Lange musste Charles Leclerc um Platz drei beim Abu Dhabi GP 2019 zittern, nun Aufatmen bei Ferrari: Für eine falsche Angabe der Benzinmenge vor dem Rennen muss der Rennstall 50.000 Euro Strafe bezahlen. Sportlich bleibt das Vergehen ohne Konsequenzen.

Leclerc im Glück: Warum wurde Ferrari nicht härter bestraft? (09:37 Min.)

Die Unregelmäßigkeiten kamen schon vor dem Rennen ans Licht. Seit der Technischen Direktive TD/014-19 müssen die Teams am Renntag angeben, wie viel Benzin sich vor dem Verlassen der Boxengasse im Auto befindet.

Die FIA gleicht stichprobenartig die Angaben mit der Realität ab. Dafür werden die Autos zunächst vollgetankt gewogen, anschließend wird das gesamte Benzin abgepumpt und das Auto erneut gewogen. Ferrari hatte in Abu Dhabi tatsächlich 4,88 Kilogramm mehr getankt als im Dokument angegeben. 4,88 Kilogramm entsprechen etwa 6,6 Liter.

Signifikant zu viel Benzin: Ferrari liegt um 4,88 Kilo daneben

Jo Bauer, der Technische Delegierte der FIA, meldete eine 'signifikante Abweichung' um 16:22 Uhr Ortszeit den Stewards. Einige Konkurrenten forderten einen sofortigen Ausschluss von Leclerc, sie werteten die Diskrepanz als Betrugsversuch.

"Die Prozesse erlauben so etwas gar nicht", stellte FIA Rennleiter Michael Masi gegenüber Motorsport-Magazin.com klar. "Es muss eine ordentliche Anhörung geben, das Team muss die Möglichkeit haben, sich zu verteidigen."

Weil die Boxengasse wenige Minuten später öffnete und das Rennen um 17:10 Uhr gestartet wurde, konnte der Vorfall nicht mehr vor dem Rennen behandelt werden. Die Stewards setzten die Anhörung um 19:45 Uhr an. Um 22:08 Uhr verkündeten sie schließlich ihr Urteil.

Ferrari Teamchef Mattia Binotto gab sich vor der Urteilsverkündung zurückhaltend. "Ich glaube, es gibt nicht viel zu erklären. Es gab eine Diskrepanz zwischen den Messungen, wir glauben aber, dass unsere Messung korrekt ist."

Nächste Episode im Ferrari-Streit

Der Vorfall und die milde Strafe werfen ein zweifelhaftes Bild auf das Saisonfinale 2019 der Formel 1. Denn schon bei den letzten Rennen stand Ferrari im Zentrum der Diskussionen. Die Konkurrenz warf ihnen vor, beim Benzinfluss zu tricksen. Erlaubt sind maximal 100 Kilogramm pro Stunde.

Nachdem die FIA die Regeln bei den letzten Rennen nach und nach verschärfte und Ferraris Form in den Keller ging, blieb ein fader Beigeschmack. Im Qualifying zum Abu Dhabi GP beobachtete die Konkurrenz auf den GPS-Messungen wieder einen etwas erstarkten Ferrari-Motor.

Die Technischen Direktive TD/014-19 bietet einen zusätzlichen Schutz, um die Messwerte des Fuel Flow Meters zu überprüfen. Dadurch können die vom Einheitsmessgerät gesammelten Daten mit der Gewichtsdifferenz abgeglichen werden.

Weil Ferrari eine Manipulation des Fuel Flow Meters vorgeworfen wurde, erscheint das Vergehen in Abu Dhabi in einem anderen Licht. Nach dem Rennen wurde der Ferrari mit der Startnummer 16 noch einmal gewogen. Die Daten wurden mit den Messwerten des Fuel Flow Meters abgeglichen und stimmten überein.

Damit hat Ferrari nicht per se gegen das Reglement verstoßen. Die Strafe fällt wohl deshalb so milde aus, weil die Stewards nur einen Bruch gegen Artikel 12.1.1.i des International Sporting Codes sehen. Darin geht es um ein Nichtbefolgen der Anweisungen von Offiziellen.

Allerdings war Ferrari vorgewarnt. Die Piloten wurden im Rennen angewiesen, mit konservativen Motoreinstellungen zu fahren. "Die Motoren hatten schon viel Laufleistung auf dem Buckel und nach dem Motorschaden in Austin waren wir vorsichtig", erklärte Binotto.

Den Verdacht eines Betrugsversuchs versucht der Italiener zu entkräften: "Es war nicht das erste Mal, dass diese Checks bei uns gemacht wurden. Es war bestimmt schon das zehnte Mal in diesem Jahr, bislang war es immer okay."