Der Hype in der Formel 1 war groß, als Ferrari 2019 nach der Sommerpause drei Siege in Folge einfuhr. Vor allem, als den Siegen auf den Topspeed-Strecken von Spa und Monza auch ein Doppelsieg auf dem verwinkelten Stadtkurs von Singapur folgte, sowie eine Pole-Serie, die mit Spa, Monza, Singapur, Sotschi und Japan fünf in Folge beinhaltete.

Hatte Ferrari die Probleme also endlich in den Griff bekommen? Der Aufschwung soll zum Teil auf ein Aero-Upgrade zurückgegangen sein, das die Scuderia in Singapur gebracht hatte. Damit schien das Auto Kurven endlich nicht mehr zu hassen. Doch nach Singapur folgte kein Sieg mehr. Stattdessen waren Red Bull und Mercedes besonders im Rennen wieder vorne.

Aus Abu Dhabi reiste Ferrari also doch wieder verunsichert ab. Nicht nur, dass die Konkurrenz in Frage stellte, ob denn Ferraris Motorleistung denn legal zustande kam. Überhaupt schien der Ferrari für die letzten Rennen wieder auf der Stelle zu treten. Teamchef Mattia Binotto sieht eine untersuchungsintensive Winterpause vor sich und seinem Personal.

Binotto: Ferrari hat noch viel zu lernen

Dass Ferraris Formeinbruch in den letzten drei Rennen zustande kam, weil sie unter Beobachtung durch die FIA Tricks bei der Benzinzufuhr einstellen mussten, bestreitet Binotto bis zuletzt. In diesem Fall bleibt aber eigentlich nur das Eingeständnis: Das letzte Update war kein so großer Volltreffer, wie das Team nach Singapur und nach Sotschi dachte.

Eine Erklärung dafür will Binotto nicht haben. "Nicht wirklich. Wir sollten nicht vergessen, dass Mercedes an einem Punkt ein Aero-Upgrade brachte." In Japan hatte die silberne Konkurrenz einen leicht überarbeiteten Frontflügel, Seitenkasten-Flügel und Unterboden präsentiert. Bei Ferrari war nach dem Singapur-Umbau indessen Schluss. "Und es stimmt auch, dass sich Red Bull verbessert hat", sagt Binotto.

In Abu Dhabi bot sich schließlich das aus der ersten Saisonhälfte gewohnte Bild, Ferrari war im Hintertreffen. "Gerade Abu Dhabi passte unseren Autos nie", rechtfertigt Binotto, "aber diese Frage muss auf jeden Fall analysiert werden, weil wir vom Trend her in den letzten Rennen Performance verloren haben."

Da hilft es auch, Abu Dhabi zu analysieren: "Es ist sehr spezifisch, aber wir können viel lernen. Warum wir im letzten Sektor nicht mithalten konnten, oder vielleicht warum wir auf den neuen Reifen am Start oder am Stint-Beginn anderen folgen konnte, aber das auf gebrauchten Reifen für uns schwieriger wurde. Ich habe keine Antworten, aber es gibt viel zu analysieren." Gerade weil diese Probleme eigentlich bekannt sein sollten. Ähnlich klangen die Beschwerden auch zu Saisonbeginn.

Formel 1 2019: Tops & Flops unseres Fahrer-Rankings: (14:25 Min.)

Binotto: Ferrari verlor WM-Kampf 2019 schon im Vorjahr

In Maranello wird währenddessen bereits mit Hochdruck am Ferrari für 2020 gearbeitet. "Es ist etwas früh, das zu diskutieren", sagt Binotto. "Wir wissen, wo unsere Schwächen im Vergleich zur Konkurrenz liegen, und wir haben alle unsere Bemühungen darauf ausgerichtet, diese auszuräumen." Vor allem Abtrieb war insgesamt zu wenig vorhanden, gibt Binotto zu. Den Topspeed zu maximieren zahlte sich nicht aus. "Unser Ziel ist, mehr Abtrieb zu haben, und als Folge mehr Luftwiderstand", kündigt er also an. Außerdem sollen "signifikante Änderungen am Motor" kommen.

"Letztes Jahr haben wir wohl beim Entwickeln des Autos verloren", weiß Binotto schließlich auch. "Letztendlich waren wir zu Saisonstart nicht wettbewerbsfähig. Dafür gibt es Gründe. Final war das Auto von Anfang an nicht gut genug."

"Es war eine harte Saison, es gab viel zu tun", so Binotto weiter. "Wir haben sogar restrukturiert, das Team reorganisiert. Aber in der Zwischenzeit versuchten wir immer das Auto zu verbessern, und über die Saison hinweg haben wir das zumindest bis zu einem gewissen Grad geschafft. Jetzt ist die Saison vorbei, und wir blicken voraus auf die nächste."