Nico Hülkenberg erlebte beim Finale der Formel 1 2019 in Abu Dhabi ein ereignisreiches letztes Rennen. Sein harter Kampf um die Ehre des Best of the Rest blieb mit Platz zwölf am Ende unbelohnt. Hülkenberg war mit seiner letzten Vorstellung aber trotzdem nicht unzufrieden. Von seinem Renault-Team gab es zum Abschied jede Menge warme Worte. Die Fans ehrten ihn mit der Wahl zum Fahrer des Tages.

"Es war ein interessantes Rennen und auch ein würdiges Rennen", resümiert er am RTL-Mikrofon seinen 177. und vielleicht letzten Grand Prix. Von Startplatz neun gestartet, arbeitete sich Hülkenberg in dem im Mittelfeld mit einer hohen Schlagzahl gefahrenen Rennen zunächst an Teamkollege Daniel Ricciardo und McLaren-Pilot Carlos Sainz vorbei.

Lange sah es danach aus, als könne er sich als Siebter den Platz an der Sonne hinter den Top-Teams sichern. Doch an Lando Norris scheiterte er schlussendlich. "Ich habe zur Mitte des zweiten Stints schon gemerkt, dass die Pace hoch war. Lando war schon schnell", sagt er. Zunächst konnte er Druck auf den Rookie ausüben, doch dann brach die Pace ein.

Hülkenbergs Strategie geht nicht auf

"Die Einstopp-Strategie war hart und 30 Runden unter dem Heckflügel von einem McLaren zu fahren, da bleiben am Ende nur wenig Reifen über. Aber so ist das", sagt der 32-Jährige, der es sich nicht erlauben konnte, hinter Norris zu taktieren: "Ich konnte keine Pause machen, weil von hinten Carlos und Daniel gedrückt haben."

Auf seinen abgewetzten Pneus ging ihm zum Schluss komplett die Luft aus. Nachdem erst Perez und Kvyat auf frischeren Reifen vorbeigegangen waren, verlor er in der 55. und finalen Runde noch zwei Positionen an Sainz und Ricciardo und rutschte auf Rang zwölf ab. Für Hülkenberg aber keine Überraschung: "Mir war schon klar, dass das am Ende noch dünn wird."

Formel 1 Q&A: Gelingt Nico Hülkenberg ein F1-Comeback?: (20:31 Min.)

Hülkenberg blendet Abschied aus: Im Auto Ruhe und Frieden

Nachdem er bereits vor Wochen klarstellte, dass sein Formel-1-Aus kein Rücktritt sei, keimte bei Hülkenberg auch im letzten Akt nicht die große Wehmut auf. Sich dem Gefühl des Abschieds vollständig zu entziehen, gelang ihm aber nicht: "Es ist natürlich schon irgendwie eine besondere Situation, das kann man nicht abstreiten. Das ganze Wochenende fragt jeden Tag jemand: wie ist es, wie geht's, was machst du?"

Hülkenberg blendete das so gut es ging aus. "Das baut sich schon so auf. Von daher bin ich froh, dass ich es eigentlich relativ gut abschirmen konnte und mich auf meine Arbeit konzentriert hab. Ich war immer froh, ins Auto zu steigen. Da hat man natürlich keinen, der einem im Gesicht steht und fragt. Da ist dann Ruhe und Frieden", sagt er.

Renault ehrt Hülkenberg: Instrumentale Rolle in der F1

Sein Renault-Team zollte ihm vor dem Start auf seinem vorerst letzten Weg ins Cockpit Respekt. Von der gesamten Crew gab es ein Ehrenspalier mit jeder Menge Applaus. "Es ist klar, dass Nico eine instrumentale Rolle in unserem Fortschritt in der F1 gespielt hat", so Renault-Teamchef Cyril Abiteboul, der Hülkenberg 2017 nach einer enttäuschenden Saison mit Kevin Magnussen und Jolyon Palmer als neuen Benchmark ins Team geholt hatte.

"Wir brauchten einen Fahrer der die Erfahrung und die Reife hat, uns zu helfen, den nächsten Schritt zu machen und wir hätten von ihm nicht mehr erwarten können", so der Franzose. "Er ist ein toller Fahrer, der immer motiviert ist und mehr will, was uns wiederum angespornt hat. Wir wünschen ihm für die Zukunft viel Glück und danken ihm für seinen Beitrag zum Renault F1 Team über die vergangenen drei Jahre."

Renningenieur Mark Slade streute seinem Begleiter der letzten Jahre ebenfalls Rosen. "Er ist smart, effizient und macht keinen Blödsinn. Obwohl er natürlich einen besonders guten Sinn für Humor hat", so der Brite. "Wir hatten zusammen ein paar tolle Rennen, aber die Geschichtsbücher werden dem nicht gerecht. Es war mir eine Freude, mit ihm zu arbeiten. Er gehört zu den besten Fahrern, mit denen ich in meiner Laufbahn gearbeitet habe."

Formel 1 - Danke Nico! Renault bedankt sich bei Nico Hülkenberg: (03:08 Min.)

Hülkenberg zwischen Renault-Abschied und Füße hochlegen

Für Hülkenberg endeten am Sonntagabend in Abu Dhabi zehn Jahre im schnelllebigen Formel-1-Business. "Erstmal gibt's keinen Urlaub. Wir haben ja schon recht viel Urlaub zwischendurch. Ich werde die Woche zuhaus ein paar Tage die Füße hochlegen, mal alles verdauen und verarbeiten", sagt er. Eine letzte Amtshandlung steht für ihn im Dezember allerdings noch an: "Die Woche darauf geht's weiter mit einer Abschiedstour in den Fabriken in Enstone und Viry."