Mick Schumacher absolviert 2019 seine Debüt-Saison in der Formel 2. Zwar konnte der Sohn von Formel-1-Rekordweltmeister Michael Schumacher schon seinen ersten Sieg einfahren, insgesamt läuft es aber noch durchwachsen. Vor dem Saisonfinale in Abu Dhabi belegt Schumacher Rang zwölf in der Gesamtwertung.

"Es ist ein Lernprozess. Die harten Zeiten machen uns stärker", sagte er im Interview mit Motorsport-Magazin.com. Trotzdem gab es schon Gerüchte, wonach Schumacher bereits 2020 in die Formel 1 aufsteigen könnte. Sollte es ein Angebot geben, würde er es nicht ausschlagen, sagte er unlängst selbst.

Nachdem Antonio Giovinazzi final für das nächste Jahr bei Alfa bestätigt ist, sind quasi alle Formel-1-Cockpits für 2020 vergeben, die Chance auf einen frühen Aufstieg dahin. Nur Williams hat offiziell noch einen Platz an der Seite von George Russell zu vergeben. Dort befindet sich aber Nicholas Latifi in der Pole Position. Wenn, dann käme für Ferrari-Junior Schumacher nur ein Cockpit bei einem Ferrari-Partner in Frage.

Verfallen Schumachers Superlizenz-Punkte 2020?

Doch Schumachers Plan war ohnehin immer, 2020 erneut in der Formel 2 an den Start zu gehen und in Ruhe zu lernen. Trotzdem: Aus den Aussagen zu einem möglichen Formel-1-Cockpit in der kommenden Saison schlussfolgerten einige, Schumacher wolle so schnell wie möglich in die Königsklasse, um keine Probleme mit der Superlizenz zu haben.

Die Superlizenz ist nötig, um überhaupt in der Formel 1 an den Start gehen zu dürfen. Seit einigen Jahren ist das Vergabeverfahren genau geregelt. Wer in die Formel 1 will, muss in den Nachwuchsserien Punkte für die Superlizenz sammeln.

Dabei gibt es in Anhang L des International Sporting Codes einen festen Vergabeschlüssel für Superlizenzpunkte. Verschiedene Rennserien sind darin unterschiedlich klassifiziert. Je nach Abschneiden in der jeweiligen Rennserie gibt es Punkte (siehe untenstehende Tabelle).

Für die Superlizenz sind insgesamt 40 Punkte innerhalb eines Zeitraums von drei Jahren nötig. Und genau deshalb gibt es derzeit bei vielen Verwirrung um Mick Schumachers Formel-1-Führerschein. Beendet der 20-Jährige die aktuelle Saison außerhalb der Top-10, erhält er für die sportliche Leistung* keine Superlizenz-Punkte.

Für den Titel in der Formel 3 Europameisterschaft 2018 erhielt Schumacher 30 Punkte. Weil er dort 2017 nicht über Rang zwölf hinauskam, bekam er in dieser Saison keine Punkte. Seine erfolgreichen Formel-4-Saisons 2016 (je sieben Punkte für Platz zwei in Deutschland und Italien) liegen 2020 bereits vier Jahre zurück. Für die kommende Formel-1-Saison wäre das kein Problem, weil wahlweise die drei Kalenderjahre vor der Beantragung zählen oder die aktuelle Saison und die beiden Jahre zuvor.

2021, so das Argument einiger, wird es aber zum Problem. Im Dreijahreszeitraum stehen vorerst nämlich 'nur' 30 Punkte zu Buche. Schumacher müsste mindestens Sechster werden, um weitere zehn Zähler zu holen. Ist der Formel-1-Führerschein also in Gefahr, wie in einigen Medien geschrieben wird?

Mick Schumacher behält Superlizenz - egal was passiert

Nein. Artikel 5.1.6 b) von Anhang L des International Sporting Codes gibt die Auflösung. Denn im übergeordneten Artikel wird ganz klar gesagt: Nur eine der folgenden Anforderungen muss erfüllt sein. Während a) die 40 Superlizenz-Punkte fordert, wird in b) klargestellt: Wer in einer der letzten drei Saisons eine Superlizenz hatte, qualifiziert sich damit automatisch wieder.

Somit ist es also egal, ob und wie viele Punkte verfallen. Wer die Superlizenz einmal hat, dem ist sie für drei Jahre sicher. Und selbst danach müssen nicht erneut 40 Punkte gesammelt werden. Es reicht, wenn der Pilot die FIA davon überzeugen kann, dass er dazu im Stande ist, ein Formel-Auto mit herausragender Qualität bewegen zu können. Dazu kommt der berühmte 300-Kilometer-Test in einem repräsentativen Formel-1-Auto.

Grünes Licht bedeutet eigentlich, dass der Pilot noch keine Superlizenz hat, Foto: Motorsport-Magazin.com
Grünes Licht bedeutet eigentlich, dass der Pilot noch keine Superlizenz hat, Foto: Motorsport-Magazin.com

Für weitere Verwirrung sorgte Schumachers Young Driver Test in Bahrain. Als er am zweiten Tag für Alfa testete, blinkte die Rückleuchte grün. Das ist eigentlich nur bei Piloten der Fall, die noch nicht über die Superlizenz verfügen. Tags zuvor im Ferrari war allerdings kein grünes Licht verbaut.

Tatsache ist aber: Schumacher verfügt über eine Superlizenz. Ferraris Sportdirektor Laurent Mekies höchstpersönlich kümmerte sich um die Angelegenheit. Der ehemalige FIA-Mann bestätigte, dass Schumacher die Superlizenz erteilt wurde. Damit ist er - egal was 2020 passiert - auch für die weitere Zukunft sicher für die Formel 1 qualifiziert.

Übrigens: In der aktuellen Print-Ausgabe von Motorsport-Magazin.com spricht Mick Schumacher im Exklusiv-Interview ausführlich über seine Debüt-Saison in der Formel 2, den Mythos Ferrari und vieles mehr.

Superlizenz: Punkteschlüssel nach Rennserie für 2020

SerieP1P2P3P4P5P6P7P8P9P10
Formel 24040403020108643
Indycar40302010864321
FIA Formel 330252010864321
Formel E30252010864321
WEC (LMP1)3024201612108642
Formula Regional Europa25201510753210
Super Formula25201510753210
WEC (LMP2)20161210864200
DTM20161210753210
Super GT20161210753210
Formel Renault Eurocup18141210643210
Formel 3 Regional Asien18141210643210
Formel 3 Regional Amerika18141210643210
IMSA Prototypen1814108642100
WTCR1512107532100
International Supercars1512107532100
NASCAR Cup1512107532100
Indy Light1512107532100
W Series1512107532100
Euroformula Open1512107532100
Nationale Formel 4121075321000
Asian/ELMS Prototypen10864200000
WEC LMGT-Pro10864200000
WEC LMGT-Am10864200000
IMSA GTLM10864200000
Asian Winter Series10753100000
Nationale Formel 310753100000
Formula Mazda10753100000
National NASCAR10753100000
Toyota Racing Series Neuseeland7532100000
Internationale GT3 Serien6420000000
Kart Weltmeisterschaft Senior4321000000
Kart Kontinentalmeisterschaft Senior3210000000
Kart Weltmeisterschaft Junior3210000000
Kart Kontinentalmeisterschaft Junior2100000000

* neben der sportlichen Leistung können pro Saison zwei Punkte eingefahren werden, indem der Pilot in einer FIA-Serie mit Strafpunktesystem ohne Strafpunkt bleibt