"Verarschst du mich?", funkte Pierre Gasly nach dem Zieleinlauf beim Formel-1-Saisonfinale 2019 in Abu Dhabi zurück an seinen Renningenieur. Der hatte ihm gerade die Ergebnisse von Alex Albon und Carlos Sainz mittgeteilt.

Deren Folge: Der Franzose hatte den Dreikampf um WM-Rang sechs verloren, unfassbar knapp verloren. Nur durch ein Überholmanöver Sainz' gegen Nico Hülkenberg in der letzten Runde sicherte sich der McLaren-Pilot den entscheidenden Punkt, um Gasly doch noch abzufangen.

Gasly nach Stroll-Kollision eine Runde zurück

Umso größer machten den Ärger Gaslys, dass der 23-jährige Toro-Rosso-Pilot selbst nichts ausrichten konnte, um Sainz abzuwehren. Bereits in der ersten Kurve nach dem Start wurde Gasly, von P12 losgefahren, praktisch komplett aus dem Rennen genommen - abgeräumt von Lance Stroll.

Pierre Gasly verlor durch den Start-Crash den kompletten Frontflügel, Foto: LAT Images
Pierre Gasly verlor durch den Start-Crash den kompletten Frontflügel, Foto: LAT Images

Der Racing-Point-Pilot hatte sich übernommen und Gasly von hinten getroffen. Durch die Berührung knallte Gasly dem anderen Racing Point, Sergio Perez, ins Heck und zerstörte sich dabei den Frontflügel seines Toro Rosso. Also Boxenstopp für eine lange Reparatur, eine Runde Rückstand. Am Ende nur P18.

"Lance hat einfach alles ruiniert"

"Lance hat mich in Kurve eins getroffen, in Checos Heck gedrückt und den Frontflügel zerstört", berichtet Gasly, noch lange nach dem Rennen erzürnt. "Soweit ich es bisher sehen konnte, hat Lance einfach alles ruiniert. Es ist das letzte Rennen der Saison, da ist es einfach nervig wenn dein Rennen durch einen Vorfall in Kurve eins ruiniert wird", poltert der Franzose.

Formel 1 2019: Tops & Flops aus Abu Dhabi (15:40 Min.)

"Ich war dann nach der ersten Runde eine Runde hinten und das ganze Rennen habe ich mit Blick auf den Zwischenstand im Grunde nur dafür gebetet, dass ein Safety Car kommt", schildert Gasly. Und das alles wegen Stroll.

Gasly 'angewidert': Bei Stroll 50:50, dass etwas schiefgeht

Den Kanadier geht Gasly im Interview mit dem französischen Sender Canal+ besonders scharf an. "Ich bin einfach angewidert davon, was passiert ist, denn wir hatten eindeutig das Potential für Platz sechs. Es ist ärgerlich, wenn so etwas passiert", so Gasly.

"Mit ihm [Stroll] hinter dir gibt es eine 50:50-Chance, dass etwas schiefgeht. Das ist Scheiße, es ist richtig Scheiße, denn wir hatten eine gute Pace, wir hatten ein gutes Auto. Wir haben das ganze Wochenende gut gearbeitet. Wenn wir nur anschauen, wo Sainz angekommen ist und Daniil, dann gab es ganz klar das Potential, ein gutes Resultat zu erreichen."

Gasly verpasst WM-Rang sechs

Die Schärfe in diesen Aussagen rührt also ganz offensichtlich auch daher, welche Konsequenzen die frühe Kollision für Gasly hatte - keine Chance mehr, Sainz etwas entgegenzusetzen. Der Frust des Franzosen ist sogar so groß, dass er sich in Abu Dhabi nicht einmal mehr ein Saisonfazit entlocken lässt.

"Es ist gerade nicht der richtige Moment dafür, denn ich bin gerade einfach nur sauer wegen des Rennens", so Gasly. "Ich brauche ein paar Tage, um mich zu beruhigen und dann über die ganze Saison nachzudenken. Es sind nämlich viele Dinge geschehen, da gibt es viel aufzuarbeiten, um sicherzustellen, dass wir nächstes Jahr stark zurückkommen."

Stroll fällt aus

Was Gasly nicht hilft, aber zumindest etwas Gerechtigkeit schafft: Lance Stroll kam nach dem Crash ebenfalls nicht voran. "Ich musste an die Box, weil mein Frontflügel beschädigt war", berichtet der Milliardärssohn. "Danach war ich nicht auf meiner Position und bin einfach zurückgefallen. Es war echt hart, wieder zurück zu kommen."

Letztlich spielte auch das keine Rolle. Stroll musste seinen RP19 vorzeitig abstellen. "Leider endete Lances Rennen mit einem Ausfall durch ein Bremsproblem in den Schlussrunden."

Perez & Kvyat retteten Teambilanzen

Sehr viel besser lief es unterdessen für die Teamkollegen. Sergio Perez fuhr mit einem starken Schlussspurt als Siebter klar in die Punkte, Daniil Kvyat – wie der Mexikaner mit einem extrem langen Startstint – kam auf P9 ins Ziel. "Das war einer der besten Stints meines Lebens. Es war wie im Qualifying. Jede Runde war schnell und konstant, ich bin echt happy das Jahr mit einem nahezu perfekten Rennen zu beenden", schwärmt der Russe.

"Denn die letzten paar Rennen liefen ja nicht gerade in meine Richtung. Aber jetzt war es genau das Rennen, das ich wollte, um das Jahr abzuschließen!"