verschärft, zuletzt durch diverse Direktiven.

Öltank: Neben dem Hauptöltank ist ab 2020 nur noch ein weiterer Zusatztank erlaubt. Dessen Volumen samt aller Zuleitungen ist auf 2,5 Liter beschränkt.

Kupplung: Größere Einschränkungen Einschränkungen beim Kupplungs-Mapping und bei der Geometrie der Wippen sollen den Fahrer wieder mehr in den Mittelpunkt rücken. So wird etwa genau definiert, welche Referenzen rund um die Kupplungshebel verboten werden.

Mindestgewicht: Erneut werden die Formel-1-Autos schwerer. Immerhin steigt das Mindestgewicht diesmal nur im niedrigen einstelligen Bereich, von 743 Kilogramm auf 745.

Formel 1 2020: Sportliches Reglement - Änderungen

Power Units: Als Reaktion auf den 2020 um ein Rennen längeren Rennkalender (s.u.) wird den Teams eine zusätzliche MGU-K zugestanden. Wie bei Verbrennungsmotor, Turbo und MGU-H sind nun je drei Elemente je Fahrer, exklusive Testfahrten, gestattet. Bei Batterie und Steuergeräten bleibt es bei je zwei erlaubten Komponenten.

Listed Parts: Das sind jene Teile, die ein Formel-1-Team selbst herstellen muss, um als Konstrukteur zu gelten. Darunter fallen etwa vordere Crash-Struktur, Überrollstrukturen und Aerodynamik. 2020 zählen nun auch die Bremsbelüftungen dazu.

CFD: Zuletzt hatten die Teams unbeschränkte Kapazitäten für die CFD-Entwicklung erhalten, um die Formel 1 bei den neuen Regeln für 2021 zu unterstützen. Diese sind nun geschrieben, daher wird die Extra-Zeit zurückgeschraubt.

Strafen: Wer nach Aufforderung durch die FIA nicht zum Wiegen abgebogen ist, war bisher automatisch verpflichtet, das Rennen aus der Boxengasse zu starten. Das galt selbst für ein solches Vergehen im Training. 2020 werden derartige Fälle den Stewards überstellt. Das Strafmaß liegt in ihrem Ermessen. Bei Fehlstarts besteht ebenfalls Hoffnung auf mildere Sanktionen. Neben den bislang möglichen Strafen (10 Sekunden Stop&Go; Durchfahrtsstrafe) sind für minder schwere Fälle nun auch Zeitstrafen von zehn oder fünf Sekunden möglich.

Sperrstunde: Bevor 2021 die Daumenschrauben extrem angezogen werden kommt es bereits 2020 zu einer leichten Ausweitung. Neun statt acht Stunden müssen mit dem Auto betraute Teammitglieder vor Arbeitsbeginn nun dem Streckenareal fernbleiben.

Zielflagge: Nachdem Fauxpas 2018, als Model Winnie Harlow den Kanada GP zu früh abgewinkt hatte, galt 2019 das LED-Signal als offizielles Rennende. In Japan ging es allerdings auch damit daneben, sodass 2020 wieder die physische schwarz-weiß-karierte Flagge zählt. Tradition setzt sich durch.

Stellwände: Sind 2020 nicht nur am Rennwochenende, sondern auch bei den Testfahrten verboten. Damit müssen die Teams bereits frühzeitig Einblicke in ihre Garagen gewähren. Fans und Technik-Journalisten freut es, die Teams weniger: Die Geheimniskrämerei hat ein Ende.

Superlizenz: Punkte für die Superlizenz können nun auch durch Einsätze im Freien Training gesammelt werden. Wer mindestens 100 Kilometer zurücklegt und sich dabei keinen Strafpunkt einhandelt, bekommt einen Zähler gutgeschrieben. Über einen Dreijahreszeitraum können so maximal zehn Punkte angehäuft werden.

Qualifying und Reifen: Nur hier aufgeführt, um Missverständnissen vorzubeugen. 2020 wird es weder ein Q4 noch Qualifikationsrennen geben, wie lange Zeit spekuliert worden war. Noch dazu führt Pirelli keine neuen Reifen ein. Die Teams lehnten die neue Konstruktion für die kommende Saison einstimmig ab. Post-Season-Tests und 25 spezielle Reifen-Testtage waren umsonst. Damit bleibt es auch bei den vertrauten Farben und Mischungen aus 2019.

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Formel-1-Testfahrten 2020

Nicht nur das Verbot der Stellwände ist neu, auch der Testkalender ändert sich 2020 gravierend. So finden vor der Saison nur noch zwei dreitägige Tests in Barcelona statt. Bisher waren es je vier Tage. Durch den Rekord-Rennkalender (s.u.) entfallen die Testfahrten innerhalb der Saison (2019 noch nach den Rennen in Barcelona und Bahrain).

