Mercedes ist beim Saisonfinale der Formel 1 in Abu Dhabi auf Wiedergutmachung aus. Vom letzten Rennen in Brasilien waren Lewis Hamilton und Valtteri Bottas enttäuscht wieder abgereist, nachdem sie sowohl im Qualifying als auch im Rennen von Red Bull geschlagen wurden.

In den Freitags-Trainings von Abu Dhabi sah es schon wieder ganz anders aus. Valtteri Bottas kontrollierte - abgesehen von einem unglücklichen Crash mit Romain Grosjean - sowohl FP1 als auch FP2. Lewis Hamilton hatte im bei Tageslicht gefahrenen ersten Training noch ein paar Balance-Probleme, aber im zweiten Training brachte er den Mercedes auf Kurs und reihte sich drei Zehntel hinter Bottas auf dem zweiten Rang ein.

Bottas freut Balance - Renn-Fokus nach Strafe

Einig sind sich beide Mercedes-Piloten bei der Frage nach dem grundsätzlichen Fahrverhalten des Autos. "Die Fahrzeugbalance war von Anfang an in Ordnung", meldet Bottas, der sich in den Trainings fast durchgehend an der Spitze befand. "Die Strecke war auf den ersten paar Versuchen im ersten Training noch ein wenig schmutzig, aber sie ist schnell besser geworden und fühlte sich dann durchgängig gut an."

Im Qualifying-Trimm fühlte sich Bottas wohl im Auto und fuhr so starke Bestzeiten. Dass die Pace auf eine Runde gut ist, hilft ihm aber nur wenig. Er hat am Sonntag einen Platz in der letzten Startreihe sicher, da an seinem Auto der Verbrennungsmotor, der Turbo und die MGU-H in Folge des Schadens von Brasilien getauscht werden mussten.

Also gilt für Bottas' Hauptaugenmerk bei der Setup-Arbeit dem Rennen. "Meine Pace sah in beiden Trainings konkurrenzfähig aus", ist er aber auch hier zuversichtlich. Kurz vor dem Ende des zweiten Trainings fuhr er einen soliden Longrun auf Medium-Reifen, mit besseren Rundenzeiten als Red Bull. "Ich bin mir aber sicher, dass es morgen noch Verbesserungsspielraum gibt", glaubt er. Am Samstag will er sich im dritten Training dann voll auf das Renn-Setup konzentrieren.

Hamilton experimentiert und sucht Rhythmus

Die Basis des Mercedes W10 ist auch in Lewis Hamiltons Augen gut, doch er selbst kam in den ersten Trainings noch nicht zurecht: "Das war ein ungewöhnlicher Freitag für mich. Ich hatte damit zu kämpfen, den richtigen Rhythmus zu finden."

Hamiltons Rhythmus-Probleme könnten auch mit einem etwas durchwachsenen ersten Training zu tun haben. Da waren ihm mehrmals kleinere technische Probleme an seinem alten Freitags-Motor untergekommen, er musste einmal das Auto sogar in langsamer Fahrt an die Box bringen. Richtig in Schwung kam Hamilton erst am Ende, aber in den Longruns zum Abschluss des Tages führte er dann das wieder Feld an.

Mit eine Rolle spielt bei Hamilton auch, dass der Weltmeister diese letzten Rennen, in denen es für ihn um nichts mehr geht, weiter für Experimente nutzt. Das war in Brasilien so, und das ist auch in Abu Dhabi so: "Ich habe einige neue Wege mit dem Auto eingeschlagen. Wir wissen bereits, wo es gut funktioniert, deshalb pushe ich das Auto in anderen Bereichen, um zu sehen, ob ich zukünftig noch etwas aus ihm und den Reifen herausholen kann."

Trotz des Renn-Fokus bei Bottas und der Experimente bei Hamilton standen die Silberpfeile am Ende des Tages auf den Plätzen eins und zwei. Sie da nicht als Favoriten zu bezeichnen ist schwer. Aber es wäre nicht Mercedes, wenn es keine mahnenden Worte gäbe. "Obwohl wir heute einen starken Tag hatten, ist klar zu erkennen, dass auch Ferrari und Red Bull eine gute Pace besitzen", sagt Technik-Chef James Allison. Außerdem unterlief Red Bulls Speerspitze Max Verstappen auf seiner besten Runde ein Fehler. "Morgen erwartet uns deshalb ein spannendes Qualifying, in dem es keinen Raum für Fehler gibt."