Böses Erwachen für die Formel 1 zum Auftakt des USA Grand Prix 2019 in Austin. Der Circuit of the Americas (Cota) empfing die Königsklasse in nicht idealem Zustand. Diverse Bodenwellen - heftige Bodenwellen - machten Mensch und auch Maschine in den ersten beiden Trainings am Freitag das Leben schwer.

"Das ist die welligste Strecke der Welt", meldete Lewis Hamilton bereits frühzeitig per Boxenfunk - samt Bedenken, ob das so sicher sei. Was dem noch fünffachen Formel-1-Weltmeister Recht gibt, sind diverse Zwischenfälle in beiden Sessions, allen voran der Crash Romain Grosjeans in FP2.

Fahrer fordern: Muss 2020 gelöst werden

Auf die kühlen Bedingungen und dementsprechende Schwierigkeiten mit den Reifen führen die Fahrer die unzähligen Dreher und Abflüge jedoch erst in zweiter Linie zurück. Vor allem geht es um die 'Bumps', insbesondere in Kurve eins. Dort befindet sich eine regelrechte Sprungschanze, wie Onboard-Aufnahmen deutlich zeigen:

"Der Hauptpunkt waren heute die ganzen Bodenwellen auf der Strecke. Da konntest du das Auto leicht verlieren", klagt etwa Alfa Romeos Antonio Giovinazzi. Der Italiener fordert: "Das muss für nächstes Jahr verbessert werden."

Ferrari fürchtet Folgen für Zuverlässigkeit

Noch schneller gehen sollte es wohl für Ferrari. Wie Teamchef Mattia Binotto berichtet, stand Charles Leclercs Problem mit dem Bremspedal im Zusammenhang mit den Bodenwellen. "Ja, es ist wellig. Jetzt zu sagen, dass es die Zuverlässigkeit nicht beeinträchtigen wird, wäre sehr kühn, denn später am Wochenende könnte es sich als das Gegenteil erweisen", warnt Binotto.

"Tatsache ist: Heute Morgen hatten wir bei Charles eine kleine Unannehmlichkeit, die, wie wir glauben, auf einer Bodenwelle entstanden ist" so Binotto. "Also ja, das muss gemanagt werden. Wir müssen uns dessen bewusst sein und sicherstellen, dass es das Ergebnis nicht beeinflusst."

Auto verstärken & Co: Teams müssen reagieren

Gemanagt heißt in dem Fall weniger von Seiten des Cota gelöst. So schnell wird man Bodenwellen eben nicht los. Da muss schweres Geschütz her. Stattdessen müssen sich die Teams sich darauf einstellen. Womöglich auch zu Ungunsten der Performance durch Verstärkungen empfindlicher Teile - ein Gewichtszuwachs. "Es wird ein Kompromiss werden. Es könnte eine interessante Herausforderung für uns alle werden", sagt Renault-Teamchef Cyril Abiteboul.

Weniger Sorgen macht sich McLaren-CEO Zak Brown. "Ich bin wegen der Standfestigkeit des Autos nicht besorgt", sagt der US-Amerikaner. "Aber es könnte einen oder zwei Fahrer im Rennen erwischen", mahnt Brown. Oder schon im Training, wie es sein Fahrer Carlos Sainz in den Kurven fünf und sechs erlebte.

Red-Bull-Fahrer entspannt: Auto steckt das weg

An dieser Stelle erwischte es auch Grosjean. Dennoch regt sich der Franzose nicht einmal auf. "Ich denke, dass die Bodenwellen ziemlich cool sind", so der Haas-Pilot. Tatsächlich steht er damit längst nicht allein. "Mir ist das lieber als eine perfekte Strecke, die sich wie ein Videospiel anfühlt. Manche Kurven sind ungemütlich, aber es gibt der Strecke einen Charakter", sagt Daniel Ricciardo. So schlimm, dass die Autos es nicht aushielten sei es auch nicht. Ähnlich sieht das Alex Albon. "Es gibt viele Bodenwellen, aber ich denke, dass es im TV schlimmer aussieht als es sich anfühlt. Unser Auto ist da sowieso ziemlich gut", sagt der Red-Bull-Fahrer.

Kritischer, aber nicht wirklich genervt äußert sich Teamkollege Max Verstappen: "Die Strecke scheint jedes Jahr immer welliger zu werden. Mich stören Bodenwellen nicht, aber die hier sind echt heftig und es ist schon mehr ein Sprung, sodass deine Räder den Bodenkontakt verlieren."

