Mit fünf Poles in den letzten sechs Rennen schwang sich Ferrari-Pilot Charles Leclerc zuletzt zum Qualifying-Maßstab der Formel 1 auf. Aber beim USA-GP in Austin war davon nicht viel zu spüren. Immer fehlte das letzte Etwas, bis zum Schluss - da musste sich Leclerc dann Valtteri Bottas, Sebastian Vettel und auch Max Verstappen geschlagen geben.

"Nur" Startplatz vier also für Pole-König Leclerc. Der kann nicht umhin, den Defektteufel für den Rückstand verantwortlich zu machen. Schließlich ging ihm am Samstagvormittag im letzten Training der Ferrari-Motor ein, und am Ende fehlten ja nur 0.108 Sekunden auf den Pole-Mann Valtteri Bottas.

Ein Öl-Leck wurde Leclerc am Samstag vor dem Qualifying zum Verhängnis. Kaum hatte er sich im dritten Training für eine Installationsrunde auf die Strecke begeben, machte der Ferrari-Motor schlapp. Nicht einmal in die Box schaffte es Leclerc, er musste das Auto auf dem Kurs abstellen. Das kam ihm in zweierlei Hinsicht teuer zu stehen.

Ferrari-Defekt zwingt Leclerc zum Motorwechsel

Zuerst einmal war der Motor nicht mehr betriebsbereit. Ferrari musste das Aggregat - die neueste, dritte Ausbaustufe - in der Mittagspause gegen eine ältere Version austauschen. Einen Motor, der nicht nur die letzten Upgrades nicht bietet. Dieser Motor hat auch schon einiges an Kilometer hinter sich, schließlich handelt es sich um einen der zu Saisonbeginn bereits verwendeten Motoren.

Welchen, das will Ferrari nicht verraten. Mattia Binotto wollte schon vor dem Training auf Nachfrage von Motorsport-Magazin.com keine Auskunft darüber geben, und auch Leclerc zieht sich danach aus der Affäre. Ist es die Australien-Version oder die Kanada-Version? "Da bin ich mir nicht sicher."

Sicher ist nur: Der alte Motor hat nicht die gleiche Leistung wie die dritte und letzte Spa-Ausbaustufe, die im Training kaputt ging. "Der Vorteil ist nicht so groß wie zuvor" - zumindest das räumt Leclerc ein. Dass der Ferrari noch einen Power-Vorteil hat, steht trotzdem außer Frage. "Wir werden aber das Beste daraus machen, auf jeden Fall sind wir noch schnell auf den Geraden."

Leclerc verliert in USA-Trainings viel Zeit durch Defekt und Reifen

Der alte Ferrari-Motor war aber nicht Leclercs einziges Problem im Qualifying. Hinzu kam die verlorene Streckenzeit. "Wenn ich bedenke, dass ich nur ein halbes FP1 und kein FP3 hatte, dann war es klar, dass es schwierig werden würde", meint Leclerc.

Im ersten Training störten Reifentests und ungewöhnlich kühle Temperaturen den Fahrbetrieb, und das dritte Training war nach dem bereits angesprochenen Defekt für Leclerc vorbei, bevor es richtig begonnen hatte. Da Ferrari nach einer mäßigen Freitags-Leistung noch einiges an Simulator- und Setup-Arbeit betrieb, wäre die Fahrtzeit am Vormittag für Leclerc von großer Bedeutung gewesen.

So aber konnte er sich auf die Setup-Änderungen nicht mehr einschießen. Stattdessen sprang er im Qualifying ins kalte Wasser: "Nach Q2 hatte ich ein bisschen mehr Hoffnung ins Auto, aber in Q3 waren sie einfach zu schnell. So ist es eben, jetzt fokussieren wir uns auf das Rennen."

Leclerc sorgt sich weiter um Ferrari-Rennpace

In Summe ergibt das dann eine knappe Zehntel Rückstand, und bei einem so engen Qualifying wie in Austin bedeutet das gleich nur den vierten Startplatz. Der Weg an die Spitze wird für Leclerc heute also ein steiniger.

Nicht zuletzt aufgrund seiner Zweifel an Ferraris Reifen-Handling: "Hier haben wir nicht gerade die beste Rennpace des Jahres, also wird es kein einfaches Rennen. Aber alles ist möglich, wenn du einen guten Start hast."