Während Max Verstappen in Austin auf Ferrari einhaute und nun vor dem Brasilien GP versöhnliche Töne anschlägt, macht es Sebastian Vettel genau umgekehrt. Während er sich direkt nach dem US GP nicht zu den Anschuldigungen des Niederländers äußern wollte, ließ er sich am Medientag in Sao Paulo immerhin ein paar Worte entlocken.

"Da gibt es nicht viel zu sagen", versuchte Vettel den Schlagzeilen noch zu entkommen. "Die Kommentare und Äußerungen waren sehr unreif. Die beste Antwort müssen wir am Wochenende auf der Strecke geben. Es war kein gutes Wochenende für uns in Austin, speziell am Sonntag."

Getan war es damit aber noch nicht. Immer wieder kamen Fragen zu Verstappens Anschuldigungen. Der Red-Bull-Pilot hatte Ferraris schwache Performance auf eine Technische Direktive der FIA zurückgeführt. Der Automobilweltverband stellte darin klar, dass bestimmte Maßnahmen zur Umgehung des maximalen Benzindurchflusses nicht erlaubt sind.

Die Konkurrenz will daraufhin erkannt haben, dass Ferrari auf den Geraden plötzlich keine Zeit mehr gutmachte. "Nein, wir haben am Motor keine Leistung verloren", stellte Vettel klar und erklärt: "Wir haben etwas mehr Abtrieb als die anderen gefahren. Im Qualifying haben wir auf den Geraden etwas gewonnen. Nicht so viel wie sonst, aber dafür haben wir auch in den Kurven nicht so viel verloren wie sonst."

Vettel: Kein Interesse an Schlagzeilen

Doch noch einmal zurück zu den konkreten Anschuldigungen. Schmälerte Verstappen damit nicht etwa die Leistung des gesamten Teams? "Ich glaube nicht, dass es jemand im Team persönlich genommen hat", widerspricht Vettel: "Das war nicht professionell und reif. Ich verstehe, dass ihr gerne hättet, dass ich darauf reagiere, aber ich habe kein großes Interesse daran."

Zeit für Vettel, auch die Journalisten etwas unter Beschuss zu nehmen: "Es ist heute normal, dass Leute etwas sagen. Der große Unterschied zu früher ist, dass heute viele Leute gehört werden. Früher wurden sie ignoriert. Aber jeder darf sagen, was er will. Wenn es das ist, was er glaubt, dann soll er das glauben. Wir haben eine andere Meinung. Mir ist es egal, was die Leute denken und sagen."

Kann Ferrari die Antwort auf der Strecke geben?

Aber kann Ferrari die auch von Vettel geforderte Antwort auf der Strecke geben? In Austin war die Scuderia so weit zurück wie lange nicht mehr. Vettel schied mit einem Aufhängungsdefekt nach wenigen Runden aus, Leclerc verlor im ersten Stint exorbitant viel Zeit.

Vettels Erklärung für den Ausfall klingt noch immer nicht ganz überzeugend. Die Bodenwellen auf dem Circuit of the Americas setzten dem SF90 offenbar mehr zu, als Ferrari vor dem Rennen dachte. "Zuvor hatten wir keine Probleme, aber eine einzige Belastungsspitze war dann wohl zu viel", so Vettel.

Vor der Neuasphaltierung der Strecke 2014 war auch Interlagos für seine Bodenwellen gefürchtet. An diesem Wochenende sollte es keine allzu großen Probleme geben. Aber was macht die Pace? Kann Ferrari wieder zu Normalität zurückkehren? "Ich wüsste nicht, warum nicht", entgegnet Vettel.

Nach den Diskussionen der vergangenen Wochen würde der erste Sieg seit Singapur noch etwas süßer schmecken: "Wir müssen nichts [keine Gerüchte] beruhigen. Aber wenn ein Doppelsieg das bewirkt, dann nehmen wir diese Begleiterscheinung gerne an. Das Hauptziel ist aber, das Rennen zu gewinnen."