Die Formel 1 fährt 2020 zum letzten Mal auf 13-Zoll-Reifen. Bei den Trainings zum Grand Prix der USA testeten die Piloten die letzte Generation - und waren alles andere als begeistert. Sebastian Vettel übt Kritik, Lewis Hamilton verbietet sich selbst den Mund. Pirelli-Manager Mario Isola bleibt gelassen.

"Ich denke, das war eine Enttäuschung", fällt Vettels Urteil am Freitag in Austin ernüchternd aus. Der Ferrari-Pilot hatte die 2020er Reifen im 1. Freien Training gefahren. Obwohl er beim letzten Pirelli-Test Anfang Oktober in Barcelona zusammen mit Alex Albon und Esteban Ocon über 400 Runden für den Reifenhersteller testete, war er vom finalen Produkt nicht begeistert.

"Es war kein Schritt nach vorne", sagt der viermalige Weltmeister. Lewis Hamilton war ebenfalls am Vormittag auf den Prototypen unterwegs. Der Brite, seit jeher kein großer Fan der Pirelli-Reifen, wollte am liebsten gar nichts zu seinen neuesten Erfahrungen sagen: "Ich muss mich zurückhalten und für den Moment nicht zu viel sagen."

Pirelli nicht überrascht - Räikkönen und Ricciardo auch nicht

Pirelli nimmt sich dieses negative Feedback nicht zu sehr zu Herzen. "Ich bin von ihren Kommentaren nicht überrascht", sagt Mario Isola, der für Pirellis Automobilsport-Programm verantwortlich ist. "Es ist gut, dass sie einen Unterschied spüren können."

Doch das traf längst nicht auf alle Fahrer zu. Während Vettel und Hamilton kritisierten, spürte manch einer überhaupt nichts. "Es waren sowieso nur ein paar Runden und es fühlte sich ziemlich normal an. Nicht unglaublich anders", sagt Alfa-Romeo-Pilot Kimi Räikkönen.

Daniel Ricciardos Erfahrungen nach ist die Kritik seiner Mitstreiter unberechtigt: "Sie haben sich nicht anders angefühlt. Ich war nicht geschockt oder überrascht. Es waren kleine Unterschiede, aber sie waren in Ordnung. Ich habe da keine Bedenken."

Pirelli von eigener Arbeit überzeugt: Weniger Grip kein Grund zur Sorge

Zu Saisonbeginn wurde das Aufwärmverhalten der aktuellen Reifen vor allem von Ferrari bemängelt. Der Reifen brauchte zu lange, um ins Arbeitsfenster zu zu kommen. Isola ist davon überzeugt, die Vorgaben der Teams mit der 2020er Generation eingehalten zu haben.

"Die Hauptziele waren eine bessere Widerstandsfähigkeit, eine bessere Temperaturverteilung und weniger Überhitzen", so der Italiener, der etwaige Nachteile für das Abhaken dieser Punkte gerne in Kauf nimmt: "Wenn dafür etwas weniger Grip vorhanden ist - na und?! Das macht mir keine Sorgen."

Dass die Balance bei Hamilton und Vettel offenbar nicht passte, verwundert ihn darüber hinaus auch nicht. Die Test-Bedingungen im Rahmen eines Trainingsfreitages für ein GP-Wochenende sieht er letztendlich nicht als optimal an.

Pirelli warnt vor voreiligen Schlüssen: Setup muss auf Reifen 2020 eingestellt werden

"Es war ein Test am Rennwochenende, da fokussieren sich die Teams auf die Vorbereitung des Wochenendes. Deshalb hatte niemand die Zeit, das Setup auf die Reifen einzustellen. Der neue Reifen erfordert das. Aber jetzt wissen sie, was sie in Abu Dhabi beim Test erwartet", so Isola, der sich bis zur Auswertung der Austin-Prototypen noch bedeckt halten will: "Ob die Ziele erreicht wurden, müssen wir auf den Daten sehen."

Inwiefern sich die Reifeningenieure der Kritik noch annehmen können, ist fraglich. Vettel scheint sich einem weiteren Jahr Reifen-Frust innerlich aber sowieso schon gefügt zu haben: "Es ist jetzt auch erledigt. Die Reifen fürs nächste Jahr sind abgehakt."