Als es beim Finale der Formel 1 in Abu Dhabi darauf ankam, war Lewis Hamilton schließlich nicht zu biegen. Von der Pole aus gestartet zog er weg, auf, und davon, und wurde nicht mehr gesehen. 55 Runden später überquerte er mit 16,772 Sekunden Vorsprung auf Max Verstappen die Linie, hatte alle Runden angeführt und auch noch auf alten Hard-Reifen die schnellste Runde eingesackt. Ein Grand Slam (Pole, Sieg, alle Runden geführt, schnellste Runde) - der sechste in seiner Karriere. Nur zwei fehlen ihm hier noch auf Jim Clark.

"Das war die perfekte Art, diese Saison zu beenden", feiert der sechsfache Weltmeister danach in der Pressekonferenz. 26 weitere Punkte auf dem Konto bedeuten für ihn außerdem einen neuen Rekord: 413 hat er 2019 eingesackt, damit hat er den im Vorjahr aufgestellten Rekord von 408 schon wieder überboten.

Auf so ein Finale haben Hamilton und das Team hingearbeitet. Seit der Sommerpause war der Mercedes nicht immer das schnellste Auto, und Hamilton nicht immer der erste Siegkandidat. "Nachdem wir den Fahrer- und Konstrukteurs-Titel gewonnen haben, war es sehr wichtig für uns, weiter alles zu geben", versichert Hamilton, wie zuletzt schon immer wieder. "Wir wussten, dass wir noch nicht wirklich alles aus einem in Summe perfekten Paket herausgeholt haben."

Hamilton in Abu Dhabi mit perfektem Rennen

Seitdem die Titel fix bei Mercedes liegen, hatte er immer wieder von Experimenten und dergleichen gesprochen. "Wir haben versucht, die Grenzen zu pushen", sagt Hamilton. In Abu Dhabi waren sie in allen Aspekten erfolgreich. "Ja, ich glaube, es war die perfekte Art, die Saison zu beenden."

Diesmal ist es wirklich schwierig, Hamilton nach Qualifying und Rennen etwas anderes als Perfektion zu unterstellen. Gut, in Kurve drei rutschte er beim Start etwas weit raus, wie er dem zweitplatzierten Max Verstappen nach dem Rennen im Cooldown-Raum erklärt. Danach war Ende für die Konkurrenz, konstant baute Hamilton den Vorsprung bis zum Schluss aus.

Hamilton von Vorsprung überrascht

Am Freitag hatten Hamiltons Tests und Experimente noch nicht so gut ausgesehen. Selbst nach dem Qualifying dachte er nicht an so einen Sieg: "Wir haben definitiv keinen so großen Vorsprung erwartet. Die Longrun-Pace war ganz gut, mir wurde gesagt, wir würden so ein, zwei Zehntel vorne sein. Im Rennen schien der Vorteil etwas größer."

Hamilton zog vom Start weg davon, Foto: LAT Images
Hamilton zog vom Start weg davon, Foto: LAT Images

"Sobald ich vorne weg war, konnte ich das Tempo gut kontrollieren", erklärt Hamilton. "Im ersten Stint habe ich die Reifen kontrolliert und musste einfach nur so weit kommen wie Max. Und dann auf dem nächsten Satz Reifen - der harte Reifen ist für diese Strecke ziemlich gut, hält gut gegen den Abrieb. Damit hätte ich wohl das ganze Rennen fahren können."

Hamilton ohne Duelle, befriedigt sich mit schnellster Runde

Das stellte Hamilton mit einer seiner gefürchteten Attacken auf die schnellste Runde gegen Ende erneut unter Beweis: "In den letzten fünf Runden wollte ich noch einmal pushen und sehen, ob das Auto da noch was hergab." Auf den alten Harten Reifen unternahm er mehrere Versuche, um seinem Teamkollegen die Bestmarke abzulocken. Beim ersten Angriff blieb er drei Zehntel zurück, aber in Runde 53 brannte er mit 1:39.283 einen neuen Rekord in den Asphalt, und war 0.432 Sekunden schneller als Bottas' beste Runde.

Das war schließlich alles, mit dem er sich sein Rennen unterhaltsamer machen konnte. "Ich wünschte, wir hätten mehr gekämpft, ich sah die beiden im TV kämpfen", sagt er in Richtung von Verstappen und dem drittplatzierten Charles Leclerc. Verstappen kann darüber nur lachen: "Du hättest rausnehmen können!"