Für Ferrari endete der Große Preis von Brasilien mit einem Knall. Kurz vor dem Ende des 20. Rennens zur Formel-1-Saison 2019 kollidierten Sebastian Vettel und Charles Leclerc miteinander, für beide Piloten war der Grand Prix damit vorzeitig zu Ende.

Eine Safety-Car-Phase kurz vor Rennende brachte Leclerc, der nur von Startplatz 14 aus ins Rennen gegangen war, an die Führungsgruppe heran. Auf frischeren Reifen wagte er in Runde 66 von 71 den Angriff auf Vettel, der zuvor vergeblich versucht hatte, Alexander Albon für Platz drei zu überholen.

Leclerc überraschte Vettel beim Anbremsen auf das Senna S und setzte sich in letzter Sekunde neben seinen Teamkollegen. Vettel aber gab nicht auf, hielt voll dagegen. Auf der Geraden nach dem Senna S konnte Vettel DRS nutzen und fuhr Rad an Rad mit Leclerc Richtung Kurve 4.

Noch nicht ganz an Leclerc vorbei wollte Vettel die Tür vor der Anbremszone zumachen. Dabei kam es zur Kollision. Leclercs rechter Vorderreifen berührte Vettels linken Hinterreifen.

Während der Monegasse mit einem Reifenschaden gleich direkt geradeaus in die Auslaufzone fuhr, ging es für Vettel noch ein paar Meter weiter. Doch sein kaputter linker Hinterreifen schlug ein großes Loch in den Unterboden, weshalb auch sein Rennen damit vorzeitig beendet war.

Am Funk ging es gleich richtig zur Sache. "Was zur Hölle", schrie Leclerc in seinen Helm. Sebastian Vettel wurde deutlicher: "Plattfuß! Was zur Hölle macht er da? Plattfuß! Mein Gott, muss das sein!?"

Vettel: Dachte ich wäre schon vorbei

Wenig später zeigte sich der vierfache Formel-1-Weltmeister bei den TV-Interviews schon etwas gemäßigter. "Es ist blöd für das Team, mit beiden Autos die Zielflagge nicht zu sehen", so Vettel. Seine erste Analyse: "Charles hat versucht, in Kurve eins zu überholen. Ich habe irgendwann aufgegeben, um mich auf die nächste Gerade zu konzentrieren. Ich dachte, ich wäre schon vorbei, aber dann sind wir zusammengekommen." Den eigentlich angekündigten Termin mit der schreibenden Presse sagten sowohl Vettel, als auch Leclerc ab.

Auch Charles Leclerc gab sich direkt nach dem Rennen überlegt: "Wir müssen uns das etwas genauer ansehen, aber aus meiner Sicht war es so: Ich bin in Kurve eins vorbeigegangen und habe für Kurve vier die Türe zugemacht. Er hat sich für die Außenseite entschieden, was ich verstanden habe. Ich wusste, dass er da war, deshalb habe ich Platz gelassen. Aber er wollte am Ende der Geraden zumachen und wir haben uns berührt."

Das sagt Ferrari Teamchef Binotto zum Crash

Bei Mattia Binotto zeigte sich der kühle Ingenieur im Teamchef. "Wir brauchen Zeit, um Videos und Daten zu analysieren. Das machen wir nicht in der Hitze des Gefechts. Wir werden in den kommenden Tag viel Zeit haben", sagte Binotto, der überraschend ruhig wirkte vor den TV-Kameras. "Für die Fahrer ist es schlimmer, sie haben den Fehler auf der Strecke gemacht", erklärte er seine Emotionslosigkeit.

"Es ist enttäuschend für das Team, so etwas sollte nicht passieren - das wissen die Fahrer auch", so Binotto weiter. "Aber beide sind frei zu kämpfen, Platz zwei in der Konstrukteurswertung ist sicher. Es war für beide wichtig zu kämpfen, aber sie sollten kein dummes Risiko eingehen. Es war wirklich nur eine ganz leichte Berührung mit sehr großen Konsequenzen. Ich bin enttäuscht, aber wir haben Zeit, das mit ihnen zu besprechen."

Nach Rennende kam es noch dicker für Ferrari: Die Stewards zitierten beide Piloten zu sich. Vettel und Leclerc mussten sich für den Unfall verantworten. Glück im Unglück: Keiner der beiden bekam eine Strafe für das nächste Rennen. "Beide hatten die Möglichkeit, den Unfall zu verhindern oder zu mildern. Deshalb überwiegt die Schuld bei keinem Fahrer", schrieben die Stewards in ihrer Urteilsbegründung. Zumindest von offizieller Seite hat der Unfall keine Konsequenzen.