Red Bull hetzte in den Formel-1-Trainings für den Grand Prix der USA wie Ferrari der Bestzeit von Mercedes hinterher. Das Weltmeister-Team sieht das Lager rund um Max Verstappen und Alexander Albon aber trotzdem nicht als Favorit fürs Rennen. Nur Lewis Hamilton wird von den Österreichern ernst genommen. Die eigene Performance war hingegen weniger eindrucksvoll.

"Hamilton ist nach diesen Longruns ganz sicher der Favorit, was den Rennspeed angeht", resümiert Red-Bull-Berater Dr. Helmut Marko und lässt dabei den zweiten Mercedes-Pilot Valtteri Bottas ganz bewusst außen vor. Dessen Pace flößte den Bullen weder auf einer Runde noch bei längeren Stints Angst ein.

"Der, der für uns heraussticht, ist Hamilton", betont Marko gegenüber Motorsport-Magazin.com. Der Brite war nicht nur in Sachen Rennpace der schnellste Mann, sondern fuhr am Nachmittag mit über drei Zehnteln Vorsprung auf Charles Leclerc und Max Verstappen auch die schnellste Zeit des Freitags.

Verstappen spielt Hamilton-Bestzeit herunter

Etwas, das für Verstappen allerdings noch nicht das wahre Kräfteverhältnis zeigt. "Lewis hatte bei seiner schnellsten Runde auf der Gegengeraden einen Windschatten. Ich denke, seine Zeit ist nicht wirklich repräsentativ und der Abstand wahrscheinlich kleiner, als es scheint", sagt der 22-Jährige, der am Vormittag Bestzeit fuhr.

Etwas, das für Red Bull an einem Freitag eher ungewöhnlich ist. Denn normalerweise glänzt der RB15 mit Longrun-Pace, statt mit Qualifying-Speed. "Es ist genau umgekehrt. Wir sind gegenüber Hamilton pro Runde so zwei bis drei Zehntel langsamer", sagt Marko hinsichtlich der Rennpace. "Auf die einzelne Runde sind wir dabei, aber die Longrun-Performance war nicht so gut."

Red Bull hadert in Austin mit den Reifen

Verstappen hatte mit der Balance bei viel Sprit an Bord seine Probleme. "Ich war nicht ganz glücklich. Diese Rennstrecke ist auch zu den Reifen sehr aggressiv", sagt der Niederländer. "Vor allem mit dem Mediumreifen haben wir Probleme", bestätigt Marko die Aussage seines Fahrers.

Ein Faktor konnte bei der Ursachenforschung zumindest schon einmal ausgeschlossen werden. Die kalten Temperaturen in Texas sieht Marko nicht als Grund für die Probleme beim Reifenmanagement. "Ich glaube, es ist das Gesamtpaket. Man hat ja auch gesehen, dass Hülkenberg einen sehr starken Longrun hatte", verweist er auf die sonst deutlich schwächere Konkurrenz, der die Bedingungen offenbar auch nichts ausmachten.

Nach zweimal 90 Minuten Training ist Red Bull jedenfalls immer noch nicht sicher, welchen Weg man für den Rest des Wochenendes wählen will. "Es sieht so aus, als ob der Medium über die Distanz schwieriger ist als der harte Reifen", so Marko. "Es ist eine ähnliche Tendenz wie in Mexiko. Der harte Reifen ist von der Performance her fast gleich, im Abbau aber minimal."

Wie schnell der harte Reifen ist, zeigte Hamilton zu Beginn des FP2. Der Weltmeister fuhr auf der Mischung teilweise schnellere Rundenzeiten als die Konkurrenz auf Medium. Letzteren will Red Bull für das Rennen aber noch nicht aufgeben. "Vielleicht finden wir da noch etwas in der Feinabstimmung, dass wir das noch hinkriegen", hofft Marko.

Albon mit Luft nach oben: Lernprozess nichts Ungewöhnliches

Während Verstappen sich zumindest in der Verfolgerposition des dominanten Hamiltons befindet, sah es bei Teamkollege Alexander Albon zäh aus. Der Rookie war zum ersten Mal auf dem Circuit of The Americas unterwegs und landete im FP2 stramme neun Zehntel hinter Verstappen.

"Meine schnellste Runde wurden wegen Tracklimits gestrichen. Die andere Runde war okay, aber ich habe ein paar Fehler gemacht und da ist Luft nach oben, was mein Fahren und den Umgang mit den Reifen angeht", sagt der Thailänder. "Ich denke, es geht hauptsächlich um Sektor eins und die langsamen Passagen. Aber nach dem ersten Tag auf einer für mich neuen Strecke, ist das nichts Ungewöhnliches."