Hamilton will ein Kissen: Hatte Kopfschmerzen!

Ganz anders klingt da Lewis Hamilton. Auch nach seinen Schimpftiraden am Funk legt der Weltmeister nach. "Nach der ersten Session fühlte ich mich nicht gut. Das ist die welligste Strecke auf der ich bisher war. Ich hatte solche Kopfschmerzen. Ich bin auch für Charakter einer Strecke und kein Freund glatter Kurse, aber das hier ist echt heftig und dafür haben wir nicht die Aufhängung. Deshalb hatte ich heftige Kopfschmerzen und musste mich erstmal hinlegen", berichtet Hamilton. Auch Pierre Gasly spürte die Folgen. "Ich spüre meinen Rücken jetzt stärker als gewöhnlich", berichtet der Franzose.

Immerhin für das zweite Training habe Mercedes leichte Anpassungen vornehmen können. "Aber im Grunde müssen wir einfach damit klarkommen. Ich stecke vielleicht ein Kissen in meinen Sitz", scherzt Hamilton. Teamkollege Valtteri Bottas ist ebenfalls kein Fan. "Es ist sehr wellig, habe ich so noch nicht erlebt. Ein paar Stellen sind echt ziemlich hart, man spürt es auf jeden Fall. Ich hoffe nur, dass die Autos das aushalten."

Vettel: Charakter ja, aber das ist zu extrem

Vor allem die Kurven fünf und sechs seien knifflig. "Das ist eine sehr schnelle Passage und wenn dein Heck da nicht stabil ist, weil die Bumps dich aus dem nichts erwischen, dann hast du da ein paar Momente", schildert Bottas Szenen wie bei Sainz und Grosjean. "Und das Bremsen in Kurve eins ist natürlich sehr knifflig."

Sebastian Vettel hält die Bodenwellen ebenfalls für zu extrem. "Es ist echt schlimm, aber ich denke nicht, dass sie jetzt was machen können. Die Strecke ist nicht in bester Verfassung mit all den Wellen", sagt der Ferrari-Pilot. "Das ist der schlechteste Strecken-Zustand, den wir haben", legt Vettel nach.

Hülkenberg durchgeschüttelt und geprügelt

"Hier und da eine Bodenwelle gehört auch zum Charakter einer Strecke, aber hier ist die eine oder andere dabei, die sieht mehr nach Schanze aus! […] Ich weiß nicht, ob da beim Bau vor ein paar Jahren gepfuscht wurde, aber für nächstes Jahr müssen wir auf jeden Fall schauen, dass wir was machen."

Ähnlich sieht es Landsmann Nico Hülkenberg. "Die Strecke wird hier jedes Jahr welliger. Man wird ordentlich durchgeschüttelt und geprügelt. Das kann man nicht anders sagen", berichtet der Emmericher. Doch irgendwie gefällt es dem Renault-Fahrer auch. " Es gibt der strecke Charakter und eine extra Herausforderung. Nicht so schlecht eigentlich."

Rookie Russell: Echt schlimm, aber fahrbar

Ebenfalls keine gravierenderen Auswirkungen erwartet George Russell. "Es ist vor allem in Kurve eins. Da ist es richtig schlimm. Auch in Kurve neun [dort geriet etwa Leclerc in Turbulenzen] am Ausgang, wenn du über die Kuppe kommst und wieder ans Gas gehst, da ist es auch echt schlimm", schildert der Brite zwar durchaus vorhandene Probleme. Aber: "Es ist nicht ideal, aber definitiv fahrbar."

Kurios ist die Einschätzung seines Teamkollegen. Robert Kubica war bereits auf die Bodenwellen eingestellt. "Ich wusste das schon. Ich habe einen Freund, der hier arbeitet und er sagte mir, dass es die letzten vier, fünf Monate viel schlechter geworden ist", berichtet der Pole.

Kubica: Bodenwellen immerhin nur in einer Kurve im Weg

Doch auch für ihn sei es halb so wild. "Wir können nur froh sein, dass sie bis auf Kurve eins nirgendwo sind, wo es das Fahren stört. Aber es sind komische Wellen. Das Problem ist, dass du mit Hinterachse den Kontakt zum Asphalt verlierst." Selbst FP1-Tester Nicholas Latifi, von anderen Problemen gebremst, bemerkte auf seinen wenigen Runden die Bodenwellen: "Das waren vielleicht die größten, die ich je auf einer Strecke erlebt habe!"