Stattdessen wird der Test nach dem Saisonfinale in Abu Dhabi um einen Tag verlängert. In der Wüste gibt es somit drei statt zwei Tage Action, um mit Mule-Cars genügend Daten für die 2021 neuen 18-Zoll-Reifen zu sammeln. Dafür sind über das Jahr verteilt zudem einmal mehr 25 spezielle Reifentesttage mit Pirelli angesetzt. Diese Teilen alle Teams unter sich auf.

19.-21. Februar: Test-Woche 1 in Barcelona
26.-28. Februar: Test-Woche 2 in Barcelona
1.-3. Dezember: Test für 2021 in Abu Dhabi

Formel-1-Rennkalender 2020

Ohne einen Deutschland GP in Hockenheim und doch mit Rekord: Der Formel-1-Kalender ist 2020 so lang wie nie zuvor. 22 Rennen sind vom traditionellen Saisonstart in Australien (15. März) bis zum Saisonfinale in Abu Dhabi (29.11.) angesetzt. Das funktioniert erneut ohne Triple-Header, aber nur mit gleich sieben Back-to-back-Events.

Das erste Doppel lässt nicht lang auf sich warten. Nach dem Saisonstart Down Under geht es ein Wochenende später sofort mit dem Bahrain GP weiter. Zwei Wochen später folgt am 5. April bereits der erste Neueinsteiger: Der Vietnam GP auf dem von F1-Stararchitekt Hermann Tilke designten Hanoi Circuit bildet das dritte Saisonrennen. Zeitkritisch soll es nicht werden. Anfang Januar soll der völlige neue semi-permanente Straßenkurs fertiggestellt sein.

Vietnam GP 2020: Erstes Onboard-Video der neuen F1-Strecke: (02:35 Min.)

Nicht komplett neu aus dem Boden gestampft, aber umfangreich renoviert wird in Zandvoort. Das Comeback des Niederlande GP kommt ebenfalls früh, als fünftes Saisonrennen am 3. Mai. Nach dem Spektakel mit zwei Steilkurven geht es Back-to-back in Spanien weiter. Die übrigen fünf Doubleheader bilden Aserbaidschan/Kanada, Frankreich/Österreich, Belgien/Italien, Singapur/Russland und USA/Mexiko.

DatumGrand PrixStrecke
15.03. AustralienMelbourne
22.03. BahrainSakhir
05.04. VietnamHanoi
19.04. ChinaSchanghai
03.05. NiederlandeZandvoort
10.05. SpanienBarcelona
24.05. MonacoMonaco
07.06. AserbaidschanBaku
14.06. KanadaMontreal
28.06. FrankreichLe Castellet
05.07. ÖsterreichSpielberg
19.07. GroßbritannienSilverstone
02.08. UngarnBudapest
30.08. BelgienSpa
06.09. ItalienMonza
20.09. SingapurSingapur
27.09. RusslandSotschi
11.10. JapanSuzuka
25.10. USAAustin
01.11. MexikoMexiko-City
15.11. BrasilienSao Paulo
29.11. Abu DhabiAbu Dhabi

Formel-1-Fahrer und -Teams: Das ist 2020 neu

Die Teams sind schnell abgehandelt. Nur eine nennenswerte Änderung wird es 2020 geben: Toro Rosso heißt jetzt Alpha Tauri, benannt nach einer Fashion-Marke aus dem Hause Red Bull.

Auf dem Fahrermarkt ist es nach größeren Umbaumaßnahmen für 2019 diesmal ruhiger geblieben. Bevor sich 2021 alles ändern könnte, gibt es nur zwei Neuerungen, von denen die eine nicht einmal eine echte Neuheit ist: Esteban Ocon kehrt nach einem Jahr Pause zurück in die Formel 1.

Das geschieht nun allerdings nicht mehr als Mercedes-Junior bei einem Kunden, sondern als Franzose bei den Franzosen. Ocon ersetzt Nico Hülkenberg nach drei Jahren bei Renault und wird neuer Teamkollege von Daniel Ricciardo. Damit ist Sebastian Vettel der einzig verbliebene Deutsche in der Startaufstellung, Mick Schumacher fährt ein weiteres Jahr Formel 2 mit Prema.

Somit verfügt nun selbst Kanada über mehr Formel-1-Piloten als Deutschland. Neben Lance Stroll bei Racing Point startet bei Williams ein anderer Sohn reicher Eltern: Formel-2-Vize-Meister Nicholas Latifi beerbt Robert Kubica nach dem einjährigen F1-Comeback des Polen und wird neuer Teamkollege von Mercedes-Junior George Russell.

Regeln, Kalender & Fahrer: Alle Neuerungen in der Formel 1 2020: (20:12 Min.)