Vor zwölf Monaten schien sich die Tür zur Formel 1 für Alex Albon schon fast geschlossen zu haben. Mitten in den Vorbereitungen auf seine erste Formel-E-Saison klopfte jedoch plötzlich Red Bull an, bot ihm einen Platz bei Toro Rosso. Für den Thailänder, der nach der späten Vertragsunterzeichnung erst im Februar zum ersten Mal in einem Formel-1-Auto saß, begann ein wilder Ritt, zwölf Monate später kommt die endgültige Bestätigung: Albon ist ab 2020 Stammfahrer bei Red Bull neben Max Verstappen.

"Ja, es ist verrückt", sagt Albon in Brasilien, dem ersten Wochenende nach der offiziellen Bestätigung. "Ich sage es oft, aber ich meine es auch echt so." Erst in der Sommerpause hatte ihn das Team aus dem Toro-Rosso-Cockpit herausgeholt und ihm den Platz des schwächelnden Pierre Gasly bei Red Bull überlassen.

Trotz fehlender Erfahrung im Auto und auf den meisten Strecken konnte Albon die Red-Bull-Spitze um Dr. Helmut Marko und Christian Horner beeindrucken. "Die ursprüngliche Beförderung nach Ungarn war schon einschüchternd", gesteht Albon, "aber ich glaubte daran, dass ich etwas erreichen könne. Mit meinen Rennen war ich seitdem ziemlich zufrieden. Den Anruf zu bekommen, dass ich nächstes Jahr weiterfahren darf, fühlte sich echt gut an."

Easy-Going-Albon beliebt bei Red Bull

Seit Albons erstem Auftritt in Red-Bull-Farben im Rahmen des Belgien-GPs äußerte sich das Team fast durchwegs positiv über ihn. Mit Teamleader Verstappen konnte er zwar nie mithalten, aber das schien nie die Erwartung zu sein. Verständlich, schließlich war jedes Wochenende für Albon 2019 sein F1-Debüt an einer Rennstrecke.

Mit dem ständigen Szenenwechsel hat Albon aber kein Problem: "Du denkst viel darüber nach, aber wenn du mal im Auto sitzt, den Helm auf hast, dann ist das alles weg und du fokussierst dich auf das Fahren." Auch Unsicherheiten in seiner früheren Karriere - zu Beginn war er schon einmal aus dem Red-Bull-Kader geflogen - halfen ihm dabei: "So Instabilitäten haben mir geholfen, auf irgendeine seltsame Weise alles zu ignorieren. Irgendwie glaube ich immer, dass alles gut enden wird, selbst wenn etwas nicht funktioniert. Versagen spüre ich nie."

Albon erweckte bei Red Bull bisher einen deutlich entspannteren Eindruck als der gescheiterte Gasly, auch Rückschläge durch Unfälle brachten ihn nicht aus der Ruhe. Das unterstreicht sein Teamkollege Verstappen: "Er ist sehr relaxt, die Leute im Team mögen ihn, er ist sehr easy-going. Das hilft. Er ist schnell, macht seinen Job, holt die Punkte. Das war der beste Weg, um weiterzumachen."

Albon sieht mehr Potential im Red Bull: Es fehlt Fahrtzeit

Wichtig für Albons Job-Optionen für 2020 war vor allem: Er musste Anschluss an die Spitzengruppe halten können, und durfte sich nicht vom Mittelfeld aufhalten lassen. In beiden Aspekten hinterließ er einen besseren Eindruck als sein Vorgänger Gasly. Auf die Red-Bull-Messlatte Max Verstappen fehlte trotzdem noch einiges.

Im Mittelfeld blieb Albon im Red Bull meist nicht stecken, Foto: LAT Images
Im Mittelfeld blieb Albon im Red Bull meist nicht stecken, Foto: LAT Images

"Ich glaube, es geht da vor allem um den Komfort im Auto und Team", meint Albon. "Ich finde noch immer Bereiche, an denen ich arbeiten muss, um mich komfortabler zu fühlen. Aber ich weiß, das ist vor allem die Zeit im Sitz, das Herumspielen mit den ganzen Dingen." Deshalb freut sich Albon schon auf das Saisonende, auf die Testfahrten. Dort hat er endlich Zeit für Experimente, ohne an das straffe Programm eines Rennwochenendes gebunden zu sein.

Davor stehen noch zwei reguläre Rennen in Brasilien und Abu Dhabi. Der Plan ändert sich für Albon auch mit neuem Vertrag nicht: "Ich glaube nicht, dass ich zum Abschluss an irgendetwas anderes denke. Es geht noch immer darum, mich weiter zu entwickeln. Nächstes Jahr werde ich die Strecken besser kennen, mehr Erfahrung haben. Ich will nur sichergehen, dass ich eine gute Basis für 2020 habe."